BASF steigt mit Wintershall bei South Stream ein - was hat das mit Peak Oil zu tun?
Das Geschäft der Chemieindustrie ist es, Rohstoffe so zu verarbeiten, dass diese in den weiterführenden Produktionsprozess eingefügt werden können. Der Input in die Prozesse der deutschen Chemieindustrie ist zu 70% Öl, ohne Öl schrumpft diese Industrie massiv. In seinem Buch "Warum die Welt immer kleiner wird - Erdöl und das Ende der Globalisierung" berichtet Jeff Rubin, dass in den vergangenen Jahren ein Großteil der Investitionen in diese Branche bereits in den arabischen Raum geflossen sind. Das macht Sinn: Den Rohstoff da zu verarbeiten, wo er aus dem Boden kommt erlaubt kurze (risikoärmere) Transportwege, aber auch direkteren Zugriff auf den Rohstoff. Wer in Europa Erdöl zu Chemieprodukten verarbeiten will, muss sicherstellen, dass dieser Rohstoff zu ihm kommt.
Vor diesem Hintergrund macht eine Beteiligung eines Chemiekonzerns an einer Leitung für Erdgas Sinn. Mit dem Investment in die Infrastruktur ist, so berichtet die Märkische Allgemeine, auch ein Liefervertrag verbunden. BASF sichert sich somit direkteren Zugang zu Kohlenwasserstoffen, die, wie Peak Oil besagt, künftig knapper und teurer werden. Es darf erwartet werden, dass die bisherige Planung der Leitung (bis zum einen oder anderen BASF-Werk) erweitert wird.
Quelle: Wikipedia:South Stream
Gleichzeitig hebt BASF seine Preise für die eigenen Produkte an. Sowohl für Produkte für die Landwirtschaft (Propionsäure zur Konservierung von Getreide) als auch für die Automobilindustrie (Kühlschutzmittel, Bremsflüssigkeiten) sind entsprechende Berichte zu finden. Verwunderlich, dass die (an BASF beteiligten) Analysten von HSBC die Aktie zum Kauf "übergewichten"?
Die Diversifizierung der Rohstoffseite wird für die Unternehmen künftig wichtiger. BASF sichert sich Erdgas, weil Peak Gas noch etwas weiter in der Zukunft liegt als Peak Oil. Der Kampf auf unternehmerischer Seite um den Zugang zu Kohlenwasserstoffen ist anhand diesen Beispiels sichtbar und wird sich ebenfalls intensivieren. Ein Kampf, den andere jedoch nur bedingt führen können: So berichten einzelne kunststoffverarbeitende Betriebe, dass die Lieferung von Kunststoffgranulaten derzeit stockt. Sie vermuten, dass dies weniger mit der natürlichen Verknappung von Erdöl zusammenhängt, sondern mehr mit einer künstlichen Verknappung durch die verarbeitende Chemieindustrie...