Das Peak Oil-Barometer hat ein Update bekommen, die Tendenz bleibt wie in den vergangenen Monaten: Libyen liefert keine nennenswerten Mengen an Öl mehr und obwohl die Versorgungslage gut ist, ist mittelfristig mit steigenden Preisen und starken Preisschwankungen zu rechnen: Zum Barometer
Vergangenen Montag gab es in Halle (Saale) im LUX-Kino den Film "A crude Awakening - The Oil Crash" in der Filmreihe "globale" zu sehen. Etwa 90 Besucher kamen, ließen sich die Laune verderben und blieben sitzen, um sich an einer Diskussion zu beteiligen. Es diskutierten Harald Frey, Mitarbeiter der Total-Raffinerie in Leuna und ich, Norbert Rost, peak-oil.com. Moderiert wurde die Diskussion von Prof. Thomas Martin von der FH Merseburg. Harald Frey sprach nicht für seinen Arbeitgeber, sondern als Privatperson. Peak Oil im Sinne eines globalen Förderhöhepunktes wurde von keinem der Anwesenden bestritten, auch war man sich relativ einig darüber, dass eine Verringerung der verfügbaren Erdölmengen unsere Lebensweise verändern würde. Harald Frey verwies darauf, dass noch vor 20 Jahren mehrere tausend Mitarbeiter der Raffinerie täglich mit dem Zug zur Arbeit fuhr und die heutige Mitarbeiterschar von einigen Hundert nahezu vollständig mit dem eigenen Auto kommt. Die Individualisierung des Verkehrs und die weite Verbreitung "der kleinen bunten Kisten" erzwingt einen hohen Ölverbrauch und beschert seinem Arbeitgeber gute Einnahmen. Eine Verringerung der verfügbaren Mengen und ein höherer Preis würde, so sieht er es, unsere Mobilität vermutlich ändern.
Wenig Lob hatte er für die Biotreibstoffe übrig, die aufwändig herzustellen sind und in der Energiebilanz nicht besonders gut ausfallen. Sorgen macht ihm Peak Oil jedoch keine: Der Preis wird es regeln, so sein Fazit.
Das konnte ich nicht unwidersprochen stehenlassen und verwies darauf, welche Wirkungen ein steigender Ölpreis auf die unterschiedlichsten Branchen haben würde. Nicht nur der Verkehr ist betroffen, auch die Chemieindustrie als auch alle an diesen Branchen hängenden Unternehmen. Peak Oil ist ein "systemisches Problem". Dem Ruf aus dem Publikum, die Politik möge sich endlich um das Thema kümmern, setzte ich entgegen, dass man von dort besser nicht zuviel erwarten sollte, sondern sich lieber am Ansatz der Transition Towns orientiert und die wichtigen Dinge bei sich vor Ort regelt. Lokal hat jeder Einfluss, es gilt, ihn zu nutzen.
Die allgemeine Diskussion schrammte die Themen Klimawandel und natürlich: Elektromobilität. Schnell wurde deutlich, dass der heutige Stand der technischen Entwicklung nicht ausreicht, um dasselbe Verkehrsniveau zu erreichen, wenn es allein auf Elektro-Basis passieren soll. Die zu geringe Energiedichte der Batterien verhindert den Betrieb größerer LKWs, die aber Grundvoraussetzung unserer heutigen Wirtschaftsweise sind. Dass die Äpfel künftig wieder aus der Region statt aus Neuseeland kommen werden, war ein Fazit des Abends...