300 Millionen Barrel Erdöl soll das neue Statoil-Ölfeld haben, was das Handelsblatt von einem "Riesenfund" sprechen läßt. Zusammen mit dem Vorgängerfund haben die zwei Felder Havis und Skrugard in der arktischen Barentssee 600 Millionen Fass, bei einem Welt-Tagesverbrauch von 85 Millionen Fass entspricht das also 7 Welt-Tages-Verbräuchen. "Riesenfund"? Ähnlich hysterisch klangen die Schlagzeilen vergangenen August, als Statoil ebenfalls ein "riesiges Ölfeld in der Nordsee" fand und im November, als eine 11-Tages-Reserve gefunden wurde. Seit der August-Meldung sind inzwischen über 120 Tage vergangen, der kritische Geist mag selbst berechnen, wie relevant die neuen Funde sind.
Die Lücke zwischen Ölfunden und Ölförderung wird seit Mitte der 1980er immer größer, wie obenstehende Grafik aus dem Do The Math-Blog von Tom Murphy zeigt. Wir verbrauchen mehr doppelt so viel, wie wir finden, es braucht nicht viel mathematisches Genie, um die daraus folgenden Probleme abzuleiten. Murphy nutzt zur Erklärung eine Analogie:
Stell dir vor, dein Lebensstil benötigt 30.000 Euro pro Jahr für Miete, Essen, Reisen, Unterhaltung, Bekleidung usw., insbesondere um deinen Lebensstil nicht abfallen zu lassen. Was passiert, wenn man dir mitteilt, dass deine Einnahmen nur noch 10.000 Euro pro Jahr betragen und es sei ziemlich sicher, dass es von diesem Niveau künftig nur noch heruntergeht. Ich denke, das würde dich erschüttern. Aber weil du vor einiger Zeit 60.000 Euro beiseite gelegt hast, weil du sparsam warst, hast du ein Stückchen Puffer angespart. Trotzdem sollte die neue Situation und die absehbare Entwicklung ernsthafte Besorgnis auslösen. Dies ist vergleichbar mit den Öl-Funden, unserem "Einkommen". Ersetze einfach "Euro" durch "Millionen Fass Erdöl" und wir haben eine gute Analogie.
Wir leben, was unseren Ölverbrauch betrifft, von den Reserven. Daran ändern auch die Peanuts von Statoil nichts.
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Peak Oil kommt langsam (!) in der Blogosphäre an:
- Grundsatzartikel von Thomas Schmid bei Final-Frontier.ch
- Energiepreise24.de + Energieblog24.de
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- trader blog - Energiepflanzen als Alternative zum Öl
- Enter the City über Transition Towns
hallo norbert rost,
“Peak Oil kommt langsam (!) in der Blogosphäre an”
ergänzend möchte ich darauf hinweisen, dass das thema in “nischenblogs” wie meinem schon seit jahren eine rolle spielt, unter ganz verschiedenen aspekten:
http://autismuskritik.twoday.net/stories/assoziation-peak-oil-und-burn-out/
http://autismuskritik.twoday.net/stories/notiz-peak-oil-die-oekonomische-krise-und-etwas-entropie/
http://autismuskritik.twoday.net/stories/assoziation-zum-oeligen-menetekel-im-golf-zwei-saetze-weitergedacht-1/
und einer der ersten, schon ein paar jährchen alt:
http://autismuskritik.twoday.net/stories/4946143/
und auch in anderen blogs ist das thema schon seit jahren latent präsent. nebenbei: von Ihrer seite erhalte ich immer wieder interessanten input, darum wünsche ich mir auch aus ganz egoistischen gründen ;-), dass peak-oil.com weiter wächst und bekannter wird. und Ihnen ein gutes jahr und gesundheit.
mfg
mo