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Peak Oil, Peak Sand, Peak Güterwaggon

Fracking hebt die Nachfrage nach Sand in den USA: Da in jedes Bohrloch tonnenweise Sand gespült wird, um die aufgesprengten Risse offen zu halten. Das Wall Street Journal berichtet, dass der Sandbedarf für Fracking von 2011 bis 2014 sich auf über 40 Millionen Tonnen verdoppelt haben dürfte und 2015 50 Millionen Tonnen betragen soll. Das freut die Sandverkäufer, die allein bis zum Jahresende nochmal mit Preissteigerungen zwischen 5 und 10% rechnen.

Die Firma Pioneer Natural Ressources hat seit einigen Wochen die Erlaubnis, leichtes Fracking-Öl erstmals seit 30 Jahren wieder aus den USA zu exportieren. Die Firma will herausgefunden haben, dass mit mehr Sand im Bohrloch die Ausbeute um bis zu 30% steigen läßt. Die Technik mit noch mehr Sand soll nun bei noch mehr Bohrlöchern eingesetzt werden.

Dieser vom Öl-Boom ausgelöste Sand-Boom zeigt jedoch bereits seine Grenzen. Angeblich liegt die Nachfrage um ein Viertel höher als das Sand-Angebot. Neue Sand-Gruben sollen den Bedarf decken, doch zeigt der WSJ-Artikel die Nebenwirkungen: Sand wird bekanntlich auch zur Glasherstellung benutzt und die Glaser müssen höhere Preise akzeptieren, was letztlich Glasprodukte verteuern wird. Die Gegenbewegungen zum Peak Oil in den USA sorgen also für steigende Preise in vernetzten Branchen. Steigende Preise sind auch im Gütertransport zu erwarten. Der Chef der Firma Preferred Sands meint es könnte schwierig werden, ausreichend viele Güterwaggons für den Transport verfügbar zu machen.

Die Gegenbewegung zum Peak Oil zeigt also seine Nebenwirkungen in der Glasindustrie und im Gütertransport. Steigende Preise freuen zwar die Aktienspekulanten, für die das Wall Street Journal den einen oder anderen Tip bereithält, wer allerdings Glas zukauft oder mit den Sand- und Öltransporteuren um Waggonkapazitäten konkurrieren muss, bekommt die steigenden Kosten ebenfalls zu spüren.

Anderes:

39 Kommentare to “Peak Oil, Peak Sand, Peak Güterwaggon”

  1. B.R.Ahlers sagt:

    Obwohl die USA zur Zeit die 3. Größte Ölfördernation der Welt ist, müssen sie dennoch große Ölmengen importieren. Nach China stehen die USA an zweiter Stellen der Ölimportländer.
    Der einzige Grund warum die USA „Leichtöl“ exportieren ist, sie haben keine geeigneten Raffinerien für dieses Öl, können es wirtschaftlich kaum nutzen.

  2. Stefan Wietzke sagt:

    Zum globalen Sandproblem gibt es eine ganz tolle Doku von Arte. Ist noch auf YouTube verfügbar.

    http://www.youtube.com/watch?v=CPbdL1WVAcA

    Das Problem ist aber nicht die Glasherstellung (da gehen nur relativ kleine Mengen rein), sondern die Bauwirtschaft.

    Und Sand ist gar nicht so reichlich vorhanden, wie man immer glaubt, denn er ensteht nur durch Errosionsprozesse. “Stappeln” sich die Schichten übereinander, wird er wieder verdichtet und es bildet sich wieder Gestein. Deshalb haben sich auch nicht (wie beim Öl) keine großen Voräte über die Jahrmillionen gebildet.

    Und Wüstensand kann für die Bauwirtschaft nicht verwendet werden (für die Glasherstellung schon, denn hierfür wird er aufgsschmolzen), da er zu “rund” ist. Damit sind Aufschüttungen instabil und Beton wird nicht fest genug.

    P.S. Aber der Film zeigt eben auch, dass man über die Wiederverwendung von Bauschutt, wie es z.B. in Dännemark und Deutschland gemacht wird, der Sandbedarf sehr einach und ohne viel Aufwand gewaltig reduziert werden kann. Natürlich nur da, wo man schon Bausschutt aus alten Gebäuden hat. Da wo es den (noch) nicht gibt, weil ich erst einmal eine noch nicht vorhandene Infrastruktur hochziehen muss, brauche ich neuen.

    Wie mal wieder zu sehen ist: Aufhörenzu wachsen wird sich nicht vermeiden lassen.

    • Tom Schülke sagt:

      Ja,die Dokumentation habe ich gesehen und war beeindruckt.

      Sand ist nach Wasser die am meisten , Volumenmässig, verbrauchte Ressource die wir verwenden. Man bedenke, das ca. 50% des Betons aller Städte dieser Welt Sand ist. Und wie Saudiarabien feststellen mußte bei seinem Insel-bau-Projekt, ist Wüstensand unggeeignet..

      Daher Peak Sand Peak Everything…

  3. Roland Mösl sagt:

    Der enorme Aufwand der Logistik um pro Kopf und Lebenszeit 300 Tonnen Öl Gas und Kohle zur Verfügung zu stellen.

    Mit erneuerbarer Energie wären es nur 3 Tonnen, die alle par Jahrzehnte recycelt werden

  4. Stefan Wietzke sagt:

    Ein kurzer Mengenvergleich. 50 Mio. Tonnen Sand entsprechen etwa 0,3% des aktuellen Weltbedarfs. Also nicht wirklich problematisch.

    Aber auch hier zeigt sich: Bei jedem weiteren Liter, denn wir aus dem Boden holen steigt der Aufwand. Und alles was uns einföällt, wenn es nicht mehr geht, ist noch mehr Aufwand.

  5. Dieter Meyer sagt:

    dass mit mehr Sand im Bohrloch die Ausbeute um bis zu 30% steigen läßt

    Das ist aber eine recht starke Steigerung. Bei der Technologie ist also das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht.

    Der Peak wird weiter in die Zukunft verschoben.

    Weiters zeigt der Beitrag, dass (Aktien-)Spekulanten (wie z.B. Buffett) die wirklicher Gewinner des Wirtschaftsbooms seit 2009 sind.

    Was hat man nicht von einer Krise à la 1925 geschwätzt!

    Und? Es gab eine der besten und längsten Erholungen der Geschichte.

    • Michael Egloff sagt:

      Hallo Dieter,
      verschiedenste Maßnahmen zur Erhöhung der Recovery Rate und zur Senkung der Kosten beim Fracking wurden bereits in den letzten Jahren bei den neuen Wells eingesetzt, sind also schon Bestandteil der heutigen geförderten Ölmengen.
      Natürlich wird man auch weiter versuchen, die RR zu steigern und die Kosten zu senken. Nur kommt man irgendwann in den Grenzbereich des physikalisch Machbaren – die Fortschritte werden tendenziell immer geringer.
      Als gegenläufiger Effekt wirkt sich dann immer mehr aus, dass man in immer unergiebigeren Bereichen der inhomogenen Shales fördern muss, weil die besten Stellen ausgebeutet sind.

      Also auch nicht zu viel versprechen von immer tollerer Technologie. Physikalische Grenzen und geologische Gegebenheiten lassen sich letzten Endes nicht beliebig austricksen.

      Auch die EOR-Techniken bei der konventionellen Förderung werden ja immer wieder als Zukunftsversprechen gehandelt, werden aber schon heute besonders in den USA in breitem Maßstab eingesetzt, sind also ebenfalls schon heute Bestandteil der zuletzt ziemlich starken Ausweitung der US-Fördermengen.
      Man versucht bewusst eine Euphorie bezüglich der Zukunftsaussichten der US-Ölföderung zu erzeugen. Das hat politische Gründe: man will der Welt eine Vision der kommenden US-Energieautarkie vorzugaukeln. Die wird allerdings nicht eintreten. In den 20er/30er Jahren sogar immer weniger.

    • Stefan Wietzke sagt:

      Gibt noch ein Problem. Selbst mit 30% mehr verlängerst du kaum die Abfallraten bei gefrackten Quellen. Also ist nicht nach 3 Jahren (weitgehend) Schluss, sondern vielleicht erst nach 3,5 Jahren. Das hilft aber nicht wirklich weiter.

      Hinzu kommt, dass die tatsächlich technisch förderbare Menge gar nicht das begrenzende Problem ist. Sodern über die Produktivitätsrückkopplung in der Volkswirtschaft hilft Energie nur dann, wenn sie billig (das bedeutet mit wenig Aufwand) bereit gestellt wird. Deshalb werden wir auch die förderbaren Vorräte niemals ausbeuten. Das bedeutet, mir nützt technischer Fortschritt, der mir mehr Menge erschließt überhaupt nicht, so lange er die Förderkosten weiter erhöht. Er bringt nur dann etwas, wenn wir eine Methode finden, wenn wir Technologien finden, die die FörderKOSTEN (Aufwand) senken.

      Zu den Finanzen: Natürlich sind die Spekulanten die Gewinner. Aber nicht weil die Unternehmen tatsächlich Gewinne machen (inzwischen hat der Aktienkurs hat nicht das Geringste mit dem wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens zu tun).
      Der Effekt funktioniert anders. Durch die Deregulierung sind die Geschäftsbanken in der Lage absolut unbeschränkt Fiat-Geld zu produzieren. Mit diesem beteiligen sie sich an Untenehmen und können dann die realen Gewinne aus diesen abziehen. Dabei kann ich Preise (und damit Kurse) in eine beliebige Höhe treiben. Denn wenn ich unbeschränkt über virtuelles Geld verfüge, spielt der Preis keine Rolle. Privatanleger schießen aber “echtes” Geld in das System. Und unternehmen haben “echte” Werte aufgebaut. Die werden jetzt von der Finanzoligarchie eingezogen. Ein geniales System. Sozusagen völlig legaler Diebstahl. Ich befürchte übrigens, dass die meißten Politiker das immer noch nicht geschnallt haben. Und wenn doch: Durch ihre erreichte Machtstellung haben sie ein ungeheures Erpressungspotential. Da muss man die Jungs und Mädels nicht mal schmieren!

  6. Patrick sagt:

    DEGROWTH / PEAK-OIL Lesertreffen

    Hallo in die Peak-Oil-Runde!
    Am 05.09. sollte ja dieses Lesertreffen stattfinden, zu dem ich ja eigentlich arbeitsbedingt nicht kommen konnte.

    Nun hat sich heute herausgestellt, dass ich den Freitag (05.09.) frei bekommen kann!
    Deshalb habe ich mal zügig die Bahnverbindung gecheckt und morgens losgefahren, früh nachmittags in Leipzig und am nächsten morgen früh wieder weg würde gehen und wäre auch (noch) relativ bezahlbar mit der Bahn machbar.

    Bevor ich jetzt ein Ticket kaufe und das Hostel buche, wollte ich nochmal geklärt haben, wo und wann genau das jetzt stattfinden soll!

    Ich habe genau wie Ert kein Ticket für die Degrowth-Konferenz und würde den langen Weg auch nur für ein hoffentlich ausgedehntes Lesertreffen in Kauf nehmen, sofern es denn 100%ig stattfindet und man sich darauf verlassen kann.

    Wer kann was dazu sagen?

    • Norbert Rost sagt:

      Es gibt ein Treffen und zwar:

      Ich werde beim OpenSpace um 17 bis 19 Uhr eine Session zu Peak Oil aufrufen und sie thematisch am Tagesthema orientieren (Strategien zur Transformation):
      http://programme.leipzig.degrowth.org/de/degrowth2014/public/events/557
      (Das Degrowth-Programm ist eigentlich nur für Angemeldete, aber ich erwarte dass taffe Besucher dort auch ohne “Passierschein” dabei sein können.)

      Im Anschluss an diese Session, also gegen 19/19:30 Uhr darf das Treffen dann in einem lokalen Restaurant fortgeführt werden. Welches das ist, weiß ich noch nicht, weil ich mich in Leipzig nicht gut auskenne. Ich bin immer noch im Gespräch mit Leipzigern, die mir in Uni-Nähe etwas empfehlen sollen, wo ich dann einen/zwei Tische reserviere. Wenn dieser Ort feststeht, werde ich auch nochmal einen Beitrag posten, damit auch Kurzentschlossene finden, wo sie hinsollen.

      Am gleichen Tag um 11 Uhr gibt es einen thematisch passenden Workshop. Dort sind Frühkommer herzlich willkommen! http://programme.leipzig.degrowth.org/de/degrowth2014/public/events/95

      Fragen, Patrick?

  7. Michael Egloff sagt:

    Sand ist nicht Sand!
    Generell wird ja für Beton wie auch für das Fracking sehr “scharfkantiger” Sand benötigt, was zum Beispiel rundgeschmirgelten Sand aus den Wüsten generell ausschließt.
    Und nach meiner Kenntnis benötigt man für das Fracking Sand mit besonders feiner Körnung, was z.B. bei den Verladestationen von Bahn auf LKW Gesundheitsgefahren mit sich bringt, weil der feine Sandstaub, eingeatmet, die Gesundheit der Atmungsorgane gefährden kann.
    Man kann also nicht schlussfolgern, dass durch den Einsatz des extrem feinkörnigen Sandes Bausand oder Sand für die Glasherstellung knapper und teurer werden muss.
    Aber natürlich kann dieser Spezialsand an sich knapp werden durch massiv verstärkte Fracking-Aktivitäten.
    Und selbst bei Bausand wird ja heute schon an einigen Stränden Raubbau betrieben.

    Alles auf Basis meines heutigen Informationsstandes. Wer andere Informationen hat, möge mich korrigieren.

    • Bruno Müller sagt:

      Hier meine kleine, weil gewünschte Korrektur:
      Für Beton wird ein Sand-Kiesgemisch aus rundlichem Korn benötigt, der in so genannten Kiesgruben oder aus beim Ausbaggern von Schiffartswegen (Flüssen) gewonnen wird.

      Dürfte also keine Konkurrenz zum Fracking-Sand darstellen.

      Scharfkörniger Sand wird für Mauermörtel benötigt, so genannter Brechsand, meistens aus Sandstein gewonnen. Der wird gebrochen und zermalen, bis man Sand hat.

      “Frackingsand” benötigt spezielle Eigenschaften (sehr druckfest, scharfkantig, …), welche z.B. Quarzsande (hell, weißlich) oder Keramiksande bieten. Es ist schon so, dass durch die Quarzsandgewinnung in den USA trotz dünner Besiedelung eine Bedrängung der Lebensräume von Bewohnern bereits stattfindet.

      Zusatz:
      Die Situation in Deutschland: Es gibt jede Menge Quarzsand, viel Wasser, eine gute Chemie-Infrastruktur, hohe Gaspreise, eine willige Bundesregierung, willige Bürgermeister, kohlenwasserstoffhaltige Shales. Aus Sicht der Investoren: Es fehlen noch Reduzierung von Umwelt- und Genehmigungsstandards, dann – Feuer frei!

      • Michael Egloff sagt:

        Danke Bruno für die sachkundige Richtigstellung.
        Meine These war ja durchaus richtig: verschiedene Sände für verschiedene Anwendungen.
        Was Beton angeht, habe ich eben aus einer (nach meiner Einschätzung) sachkundigen Quelle, dass z.B. Wüstensand nicht verwendbar ist, gerade wegen der abgerundeten, abgeschmirgelten Form seiner Körner. Das würde dem Beton keine Haltbarkeit geben.

        Das ist das Problem eines Nicht-Fachmannes (der man ja auf den meisten Gebieten notgedrungen ist). Man muss den Fachmännern glauben.
        Und entdeckt mitunter, dass auch die sich nicht immer zu 100% einig sind.

  8. Stephan sagt:

    Es gibt sogar noch einen Konkurrenten beim Fracking Boom: Die Wasserbohr-Industrie:

    Die Dürre in Kalifornien führt zu einem Boom bei Erdbohrungen
    von SCOTT SMITH, — 13. Apr. , 2014
    Die Zahlen zeigen es. Im Bezirk Fresno, der der größte Produzent landwirtschaftlicher Güter in den USA ist, haben die Behörden die Genehmigungen für 256 neue Bohrungen im ersten Quartal 2014 erteilt, mehr als das Doppelte verglichen mit dem gleichen Zeitraum im letzten Jahr. Darin sind alle Arten von Wasserbohrungen enthalten, die man für die Landwirtschaft oder den Privathaushalt braucht.
    Im Bezirk Tulare hat sich allein die Zahl der Bohrungen für Landwirtschaftsbetriebe verdreifacht, auf 245. Im Bezirk von Kern erhielten die Landwirte 63 neue Bohrungsgenehmigungen, was eine Vervierfachung gegenüber letztem Jahr bedeutet. Matt Rottman, der Präsident von Rottman Drilling Co. aus Lancaster, sagte dass seine Firma mit mittlerer Größe, mit drei Bohrgeräten, für 15 Monate ausgebucht ist. Kürzlich bohrten seinen Mitarbeiter nahe Bakersfield eine Bohrung mit über 550 Metern Tiefe. Drei andere Bohrungen, die später in diesem Jahr im Central Valley gebohrt werden, werden eine Tiefe von 600 Metern erreichen.

    Maggiora sagte, dass seine acht Bohrmannschaften mehrere Wochen lang, 24 Stunden am Tag, arbeiten, um eine Bohrung durchzuführen, und dass dies gegenüber früher, vor zwei Jahren, als die Aussichten mies waren und es schwierig war einen Job zu finden, ein angenehmer Unterschied ist.

    Heute, sagt er, dass er Probleme damit hat Arbeiter zu finden, die bereit währen diese harte Arbeit zu machen. Er fürchtet auch, dass der heutige Boom zu einem Ausverkauf der Bohrmittel, wie z.B. der Stahlhülsen führen wird, die dafür sorgen, dass die Wände des Lochs im Erdboden nicht einbrechen. Deshalb bestellt er diese gleich lastwagenweise.

    http://bigstory.ap.org/article/california-drought-spawns-well-drilling-boom

    • Stefan Wietzke sagt:

      So was ist aber kein grundlegendes Problem.

      Das die Nachfrageelastizität eines Marktes größer ist als die Elastizität der Produktion ist in jedem realen Gütermarkt so. Ich brauche eben immer Zeit um Produktionsanlagen zu bauen, Arbeitnehmer auszubilden usw. Ist die Nachfrage groß genug und gehen die Anbieter davon aus das der Boom so lange anhält das sich Erweiterungsinvestitionen lohnen, dann löst sich das Problem von selbst (3-5 Jahre). Und findest du keine Arbeiter gehen halt die Löhne rauf.

      • Stephan sagt:

        Beim Fracking ist das allerdings kein lineares, sondern ein exponentielles Spiel. Selbst wenn die USA ab jetzt nur die heutige Fördermenge halten wollten, müssten sie ab jetzt immer mehr Bohrungen durchführen und zwar eine ganze Menge, Dank des Förderverlaufs einer Fracking-Bohrung.

        • Stefan Wietzke sagt:

          Ich habe mich auch nur auf das Thema Bohrausrüstung bezogen. Das Produkt Öl weist inzwischen keine Nachfrageelastizität mehr auf, was an den erreichten Kosten liegt.

          Steven Kopits stellt das Problem hier sehr schön dar.

          https://www.youtube.com/watch?v=dLCsMRr7hAg

          Es stimmt zwar, dass bei steigendem Preis teurere Quellen gefördert werden können. Aber es wird von Ökonomen dabei gerne übersehen, dass dieser Preis (als Maß für den Aufwand) maximal so hoch sein darf, wie der Aufwand (Preis) den er durch seine Nutzung in anderen Wirtschaftszweigen verdrängt.
          Deshalb ist ja meine These: Wir sind lange über den Peak weg. Denn ökonomisch wird der Peak eben nicht durch die physikalsichen Grenzen definiert, sondern insbesondere durch die ökonomischen. Der Preis der Energie muss unterhalb einer betimmten Grenze liegen, damit das Wachstum weiter aufrecht erhalten werden kann. Aktuell hängen wir genau an dieser Grenze. Anders ausgedrückt, fällt der Preis nicht wieder deutlich, wird es kein echtes Wirtschaftswachstum mehr geben. Steigt er deutlich, bricht die Wirtschaft sofort ein (siehe 1973 und 2007 mit inflationsbereinigt ähnlichen Preisen). Der Mechanismus ist dann so: Auf Grund der hohen Energiekosten wird ein Teil der Automatiisierungsinvestitionen unrentabel. Diese werden dann wieder durch “Arbeit” ersetzt oder gar nicht mehr gemacht. Das reduziert die Produktivität der Volkswirtschaft. Der Pro-Kopf Output an Gütern sinkt. Wunder mich nur immer wieder, dass das überhaupt kein Ökonom rafft.

          • Norbert Rost sagt:

            Wahrscheinlich nicht “überhaupt kein Ökonom”, aber die Beziehung zwischen Energie & Ökonomie scheint tatsächlich arg unterbelichtet.

            Der andere Punkt ist der: Nur weil irgendein Wirtschaftswissenschaftler in irgendeinem Elfenbeinturm den Zusammenhang sieht, heißt das ja nicht, dass dieser Gedanke verständlich aufbereitet und verbreitet wird. Und zudem bedeutet es noch lange nicht, dass Entscheider wissen, was sie dann mit diesem Gedanken anstellen.

            • Stefan Wietzke sagt:

              Gebongt. Ersetze “gar kein Ökonom” durch “in den Mainstream-Medien wahrgenommenen Ökonomen”. Das beginnt sich erst in den letzten Jahren so ganz langsam zu ändern. Das Wachstumsparadigma zu hinterfragen ist für eine Karriere als Ökonom sicherlich auch nicht gerade karrierefördernd.

              Noch zum Punkt Entscheider: Aus vielen Gesprächen habe ich den Verdacht, dass die ganz genau wissen, wo die Nummer hinläuft.
              Aber: Eine Gesellschaft, die ohne Wachstum auskommen muss, ist eine völlig andere (wie alle hier wisen keineswegs eine schlechtere) als unsere heutige. In der Wirtschaft bedeutet dass, das du als Führungskraft in keinem Konzern und in keinem an dieses System angepassten Unternehmen mehr bleiben kannst. In der Politik ist das ähnlich. Mehrheitsfähig ist ein Paradigmenwechsel erst dann, wenn die Mehrheit das auch so sieht.

              Das stürzt dich in ein Dilemma (ich rede nicht von Narzisten, die ohnehin nur an sich selbst interessiert sind). Wie weit kann ich was verändern, ohne das ich abserviert werde? Und wenn ich abserviert werde, kommen dann nicht die ans Ruder, die noch schlimmer sind? Gleichzeitig stabilisierst du durch dein Handeln das aktuelle Systemmodell. Eingentlich bedeutet dass, das du sich sowohl als Politiker wie als Beschäftigter in der Wirtschaft aus Spiztenämtern heraushaltem musst um an der Basis Veränderungen zu erreichen.

              Gesellschaftliche Paradigmenwechsel erfolgen nie von oben. Sie können nur von unten erfolgen. Und wenn dieser Wechsel bei etwa 5% aller Leute in allen Milieus und Schichten erfolgt ist, dann reicht das um die Spitzen zu verändern und das Ganze in die Breite zu tragen.

              • Michael Egloff sagt:

                Der kommende Paradigmenwechsel wird sich allerdings von den vorangegangenen (bürgerliche Revolution, industrielle Revolution, bolschewistische Revolution usw.) deutlich unterscheiden.
                Denn es steht ja nicht nur eine wirtschaftliche Stagnation ab den 20er/30er Jahren ff in Aussicht, sondern eine fortwährende (natürlich unter Schwankungen erfolgende) Schrumpfung der Realwirtschaft.
                Und dann passt strukturell eben nichts mehr von dem, was bis dahin vorhanden ist:
                weder die Infra- und Siedlungsstruktur, noch das Finanzwesen, noch das Gesundheitswesen, noch die Arbeitsmarkt- und Berufsstruktur, noch das Sozialwesen, noch die staatlichen Strukturen, noch die Warendistributionsstrukturen usw.

                Wir drohen gewissermaßen in ein strukturelles Vakuum zu stürzen, unfähig zu einem planmäßigen und geordneten Umbau aller dieser Strukturen. Und das selbst dann, wenn kurz vorher noch eine Mehrheit für einen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Wechsel organisiert werden könnte. Was natürlich trotzdem besser wäre, als wenn diese Mehrheit nicht zustande käme.

                Es gibt kein historisches Beispiel, wie ein solcher weltweiter sukzessiver Zusammenbruch von Strukturen auf die Staaten, auf die Gesellschaft und auf jeden einzelnen Menschen auswirkt.
                Schon garnicht bei einer solchen, nie vorher gesehenen Menge von Menschen, bei einer solchen, nie vorher gesehenen Menge an Waffen usw.

  9. Stephan sagt:

    Noch ein Hinweis zum Ölpreis: Wenn es nicht gerade für August in ganz Nord-, West- und Mitteleuropa so ungewöhnlich kalt wäre, dann läge der (Brent)Ölpreis vermutlich schon unter 100 Dollar/Barrel, was wiederum die absolute Schmerzgrenze für die Fracking-Unternehmen in den USA sein dürfte.

    • Dieter Meyer sagt:

      Ich kann mir diesen niedrigen Preis nicht so recht erklären?

      Produziert man zur Zeit so viel?

      Nachfrage dürfte wegen der boomenden Wirtschaft ja genug bestehen.

      P.S. Mein Vermieter kriegt es einfach nicht gebacken, Heizöl zum günstigen Sommerpreis zu kaufen. Manchmal glaube ich, der will mich nur abzocken… Anderes Thema. Als Mieter ist man eh der Gearschte.

      • Patrick sagt:

        äh…boomende Wirtschaft?

        Habe ich was verpasst?
        In der Tat ist es so, dass der Ölmarkt momentan überflutet wird, dafür ist vor allem das Fracking-Öl der USA verantwortlich, da sie deshalb viel weniger vom Weltmarkt importieren müssen. Daher ist mehr davon für andere frei käuflich.

        Prinzipiell ist es aber auch die schwächelnde Nachfrage (USA, Europa), die für Entspannung des Preises sorgt.

        Doch mit dem Ende des Fracking-Booms in den Hotspots der USA wird auch diese entspannte Ära ein jähes Ende finden.

        PS: Wenn es um den Einkauf von günstigem Heizöl geht, ist vielleicht diese Seite interessant. Dort gibt es einen täglichen Kommentar zum internationalen sowie nationalen Ölmarkt
        Generell sehr empfehlenswert!
        http://www.esyoil.com

  10. Dieter Meyer sagt:

    Die “Erfolgsgeschichte” geht weiter:

    But doubts are growing, not just as a result of mounting opposition, but because the resources are looking less bountiful than had been thought.
    Last month the British Geological Survey reported that the South of England – recently hyped by ministers as ripe for a bonanza – contains no significant amounts of shale gas and only limited reserves of shale oil, which are thought to be hard to exploit.

    Quelle:

    http://blogs.telegraph.co.uk/news/geoffreylean/100282976/want-to-know-how-fracking-will-affect-you-sorry-thats-a-state-secret/

  11. Flint sagt:

    http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/08/21/britische-firma-produziert-fluessigen-oeko-treibstoff/

    Mal wieder,aber immerhin behaupten sie sie könnten 1000t am Tag herstellen .. braucht auch nur 3000MW… nur ist gut.

  12. Kai Fischer sagt:

    http://www.n-tv.de/wirtschaft/Saudi-Aramco-will-Milliarden-investieren-article13487191.html

    – 40 Milliarden pro Jahr Invest um die Produktionsmenge zu halten.
    – 3$ soll die Förderung eines Barrels kosten

    Interessant ..

    Gruß

    • Michael Egloff sagt:

      Tja, liebe Saudis,
      wenn man schon lügt, sollte man wenigstens auf die Plausibilität seiner Lügen achten.
      Saudi-Arabien fördert etwa 3,3 Milliarden Barrel im Jahr, eine durchschnittliche Förderung von 9 Millionen Barrel pro Tag vorrausgesetzt.
      40 Milliarden pro Jahr wollen sie in die Ölförderung investieren.
      Macht also alleine für die Investitionen einen Aufwand von 12 Dollar pro Barrel.
      Dazu kommen dann noch die laufenden Kosten für Personal, Energie u.v.a.

      Die Angabe von Förderkosten von 3 Dollar für das Barrel kann also nicht mal annähernd stimmen.

      Und was die Reserveangabe der Saudis angeht: die ist seit 28 Jahren völlig konstant – nachdem sie davor mal eben verdoppelt wurde.
      Allah in seiner unendlichen Güte hat den Saudis also seit 28 Jahren jedes Jahr genau die Menge neu in die Erde gezaubert, die sie gefördert haben.
      Kumulativ also innerhalb dieser 28 Jahre ca. 80 Gigabarrel.
      Ohne dass auch nur ein größeres Feld neu entdeckt wurde.
      Allahu akbar!

      • Hendrik Altmann sagt:

        @Michael der war nicht schlecht :) , Ja um die Ölfelder der Saudi Arabiens sieht es nicht gut aus, mit ach und krach können sie gerade die Förderquote halten. Aktuell pumpen sie riesige Mengen Wasser in Ihre Felder, um den Druckabfall etwas entgegen zu halten, und das als ein Wüstenstaat…

        • Michael Egloff sagt:

          Hallo Hendrik,
          ich vermute stark, dass die Salzwasser verpressen.
          Das Süßwasser ist doch schon für den idiotischen Weizenanbau (mittlerweile gestoppt) und für das ständige, nicht minder idiotische Besprühen der holsteinischen Hochleistungskühe großenteils verplempert worden.

          Und klar: ohne die in den letzten 20 Jahren immer mehr verbesserten EOR-Fördertechniken wäre schon längst Schicht im Schacht.
          Sonst hätten wir Peak Oil wohl schon vor 10 Jahren erlebt, in Saudi-Arabien und global.

          • Hendrik Altmann sagt:

            Ja Süßwasser scheint mir auch sehr unwahrscheinlich, es geht ja um einige Millionen Barrel Wasser pro Tag, also aktuell wird mehr Wasser verpresst als Öl gefördert. Die meisten Techniken zur Druckerhöhung sind recht alt, kommen nur jetzt vermehrt zum Einsatz, weil sonst schon längst schicht im Schacht wäre. Das gefährlichste wäre jetzt wohl ein Nachfrage Einbruch, und ein damit einhergehender Preiseinbruch. Die riesigen Investitionen in
            unkonventionelle Quellen, wären damit gefährdet.

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