Die europäische Statistikbehörde Eurostat hat sich anläßlich der EU-Woche für erneuerbare Energien mit den Quellen in den EU-27-Ländern befasst:
Im Jahr 2009 blieb Öl die Hauptenergiequelle in der EU27, mit einem Anteil von 37% am gesamten Bruttoinlandsenergieverbrauch. [...]
Öl hat einen Anteil von mehr als der Hälfte des Energieversorgung in Malta (100% des gesamten Bruttoinlandsenergieverbrauchs), Zypern (96%), Luxemburg (63%), Griechenland (55%), Irland (52%) und Portugal (50%).
Schaut man sich die veröffentlichte Tabelle an, so fällt auf, dass insbesondere Länder des ehemaligen Ostblocks mit einem vergleichsweise geringen Anteil an Öl als Energieträger auskommen, meist unter 30%:
- Bulgarien: 25,0%
- Tschechische Republik: 22,6%
- Estland: 18,7%
- Ungarn: 28,4%
- Polen: 26,3%
- Rumänien: 25,8%
- Slowakei: 20,5%
Die Tendenz des Ölverbrauchs dieser Länder ist seit 1999 aber überwiegend: Steigend! Nur Finnland (29,9%) und Schweden (27,5%) liegen als Nicht-Ex-Ostblock-Staaten unter 30%. Beide Länder gehören neben Lettland und Österreich zu den Hauptnutzern erneuerbarer Energiequellen.
Interessant ist diese Aufstellung insbesondere deshalb, weil in den Ostblock-Staaten Erdöl immer ein knappes Gut war. Die Eigenproduktion der Länder war nie besonders hoch (mit Ausnahme Russlands), der Einkauf von Erdöl auf dem Weltmarkt war teuer und musste mit Dollar bezahlt werden, an die die Länder nur kamen, wenn sie im Gegenzug entsprechende Exportprodukte herstellten und verkauften. Möge sich die politische Situation in diesen Ländern nach 1989 westlichen Demokratien angenähert haben, die ökonomische Situation ist sicherlich weit von Produktivität und Export-Orientierung wie beispielsweise in Deutschland entfernt. Die Steigerung des Anteils von Öl am Gesamtenergieverbrauch mag einerseits der Anpassung der Ökonomien geschuldet sein, andererseits einem sicherlich steigenden Individualverkehr. Denn das besondere an Erdöl im Vergleich zu den anderen Energieträgern ist, dass es ein Fast-Monopol im Transportbereich darstellt und nicht so einfach durch andere Energieträger ersetzbar ist.
Wollen Volkswirtschaften also ähnliche Transportintensitäten entwickeln wie dies in den Industrieländern des Westens üblich ist, so sind sie beim Stand der Technik auf Ölprodukte als Treibstoffe angewiesen. Hinsichtlich Peak Oil stellt sich die Frage: Sind die ehemaligen Ostblock-Länder also weniger stark bedroht, weil ihre Ökonomien noch anders (weniger verkehrsintensiv) strukturiert sind?