Obwohl Ölheizungen kaum noch in neu gebauten Wohnungen verbaut werden, heizt fast jede dritte Wohnung in Deutschland weiterhin mit Heizöl. Wie untenstehende Abbildung aus dem jüngsten Quartalsbericht der AG Energiebilanzen zeigt, waren 2012 immer noch 29% aller deutschen Wohnungen mit einer Ölheizung ausgestattet. Fast jede zweite Wohnung heizt mit Gas:
Während der Anteil der Ölheizungen im Wohnungsbestand seit 1995 langsam aber stetig abnimmt, nahm der der Gasheizungen immer weiter zu, auch wenn sich langsam ein Maximum herauskristallisiert. Direkt mit fossilen Energien werden 80% der deutschen Wohnungen beheizt. Der Anteil von Fernwärme blieb bei leicht steigender Tendenz nahezu unverändert, Festbrennstoffe nahmen stark ab (Vermutung: Kohle raus). Dder Anteil der Wärmepumpen am Gesamtbestand ist so gering, dass die Zahlen neben das Diagramm gesetzt wurden. Immerhin hat dieser Bereich den größten Zuwachs, auch wenn bislang weniger als 1% des Wohnungsbestandes hauptsächlich Umgebungswärme zum Heizen nutzt. Hinzu kommen zehntausende kleinere Solarthermie-Anlagen, die jedoch meist als Heizunterstützer dienen und selten Haupt-Wärmequelle sind.
Zwischen 1995 und 2012 kamen trotz stagnierender Einwohnerzahl in Deutschland 3,1 Millionen Wohnungen dazu. Die Vereinzelung nimmt zu, die Wohnfläche pro Kopf ebenfalls. Europas Überschreiten des Peak Oil und Peak Gas hat sich in der Heiztechnik im Wohnungsbestand bislang nicht wirklich niedergeschlagen.
Anderes:
- N-TV: Grade noch WEOs Liebling, jetzt: Brasiliens Tiefsee-Ölphorie hat Schlagseite
- mm.de: Kältewelle in den USA läßt Gaspreis Kapriolen schlagen. Erste Papier-Hersteller haben wirtschaftliche Probleme
- Steffen Bukold berechnet: Bei aktueller Wende-Geschwindigkeit wird Deutschland imJahr 2154 postfossil funktionieren...
- Dokumentation der 2013er Konferenz des brandenburgischen Energietechnik-Clusters (am rechten Rand auf Download klicken)
Hier mal ein Chart der Baugenehmigungen seit 1979: http://www.querschuesse.de/wp-content/uploads/2014/01/1a189-450×319.jpg
Spitze mit über 400.000 Wohnungen in 1995 und seit dem nur runter… bis auf das Zuckerlein vor ende der Eigenheimzulage. Seit 2009 wieder zaghaft rauf.
Das heißt das wir neueren Wohnbaubestand (EnEV 2002 und schärfer) erst recht wenig haben dürften. Wenn ich aber oft die Styroporverkleideten und Zwangsbelüfteten Häuser sehe (ein Guter Freund hat auch so gebaut)… dann ist das wohl teilweise nicht mal nachteilig.
Wikipedia noch zu den Heizungsanlagen und der EnEv 2014: “80 Prozent der Deutschen heizen mit veralteter Technik. Dennoch erfasst die EnEV 2014 nur wenige dieser überholten Heizungen. Rund 11 Millionen alte Niedertemperaturheizungen fallen nicht unter die Austauschpflicht, entsprechen aber auch nicht dem Stand der Technik. Der Bundesverband Erneuerbare Energie kritisierte die EnEV daher als “wirkungslos”.[7].”
@ Ert
“80 Prozent der Deutschen heizen mit veralteter Technik.”
Warum wohl?
Weil vielleicht die Deutschen der Lügen bezüglich Inflation zum Trotz doch viel, viel weniger Einkommen haben?
(Wo waren denn die Gewerkschaften, als der wirtschaftliche Aufschwung 2009 begann? Gewerkschaftmitglieder sind ja jetzt noch zu feige, für mehr Lohn zu streiken, ja, die fallen sogar den Arbeitslosen und Hartzern in den Rückern. Etwas schlimmeres als die gibt es nicht.)
Die Abnahme von Kohle, Holz und sonstiges würde ich dem Ende Ehemaligen DDR zugrunde legen, die sehr viel mit Kohle und Holz geheizt haben. Was dann noch übrig bleibt an Veränderung hat sicher rein finanzielle Gründe.
Änderungen wegen Peak-Oil, Energiemangel allgemein?
0%
Die Änderungen werden erst dann eintreten, wenn der Eisberg schon fast in greifbarer Nähe ist. Was dann passiert, dürfte dem “Unfall” der Titanic sehr ähnlich sein.
@Stefan
Ja, aber die Titanik ist nur wegen des Sie umgebenden tiefen Wassers gesunken. Den Eisberg, den Captain und den Konstrukteur trifft absolut keine Schuld ;-)
Wie soll sich auch was tun, wenn im allgemeinen Empfinden alle über die (zumindest die energetischen Verbrauchsanforderungen) EnEv und die damit verbundenen Kosten schimpfen?
Auch im Automobilmarkt passiert doch nichts Ausser dem Trend zu den SUV’s. Das zeigt doch, das Einkommen oder Vermögen das da ist auch ausgegeben wird.
Deswegen fordern ja auch Niko Paech die freiwillige Reduktion der Einkommen, , E. Ulrich von Weizäcker (Faktor 5) die besteuerung von Effizienzgewinnen (Rebound) und John Maynard Keynes die ökonomisierung der Umwelt – damit auch Verbrauch/Verschmutzung von Wasser, Luft, etc. nicht für Lau ist und andere die Folgekosten tragen.
Das ist ja alles richtig, aber jeder kann sich die emotionale Reaktion vorstellen auf “das Öl wird knapp”.
Das kann man dem Volk nicht verkaufen, das würde sofort eine Panikreaktion auslösen. Zunächst moderate Hamsterkäufe, die die Preise steigen lassen, welche dann den befürchteten tipping Point auslösen.
Wenn Peak Oil nicht ernsthaft öffentlich diskutiert wird, dann weil es ein verdammt heißes Eisen ist.
Angenommen, die Regierung würde Medienkampagnen starten, die statt zu viel CO2 zu wenig Öl propagieren und wegen Ölmangel zu Sparsamkeit aufrufen.
Wie soll man das machen, ohne eine Panik auszulösen? Völlig unmöglich.
Die Regierungen warnen bereits mit Hochdruck auf Peak-Oil, aber eben um die Ecke. Direkt können die das nicht sagen, eben wegen dem höchst emotionalen (gehirnamputierten) verhalten großer Menschenmassen.
@Stefan: Jedenfalls können sie es nicht in der Form kommunizieren, dass keine Wege vorhanden seien. Wenn, dann muss das Thema mit einer Zukunftsdiskussion verbunden sein, die deutlich macht, was geht und wohin man gemeinsam gehen sollte.
Wenn ich mir anschaue welche Diskussionen, Papers, Initiativen, Vereine, Thinktanks etc. pp. es seitens der Industrie, Politik, Vereinen, etc. gibt wird mir ganz schwummerig.
Das erneuerbare Energienegesetz, die EnEv, Ökosteuer, gestiegene Öl- und Gaspreise… also das wird ja nicht gerade verheimlicht.
Die Lösungen gibt es doch zu großen Teilen auch… aber ohne das das Problem ernsthaftig in der Breite thematisiert wird… und das ist wirklich ein Problem! Es ist ja nicht auswegslos für die Politik… aber warum will die Nicht? Liegt es an den Subventionen die wir global für fossile Energien und Atom rausschleudern? Wollen die Big Player die Thematisierung nicht, weil Sie um ihr “free lunch” fürchten?
Gerade der momentane “Schwebezustand” ist doch ganz schlimm. Wer jetzt irgendwas macht / investiert / baut, der hat aktuell ja gar keine Planungs- und Kalkulationssicherheit mehr. Selbst wir rätseln ja im die Zeitpunkte in denen Veränderungen eintreten… weil wir viele Daten gar nicht bekommen.
Niko Paech, E. Ulrich von Weizäcker, John Maynard Keynes:
Ja, die Leute mit einem FETTEN, SATTEN Einkommen fordern von den anderen, dass sie sparen. Hahahaha!
@Frank
Die Leute sehen die systemischen Probleme die unsere Lebensweise hat.
Bei Paech habe ich nicht das Geführ, das er A predigt und B lebt.
Keynes hat die ganze Ökonomie wirklich weiter gebracht – und das was Keynes bei Brenton Woods gegen die Interessen der USA versucht hat war sehr gut und Wäre besser als den $ Scheiss den wir heute haben. Keynes hat sich auch gegen den Vertrag von Versailles ausgesprochen und die Problematik die zum WKII geführt hat vorhergesagt – und wurde dafür politisch geschasst. Der hätte seine Zeit anders verbringen können.
Zu Weizäcker kann ich weniger Sagen – aber er versucht Lösungen zu formulieren, die zumindest mit unserer aktuellen Systemlogik und auch politisch durchsetzbar wären. Das ist mehr als viele andere machen.
@ Ert
Ja, das mit Versailles und Keynes ist richtig.
Ohne Versailles (und den Hass der Franzosen auf Deutschland) hätte es nie einen Hitler als Reichskanzler gegeben.
@ Frank
Zu Weizäcker und Keynes kann ich nichts sagen, aber Niko Paech muss ich in Schutz nehmen.
Er hat zur Zeit nur eine Professoren-Stelle als Vertreter der Professur. Das bedeutet sobald ein geeigneter Kandidat gefunden wird, wird er seine gut bezahlte Vollzeitstelle wieder verlieren. Und er wollte sie auch gar nicht. Er hat lange Zeit in Teilzeit gearbeitet und sich dazu mit Vorträgen über Wasser gehalten. Viel verdient hat er da nicht. Und so will er auch wieder leben, sobald sein Vertretungsjob beendet ist.
Er lebt es also vor mit der Einkommensreduktion und führt meines Wissens nach auch ein möglichst umweltschonendes Leben.
Es gab vor kurzem auch irgendwo ein Interview, in dem er einige dieser Dinge erwähnt.
Es gab also 2012 noch 11,136 Mio ölbeheizte Wohnungen, gerademal 866.000 weniger als ’95: ~ -0,5% per Anno…
Vielleicht sollte jemand Papa Schäuble den Tip geben, daß bei der Besteuerung noch “Luft” drin ist:
http://www.energycomment.de/heizolpreise-in-europa-griechen-konnen-hohe-olpreise-nicht-mehr-finanzieren/
Gruß von einem Ölheizer ;-)
Es wundert mich sehr, dass die Zahl der ölbeheizten Wohnungen zwischen 2003 und 2012 nur so geringfügig abgesunken ist. Also einem Zeitraum, als die Ölkosten doch sehr stark anstiegen – stärker als andere Energiearten.
Immerhin habe ich 2007 die Reißleine gezogen – damals in der Befürchtung, die Ölpreise würden immer weiter steigen.
Auch wenn sie dies nicht taten und das Rekordniveau von 2008 bisher nicht wieder erreicht wurde, als der Liter Heizöl nahe der 1-Euro-Grenze war, so war meine Entscheidung doch richtig, auf Wärmepumpe plus zweiten Kolzkamin für meine Haushälfte zu setzen.
Schon jetzt spare ich deutlich Heizkosten. Nur die Finanzierung der Wärmepumpe verhindert bis jetzt noch deutliche Einsparungen. Aber bald ist die Wärmepumpe abbezahlt.
@Michael
Hier gleiches Problem – aber ich habe da nicht ausgetauscht, weil die Heizung erst 15 Jahre alt war und das ganze ein Vermietsobjekt ist.
Geh mal zu Deinem Mieter und sag dem: Ich kann jetzt XYZ machen – Du hast ein bischen Umbaulärm und Dreck, spaarst dadurch aber X Heizkosten im Jahr – mich koste die vorgezogene! Investition Y – ist dann eine (ausserordentliche) Mieterhöhung um Z o.k.?
Viele können nicht rechnen.. und wenn das Ding vermietet ist… und der Vermieter kein Cash unterbringen muss…
Hallo Allerseits,
genau, die Aussage des Leiters unseres Umweltamtes, dass Passivhäuser eigentlich Stand der Technik sind, kann ich durch diese Statistik nicht ganz herleiten.
Und warum gibt es in der Statistik keine Unterscheidung mehr zwischen Niedertemperatur-Wärme und Prozesswärme? Für Niedertemperaturwärme bräuchte man in der Regel keine fossile Energie. Und die Menge an Prozesswärme, die benötigt wird, lässt deutliche Rückschlüsse auf kommende Probleme zu. Denn hier ist eine Substitution deutliche schwerer machbar.
BP Energy Outlook 2035 Shows Global Energy Demand Growth Slowing, Despite Increases Driven by Emerging Economies
On the question of security, the Outlook offers a mixed, though broadly positive, view. Among today’s energy importers, the United States is on a path to achieve energy self-sufficiency, while import dependence in Europe, China and India will increase.
http://www.bp.com/en/global/corporate/press/press-releases/energy-outlook-2035.html
Durchhalteparolen?
@Frank
Wenn die USA die Energieeffizienz pro Person der EU (heute) erreichen, es dann weiter verbessert wird, dann ist das sogar möglich.
Außerdem steht dort ja nur, das “Sie auf dem Weg sind” – nicht, das Sie das Ziel bis 2035 erreichen :-)
@ Ert
Bloomberg hat das dann aber prompt behauptet – obwohl BP es nicht gesagt hat:
U.S. Will Be Energy Self-Sufficient by 2035 on Shale, BP Says
http://www.bloomberg.com/news/2014-01-15/u-s-will-be-energy-self-sufficient-by-2035-on-shale-bp-says.html
Dummköpfe oder Demagogen?
Hallo Frank, es geht einfach darum, kommende geopolitische Stärke herbeizureden.
Auf den Relitätsgehalt kommt es dabei nicht an. Es zählt alleine die psychologische Wirkung heute.
Und beim heutigen lausigen Stand des Journalismus kann man darauf vertrauen, dass alle wichtigen Medien dieses Herbeigeredete nicht hinterfragen und massenhaft abschreiben. Schon gilt das Herbeigeredete als Fakt. Wenn es alle verkünden, muss es ja stimmen.
Wie wär’s mal einem Blick nach Italien?
http://cassandralegacy.blogspot.de/2014/01/the-other-side-of-peak-italys-collapse.html
Der Verbrauch von Öl (und Gas) bricht ein, es geht rasant rückwärts. Bei uns und den USA wird das demnächst sicher auch so sein.
Es ist schon interessant, dass der Anteil der Haushalte, die tatsächlich noch mit Heizöl heizen, immer weiter zurückgeht. Schön ist vor allem, dass immer weniger auf Kohle zurückgreifen und immer mehr Haushalte Wärmepumpe einsetzen.