Das Peak-Oil-Barometer zeigt zwei Anpassungen, sowohl im Preisszenario für die kommenden 12 Monate als auch beim Ölversorgungsrisikoindex.
Gert Schmidt:
"Der Markt beginnt jetzt, auf die Hinweise seit Mitte Januar zu reagieren: Unter medialer Begleitung und mit hohem Umsatz waren die Brent-Notierungen überdurchschnittlich geklettert - Kennzeichen einer Überhitzung.
Das wird jetzt korrigiert - voraussichtlich auch das Auseinanderlaufen von Brent und WTI. Deshalb darf das Aufwärtspotenzial als moderat eingestuft werden. Preisrisiko für die nächsten 12 Monate: rund zehn Prozent.
Wir prüfen das Szenario täglich auf Veränderungen, so dass das
Preisrisikobarometer bei Bedarf angepasst wird. Aufgrund der jüngsten Entwicklung ist es wahrscheinlicher, dass das Barometer nach unten angepasst wird, als dass es in den roten Bereich steigt.
Steffen Bukold:
Im jüngsten Monatsbericht der IEA wurden die Schätzungen zur Ölnachfrage erneut angehoben: Für 2010 werden +2,84 mb/d errechnet, für 2011 werden +1,45 mb/d erwartet. Demgegenüber kann das Ölangebot außerhalb der OPEC nur um 1,13 bzw. 0,66 mb/d erweitert werden. Damit bleibt eine Versorgungslücke von 2,5 mb/d, die von der OPEC geschlossen werden muss. Die EIA kommt im jüngsten STEO auf einen noch höheren zusätzlichen "Call on OPEC" von 4,2 mb/d, wobei allerdings auch das Jahr 2012 berücksichtigt wird. Im selben Umfang wird die Reservekapazität der OPEC-Staaten schrumpfen. Die steil steigende Nachfrage muss ab 2012 durch rasche Erschließungen u.a. in Irak, Brasilien und im Kaspischen Raum kompensiert werden.
Außerdem: Das Manager-Magazin berichtet über die große Einkaufstour Chinas. Das Land kauft sich seit 2008 intensiver in Kanada ein, jüngster Deal: Petrochina kauft für 5,4 Milliarden Dollar die Hälfte des Cutbank-Gasfeldes von Encana in der kanadischen Provinz British Columbia. (Bericht, Fotostrecke)
Außerdem:
- Neuerscheinung von Jörg Schindler: "Öl-Dämmerung"
- ARTE-Doku "Kaufen für die Müllhalde", in der es unterschwellig auch um Ressourcenverschwendung geht (Stichwort: geplante Obsoleszenz)
- Klaus Bergmann von esyoil äußert den Verdacht, die Finanzjongleure horten Öl, um von künftig steigenden Preisen zu profitieren
Ergänzung:
Die neuen Annahmen des IEA wurden vermutlich in den vergangenen Tagen mit der Kursspitze beantwortet. Das ist jetzt in den Kursen enthalten.
Allerdings erscheint es aufgrund der knapperen Reservesituation und der Versorgungslücke gut vorstellbar, dass sich die Preise sehrbald stabilisieren und anschließend wieder steigen. Die Hoffnung auf eine längere Seitwärtsbewegung wird dadurch geschmälert.
Kommt es zu einem “Washout”, bei dem die Spekulanten abgeschüttelt werden (Kennzeichen: hohe Umsätze), die im Januar auf eine Verschärfung der Ägyptenkrise setzten, wäre die Konsolidierung beendet.
Das bleibt abzuwarten.
Auf jeden Fall führen die neuen Erkenntnisse von Steffen dazu, dass ich mir mögliche Long-Signale sehr genau anschaue.
Ich setze das Peak Oil Preisrisiko-Barometer eine Stufe höher:
Weil Brent heute ein neues Zwischenhoch erreichte, besteht der Verdacht, dass Hausse vorliegt, die besondere Bedingungen setzt.
Darin würden hohe Investitionsquoten und Überhitzungserscheinungen keine Rückschläge ankündigen (wie Anfang Februar beschrieben) und wie in dem Bericht oben aufgezeigt, sondern die Markt nach oben davonlaufen lassen.
Ähnliche Entwicklungen gab es auch im Frühjahr/Sommer 2010, kurz bevor Mais- und Weizenpreise stetig kletterten.
Interpretation: Hohe Investitionsquoten entstehen, weil gut informierte Marktteilnehmer an ihren Positionen festhalten, weil sie über besondere Informationen verfügen.
So ist es denkbar, dass die Revolutionen in den arabischen Ländern von diesen Insidern so interpretiert werden, dass sie eine bevorstehende Verknappung an den Ölmärkten erwarten.
Das ist auch Bestandteil der Peak Oil Szenarien von Prof. Blendinger, der kritisiert, dass unsere Energieversorgung über unsichere Staaten stattfindet.
Werden im Rahmen der Revolutionen Förderanlagen zerstört und der Handel gebremst, würden die Preise kräftig zulegen.
Dann wäre die Konsolidierung bei WTI die Basis für den nächsten Anstieg und Brent würde ohne Pause weiterklettern.
Die Indikatoren würden das Szenario mit einem neuen Hoch von Brent Oil bestätigen, insbesondere, wenn auch WTI über 100 USD steigt.
Zur Mittagszeit notierte Brent noch bei 104 USD.
Zum Börsenschluß katapultierten sich die Notierungen auf 108 USD – eine Steigerung von fünf Prozent gegenüber dem Vortag.
Das bestätigt die Befürchtungen der Markttechnik von heute: Es besteht die Gefahr, dass die Preise dynamisch weiter steigen.
Die neue Situation betrifft auch andere Rohstoffe, z.B. Raps:
http://futuresource.quote.com/quotes/quote.action?symbol=ECO+K1-ENC
Die Preise schlossen nach einem kräftigen Minus noch im Plus.
Die Rückschläge in den vergangenen Tagen bei Ölsaaten können als vollständige Konsolidierung angesehen werden – die Basis für weitere Preissteigerungen.
Missernten und Revolutionen erhöhen die “Peak Everything” gefahren.
Aufgrund der gestern geschlossenen US-Börsen fehlen Daten, um die Situation vollständig beurteilen zu können.
Schließlich sind die Rohölpreise eingebettet in das Verhalten der Aktien- und Anleihemärkte, sowie in reflexive Ereignisse bei Sojabohnen, Edelmetallen und Währungen. Für all das sind die US-Daten zur Trendbeurteilung von großer Bedeutung.
Aber aufgrund der abgespeckten Datenbasis aus Europa wurde das Preisrisiko-Barometer erneut um eine kleine Stufe erhöht.
Das war erforderlich, weil der Ausbruch nach oben (feiertagsbedingt) mit niedrigen Umsätzen stattfand. Dadurch wurden zahlreiche Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt.
Das erhält den Aufwärtstrend und das Potenzial für einen weiteren Anstieg. Es handelt sich nicht um eine voerübergehende Spekulation, sondern voraussichtlich um dauerhaft höhere Preise.
Die Risiken für weitere Preissteigerungen sind dadurch gestiegen.
Hinweis: Im Chart des Preisrisiko-Barometers auf der Indikatorseite unten wird jetzt auch die Preisentwicklung des WTI eingezeichnet.
http://www.peak-oil.com/peak-oil-barometer/preisrisiko-barometer-indikatoren/
Das Auseinanderlaufen beider Ölsorten, als wären es zwei verschiedene Rohstoffe, wird dadurch erkennbar.