Was schätzen Sie – wie viel Erdöl können wir mit unserer heutigen Technologie aus einem Reservoir abschöpfen, bevor die Quelle aufgegeben wird? Neunzig Prozent? Siebzig Prozent? Die Hälfte? Falsch: Es sind lediglich bis zu 35%, die die Ölindustrie mit modernster Technologie aus einem Reservoir schöpfen kann. Je nach Spezifikationen des Reservoirs schwankt der Wert in etwa zwischen 25% und 35%.
Diese Zahl hat mich erstaunt – und das, obwohl mir sehr wohl bewusst war, dass wir große Teil des Rohöls technisch und/oder ökonomisch gar nicht fördern können. Mir war bewusst, dass weniger als die Hälfte des Erdöls aus einem Reservoir förderbar ist. Aber dass die Förderrate nur bei ca. 30% liegt, war selbst für mich eine Überraschung. Denn es bedeutet im Umkehrschluss, dass rund 70% des Rohöls im Boden verblieben – selbst bei den Feldern, die wir heute als erschöpft ansehen. Es liegt also deutlich mehr Erdöl als wir überhaupt bisher gefördert haben in den Gesteinsformationen unserer Erde – die noch nicht entdeckten oder erschlossenen Reservoirs gar nicht mit eingerechnet. Das ist eine Menge Öl.
Kein Problem also. Wenn in den erschöpften Feldern noch so viel Öl liegt, können wir uns doch noch jahrzehntelang sicher mit Erdöl versorgen, oder? Das mag auf den ersten Blick plausibel erscheinen - aber leider nützt Rohöl, das im Boden liegt, uns erst einmal gar nichts, selbst wenn wir wissen, dass es da ist. Nur, wenn die Technologie existiert, um es zu fördern und nur, wenn die Förderung mindestens kostendeckend ist, wird das Öl überhaupt aus dem Boden geholt. Dies ist auch der Grund, wieso wir mit modernen Technologien lediglich 35% des Reservoirs abschöpfen. Alles darüber hinaus ist entweder technisch nicht machbar oder zu aktuellen Ölpreisen nicht wirtschaftlich.
Aber Technologie entwickelt sich doch weiter und mit steigendem Ölpreis wird es doch wirtschaftlicher, mehr Rohöl aus dem Reservoir auch tatsächlich zu nutzen? Steigen die Ölpreise, wird auch mehr von diesem Öl gefördert werden? Obwohl dazu erst kürzlich ein Beitrag erschienen ist, der auf die physikalischen und technischen Hintergründe eingegangen ist, möchte ich gern auf einige weitere Aspekte dieser Problematik eingehen.
Die Tatsache, dass noch so viel Erdöl im Boden vorhanden ist, ist insofern interessant, als das es betont, dass es tatsächlich in naher Zukunft keine generelle physikalische Verknappung des Öls gibt. Wir werden nicht erleben, dass kein Öl mehr zur Verfügung steht. Peak Oil bedeutet nicht, dass von heute auf morgen kein Erdöl mehr da ist und keine Erdölprodukte mehr produziert werden können. Peak Oil bedeutet nicht das abrupte Ende des Erdölzeitalters. Zuerst bewirkt die Verringerung des Angebots einen steigenden Ölpreis. Steigende Preise sorgen dafür, dass es sich plötzlich lohnt, Erdöl aus dem Boden zu holen, das vorher nicht rentabel förderbar war. Eine Versorgung damit wird also erst einmal aufrechterhalten - aber zu einem höheren Preis.¹ Und damit nur für jene, die es sich leisten können.
Das heißt, wir müssen unseren Lebensstil aufgrund allgemein steigender Preise zwangsweise früher oder später umstellen, aber wir werden nicht von Heute auf Morgen ein Verschwinden aller Kunststoffe aus den Regalen erleben – oder darunter leiden, dass die Tankstellen kein Benzin mehr anbieten. Eine genereller, allumfassender Mangel an Ölprodukten wird in absehbarer Zeit vermutlich nicht auftreten. Allerdings bedeutet das Steigen der Preise und der Verzicht auf billige Ölwaren eine reale Einbuße an Wohlstand. Durch den Kaufkraftverlust, der mit den steigenden Preisen einhergeht kann sich der Verbraucher weniger leisten als vorher. Wenn Benzin teurer wird, aber Ihr Einkommen nicht steigt, können Sie sich insgesamt weniger Waren leisten, wenn Sie ihren Verbrauch nicht verringern. Entweder Sie schränken ihr Mobilitätsverhalten ein und fahren weniger Auto, oder sie konsumieren weniger – oder es bleibt am Ende des Monats nicht mehr so viel fürs Sparbuch übrig. Das mag für die Ober- und Mittelschicht zuerst einmal kein großes Problem darstellen. Für all jene, die es sich leisten können, ihren Lebensstandard aufrechtzuerhalten, ändert sich vorerst nichts, außer die Zahlen auf dem Konto. Für all jene, die sich zwar einschränken müssen, aber trotzdem noch ein angenehmes Leben führen können, ist es eine ärgerliche, aber erträgliche Umstellung. Doch was ist mit den Schwächsten in unserer Gesellschaft? Was ist mit den Leuten, die schon heute am Existenzminimum leben müssen und bereits heute damit kämpfen, sich über Wasser zu halten?
Märkte haben die unangenehme Eigenschaft, dass sie Belastungen bei einer Verknappung von Ressourcen nicht nach Bedürfnis oder Leidensfähigkeit verteilen. Tritt eine Verknappung des Güterangebotes ein, sind es immer zuerst die Ärmsten, die vom Konsum ausgeschlossen werden. Am Markt werden Güter nach Zahlungsbereitschaft verteilt - nach Bedarf, nicht nach Bedürftigkeit. Höhere Nahrungsmittelpreise können wir in den Industrieländern prinzipiell erstmal verkraften - bekommen es teilweise gar nicht mit - während in den ärmeren Gegenden unserer Welt Menschen verhungern, weil sie sich ihr täglich Brot plötzlich nicht mehr leisten können. Beispiele dafür finden sich nicht nur in der jüngeren Geschichte: „In Nordindien, wo die Ernteausfälle relativ gering waren, verursachten hohe Getreidepreise auf dem britischen Markt den Abfluss der Ernte über das für die Subsistenz der Bauern nötige Minimum hinaus.“, fasst beispielsweise der Historiker Jürgen Osterhammel in seiner „Geschichte des 19. Jahrhunderts“ die Wirkungen des freien Marktes und der Hungerkatastrophen des späten 19. Jahrhunderts in Indien (damals britisches Kolonialgebiet) zusammen. (Jürgen Osterhammel, Die Verwandlung der Welt – Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts, S.308)
Ähnliches spielt sich mit den heutigen Ernten und der Produktion von Biosprit ab – und ganz genauso wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch beim Erdöl passieren. In diesem Verteilungskonflikt gibt es mehrere Ebenen: Eine globale Ebene und nationale Ebene. Auf globaler Ebene werden wir erleben, dass arme Länder eher vom Ölkonsum ausgeschlossen werden als reiche Industrieländer. (Eine Ausnahme bilden dabei die erdölexportierenden Länder, in denen die Kaufkraft zu großen Teilen aus der Ölproduktion herrührt – dort führt ein steigender Erdölpreis vereinfacht gesagt nicht nur zu steigenden Kosten für Verbraucher, sondern gleichzeitig auch zu steigendem nationalen Einkommen, mit dem sich wiederum ein höherer Erdölkonsum als vorher finanzieren lässt) Gleichzeitig werden wir auf nationaler Ebene Verteilungsprobleme haben: Auch national gesehen werden Menschen mit geringem Budget beispielsweise von Energieversorgung ausgeschlossen werden (Stichwort Energiearmut), während wohlhabendere Schichten sich ihren normalen Lebensstandard leisten können. Eine Verteuerung aller Güter, die Erdöl enthalten, unter der Verwendung von Erdöl befördert und produziert wurden und ggf. mit Erdölprodukten verpackt sind, schlägt bei Menschen mit niedrigerem Budget stärker durch als bei wohlhabenderen, die zuerst auf weniger wichtige Luxusgüter verzichten können, ehe es an den Verzicht auf Grundbedarfe geht. Beide Entwicklungen bergen politischen Sprengstoff. Auf internationaler Ebene werden die geopolitischen Interessen der sicheren Rohstoffversorgung mehr Gewicht gewinnen und unter Umständen neue Konflikte erzeugen. Auf nationaler Ebene könnte eine weitere Verarmung von größeren Bevölkerungsteilen vortrieb gegeben werden, die zu Spannungen und politischer Radikalisierung beiträgt.
Um diese Implikationen steigender Ölpreise zu vermeiden, müssen bereits heute Schritte eingeleitet werden, um sich für diese Entwicklung zu wappnen. Dazu gehört auf internationaler Ebene, die Abhängigkeit vom Erdöl zu reduzieren – und damit die Notwendigkeit, sich massiv an globalen Verteilungskonflikten beteiligen zu müssen. Auch wenn heute dafür hohe Investitionen nötig sein mögen (z.B. Subventionen in Erneuerbare Energieträger), ist es sehr wahrscheinlich, dass viel Schaden in Zukunft dadurch vermieden werden kann. Auf nationaler Ebene wären Maßnahmen erforderlich, die die Einkommensungleichheit verringern - gemeinsam mit der Lösung einer Menge anderer Probleme könnte man damit die Lasten höherer Erdölpreise fairer auf die gesamte Gesellschaft verteilen. Allerdings halte ich es für unwahrscheinlich, dass solche Maßnahmen tatsächlich weitreichend genug umgesetzt werden - man wird sich am Ende doch wieder auf die symptomatische Behandlung der Probleme verlegen, oder die gesamte Geschichte komplett ignorieren und sie dem Markt überlassen. Natürlich werden gestiegene Preise dafür sorgen, dass auch eine Reduktion von Verschwendung stattfindet und die Konsumenten die Ressource Erdöl bewusster und sparsamer einsetzen. Für uns in den Industrieländern bedeutet die Frage über steigende Preise kurz- und mittelfristig nicht den totalen Ruin und den absoluten Verzicht auf Erdöl. Vielmehr werden wir uns mit den heute so unbequemen Fragen auseinandersetzen wie etwa: Bedeutet der Verzicht auf zehn, zwanzig oder dreißig Prozent unserer Erdölprodukte denn wirklich, dass es uns so viel schlechter geht? Ging es uns nicht auch in den 90er-Jahren mit ca. zehn Prozent weniger Erdölkonsum gut, als wir noch in die örtliche Schule gelaufen sind statt täglich 30km zu pendeln? Verliere ich an Lebensqualität, wenn ich Mitfahrgelegenheiten nutze/anbiete, statt 2 Autos in Einzelbesetzung fahren zu lassen? Müssen Produkte so designed sein, dass sie nach 4-5 Jahren irreparabel kaputt gehen (um auf dem Müll zu landen und uns zum Kauf von neuen Produkten zu bewegen, die nach 5 Jahren wieder kaputt sind) - obwohl sie mit geringfügigen Änderungen auch 10 Jahre halten könnten? Müssen meine Tomaten im Winter eingeschweißt in Plastik aus Spanien importiert werden? Benötige ich überhaupt ein Auto als Statussymbol, damit es 90% der Zeit ungenutzt herumsteht, oder gibt es intelligentere Mobilitätskonzepte, auf die ich zurückgreifen kann? Und so weiter!
Es gibt eine Menge Potentiale, den Ölverbrauch zu reduzieren. Aber das Zeug ist im Moment scheinbar einfach noch zu billig, um sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen. Hoffen wir, dass der Preis langsam genug steigt...
¹Zwar können neue Technologien zwischenzeitlich auch dafür sorgen, dass erneut eine Überproduktion eintritt und der Preis wieder sinkt - historisch gesehen ist das mehrfach so geschehen - aber langfristig wird es auch aus physikalischen Gründen immer schwerer - und teurer - Öl aus dem Boden zu holen
Interessanter Artikel!
Jedoch wird imho der mögliche Tipping-Point mit anschließendem starken und schnellen Kippen der Situation vernachlässigt. Ich bin skeptisch, ob Wirtschaft und Gesellschaft ein “downgrade” des Wohlstandsniveaus (auf unbestimmte Zeit!) verkraften. Sobald sich im Übrigen in der Gesellschaft das Wissen vom vorläufig endgültigen Ende der billigen Energie verankert hat, kann diese Erkenntnis selbst (u.a. auch nach Luhmann) schon die gesellschaftliche Stabilität beeinflussen..
Seneca Effekt gut nachzulesen auf der Cassandras Legacy Blog von Ugo Bardi
In einer Zeit, in der die einzige politische Maxime der unangefochtene Glaube an Wachstum ist und eine Reduzierung des Lebensstandards gar nicht erst Betracht gezogen wird, weil weniger grundsätzlich als “schlecht” angesehen wird, halte ich persönlich ein groß angelegtes gesellschaftliches Umdenken für utopisch. Ausufernde Staatsschulen? Bekämpfen wir mit Wachstum! Zukünftige (und bereits existierende) Altersarmut? Kriegen wir in den Griff, wir haben ja das Wachstum!
Dass in Zeiten der Verknappung (hier drückt es der Artikel richtig aus wie ich finde) ein rein auf Wachstum ausgelegtes Wirtschaftssystem per se nicht aufrechterhalten werden kann, steht immer noch nicht zur Debatte.
Stattdessen ernte ich ungläubige Blicke, Unverständnis und Kopfschütteln, wenn ich im Bekanntenkreis versuche den Blick darauf zu lenken, dass der Lebensstandard, den wir privilegierten Westeuropäer (zusammen mit den US-Amerikanern und einigen wenigen Anderen) momentan an den Tag legen, den Karren zwangsweise vor die Wand fährt. Leider stellt sich bei mir mittlerweile Resignation ein. Ich bin es leid mit mitleidigen Blicken von Anderen bedacht zu werden, nur weil ich den Lebensentwurf mancher Mitmenschen hinterfrage. Von daher habe ich (leider) für mich beschlossen, mich an einem Großteil der Diskussionen dieser „Schafe“ nicht mehr zu beteiligen. Spart mir einiges an Nerven.
Wie geht’s denn den anderen Lesern? Bin ich der Einzige dem es so geht? Ich denke nicht :)
Viele Grüße,
Schnuff
Hallo Schnuff.
mir geht es teilweise ähnlich.. Man wird schnell in die Ecke der Verschwörungsspinner gestellt.. mein Spitzname… Tom Dooom.. ;-)
Wir kämpfe hier an mehreren Fronten gegen angeborene Herdentriebe. Das Thema ist zu komplex um es zwischen Tür und Angel zu erklären, zu Umfangreich um bei Sekt und Bier auf der Fete mal eben jemanden zu Überzeugen.
Wir sind in den mythos des Fortschritts hineingeboren. Umfangen von Geschichten, die uns von Klein auf eingeträufelt wurden.
Man muß zum einen kritisch interessiert sein und zum anderen das Glück haben einen umfangreichen film, einen umfangreichen Vortrag zu erleben um zu erkennen das etwas drann sein könnte.
Bei mir war es der Vortrag von Prof. Albert Bartlett zum Thema Wachstum und der Film ein böses erwachen, Peak Oil..
Und bei aller Sympathie für Transtitiontown, geht es nur einer RAndgruppe so, dass Sie das wünschen. Ein Karibikurlaub wäre ja doch ganz schön.. oder ?
Was den Artikel betrifft, glaube ich auch, dass die Systemischen Rückckopplungeffekte unterschätzt werden. Nach dem ich den Mut genommen habe noch einmal in ruhe die Studie “tipping Point” zu lesen, habe ich nicht den Eindruck, dass wir an eine Systemweiten tiefen Krise vorbeischlittern.
Und doch ist jeder Einzelne den wir mit dem Thema vertraut machen ein Gewinn und Fortschritt.
Ich muß mit mir schimpfen.. alle hier mit dem Namen Tom Schülke, sollten sich bemühen auch manchmal das Geschriebene auf Rechtschreibfehler zu untersuchen.. insbesondere wenn Sie darinn ohnehin nicht gut sind…
Tom Doom…hehe..klasse Spitzname ;-)
Ich habe zwar noch nicht mit so vielen Menschen darüber gesprochen, was – wie ihr schon richtigerweise sagt – auch daran liegt, dass es ein sehr komplexes Thema ist.
Jedoch gibt es Leute, die an die Peak Oil These glauben und sich auch irgendwie sorgen, ich glaube es ist eher die Ratlosigkeit, die uns dann einfach lähmt.
Wie sollen 3 Leute, die sich vielleicht ganz ähnliche Gedanken machen, das an 80 Millionen Bürger bringen?
Das ist praktisch unmöglich.
Von der völlig ablehnenden Haltung der meisten Leute mal abgesehen.
Dieses kritische Hinterfragen von Dingen, die wir quasi als “Naturgesetz” kennen gelernt haben, ist einfach nicht jedermanns Sache. Entweder fehlt der kritische Geist oder einfach die Zeit sich damit auseinander zu setzten oder einfach auch das geistige Vermögen.
Alles in allem ist es jedenfalls ein ernüchternder Zustand.
Da kann ich die Resignation sehr gut nachvollziehen!
Wir sollten nicht zu viel erwarten..
Im Besten Fall können wir für die Zeit in der die Öffentliche Meinung umkippt, Ideen installieren, Gedankenkonzepte , Pioniere und Organisationen, die Keime sind.
So wie in Kuba 1992 auf Konzepte der Permakultur zurückgegriffen wurde, die Sinn machten. Einfach weil Kurz zuvor eine Debatte zu anderen Formen der Landwirtschaft stattfand.
Das ist weit mehr als ein Chaotische Kopflosigkeit die sonst die Handlungsweisen bestimmen würden. Irgendwie fühlt man sich wie ein Strandbesucher, der am Horizont einen Tsunami anrollen sieht , während alle drumherum nur auf Ihre Füße und die hübschen muscheln am Boden starren. Deshalb aber nicht zu warnen wäre nicht vertretbar.
Ich habe zuletzt mit einem Bekannten gesprochen, der Professor für Psychatrie ist. Seine Reaktion war, dass die Vertreter der Umweltbewegung kaum eine Chance haben gegen die Angeborenen Verhaltensweisen anzuarbeiten und oft auch Strategien ihre Ideen besser zu verbreiten äußerst ungenügend sind. Ich glaube ich werde Ihn demnächst noch mal weiter aushorchen, wie es denn besser ginge.
Andererseits habe ich letztes Jahr einen Vortrag gehalten vor drei zehnten Klassen, über 90 Minuten. Die Reaktionen waren sehr sehr ermutigend. Ich konnte nicht weiter Verfolgen wie das Thema weitergeführt wurde, doch die Lehrerin hat noch 3Woche mit dem Thema klassenintern zu tun gehabt. Ich hätte gerne öfters die Chance so etwas zu tun. Es fühlt sich gut an nicht passiv mitzutreiben.
gruß Tom
Hallo,
– die Frage ist natürlich, in wie weit Cuba mit z.B. Deutschland vergleichbar ist. Da bin ich allerdings überfragt, da ich die genauen Geschehnisse dort bisher noch nicht verfolgt habe.
– der Vergleich mit dem Strandbesucher ist ziemlich gut, ich finde das trifft es!
– wenn ihr Bekannter Psychologe ist, sollte womöglich wirklich einige gute Tipps parat haben, WIE es denn klappen könnte.
– Darf man fragen, was genau Sie machen, wenn Sie zu diesem Thema Vorträge in Schulklassen halten?
Das ist auf jeden Fall ein sehr guter Ansatz!
LG
Patrick
Hallo Patrick.
Ich selbst Hab Architektur studiert und leite zur Zeit die Grafikabteilung eines größeren Architekturbüros. Daher bin ich natürlich auch nicht mehr als interssierter und allerdings inzwischen etwas umfangreicher informierter Laie.
Das mit der Schule hat sich aus dem Kontakt zu einer Lehrerin in der Hausgemeinschaft meiner Mutter ergeben. In irgend einem Gespräch kamen wir darauf zu sprechen und ich habe ihr den Ihnhalt grob zusammengefasst. Zu der Zeit hatte ich auch noch die Hoffnung in meinem Büro einen größeren Vortrag dazu halten zu können. Das scheint mir inzwischen aber auf Ablehnung zu stoßen. Man wird sehen.
Der Vortrag wäre nichts geworden wenn diese Lehrerin nicht ohnehin dafür ein Ohr gehabt hätte. Aber so ist Sie am Ende das Risiko eingegangen und wir haben das Experiment gestartet.
Hat Spaß gemacht.
Ich dachte mal, man könne vielleicht eine kleine Broschüre zusammenstellen und damit für solche Vorträge an Schulen werben. Aber direkte Kontakte sind natürlich weit besser.
Vielleicht wäre das hier bei Norbert Rost ja mal einen eigenen Disskussionsthread wert. Vielleicht sollte man sich ja mal mit allen Interessierten zusammensetzen und Überlegen, wie man das Thema umfangreicher “Vermarkten” kann. Norbert Rost hat da sicher die meiste Erfahrung.
Zum Thema Psychologie: Ich habe vor einiger Zeit mal eine Doku auf Arte über gewisse Umweltzerstörungen/das dazugehörende menschliche Verhalten gesehen. Da kam soweit ich mich erinnere ein Evolutionsbiologe zu Wort, der recht plausibel dargestellt hat, dass sich das menschliche Gehirn seit der Steinzeit nicht wirklich weiter entwickelt hat (ist ja evolutionär betrachtet auch nur eine sehr kleine Zeitspanne zurück). Jedenfalls schloss er dadurch auf das menschliche Unvermögen, wirklich langfristig zu planen beziehungsweise Konzepte zu entwickeln, die dem Menschen seine eigene Lebensgrundlage nicht irgendwann entziehen. Ich fand seine Argumentation recht schlüssig, das menschliche Gehirn/die gesamte menschliche Spezies ist vielleicht wirklich nicht als Ganzes in der Lage, Probleme konsequent und in Gemeinschaft zu lösen, wenn es nicht gerade kurzfristige Erfolge für einen selbst mit sich bringt.
Das mag ein Stück weit die Lethargie und Unbefangenheit erklären, die mich (und die anderen werten Leser hier ;) ) in der Welt da draußen umgibt.
Viele Grüße,
Schnuff
Hallo Schnuff.
Das leuchtet mir auch ein..
zwei Urmenschen treffen sich neben der Höhle…
springt der eine auf.. “Lauf da ist ein Löwe”…
Sagt der andere…. “Nee warte noch.. ich möchte mit Dir erst noch das Thema der Saatgutlagerung für den nächsten Winter durchgehen”….
wer hat wohl überlebt…
Oh, interessante Diskussion, die sich hier entwickelt.
Hier mein Senf:
* Mit so einer Art Isolierung und Unverständnis im Bekannten- und Verwandtenkreis habe ich auch zu kämpfen, wenn ich meine Energie- oder Wachstums-kritischen Thesen anspreche. Ich habe dafür ad hoc zwei Erklärungen.
1) Gewohnheiten: Die sind selbstverstärkend und identitätsstiftend, denn ich tue ja das, was ich gewohnt bin, oft und identifiziere mich damit. Wir sind Kinder einer Ressourcen hungrigen Gesellschaft. Unser Lebensstil ist tief verwurzelt. Das merke ich gerade, während ich versuche, das Autofahren zu reduzieren. Der Druck Gewohnheiten zu ändern ist dann (zu großen Teilen unbewusst) ein Angriff auf die eigene Identität, das eigene Selbstverständnis.
2) Angst: Die Angst scheint mir allenthalben mit dem zunehmenden Druck der späten Wachstumsphase (Wirtschaft, Energie, Geld) genauso exponentiell zuzunehmen. Die erste Reaktion der meisten Menschen auf Angst ist die Vogel-Strauß-Methode. Aber nicht aller ;-)
* @Athamas und @Tom Reis: Ich glaube, dass eine (kleine) Lücke in der Versorgung mit dem Stoff, der in unserem Lebensstil so wichtig ist, schon zu größeren Verwerfungen im Sinne von Tipping Points führen kann. Allein mit 1,5 Mrd. Chinesen und Indern um den verbleibenden Rest zu rangeln stelle ich mir nicht einfach vor. Auch, ob dann die aufgewerteten Gas-Lieferungen aus Russland, auf die wir uns in Deutschland mehr und mehr stützen, so zuverlässig fließen, ist fraglich. Der Seneca Effekt ist mir jetzt etwas zu kompliziert, um dass schnell aufzugreifen. Was aber bestimmt zu einer starken Beschleunigung des Rückgangs der Öl-Versorgung führen wird, ist der Netto-Energie-Effekt. Es wird immer energieaufwändiger (ganz zu schweigen von Umwelt und anderen Ressourcen) das verbleibende Öl zu fördern. Was Netto übrig bleibt nimmt (beschleunigt) ab. Die Klippe wird steil. Zusammen: eine steile Klippe und zunächst chaotische Zustände am Tipping Point, stimmt mich nicht sehr optimistisch, was eine sanfte Landung angeht.
Das sehe ich genauso, Wolfgang! Mit großer Geschwindigkeit wird am Ast gesägt, auf dem man sich gemütlich eingerichtet hat! Die heutigen gesellschaftlich relevanten und akzeptierten Systeme vermitteln alle einen Eindruck, als wenn Sie 1. für die Ewigkeit geschaffen wären und 2. auch tatsächlich unendlich überdauern könnten. Das Wissen um ‘Vergänglichkeit’ bzw.um mögliche größere Umbrüche/Änderungen und Unsicherheiten, welche in grauer Vorzeit den Menschen durchaus stark bewusst waren, ist in der heutigen Gesellschaft weitestgehend durch ein “das bleibt für immer so” – Gefühl ersetzt worden. Daher stimme ich dir vollkommen zu deinen beiden Ansätzen zu..! Peak Oil wird den selbstgefälligen, dick-gewordenen Ikarus von Heute imho schnell zum Fall bringen. Die heutige Infrastrutkur und generell die gesamte Gesellschaft sind absolut nicht auf ein Ausbleiben von Öl (denn eine extreme Preissteigerung kommt einem Ausbleiben für viele gleich..)vorbereitet. Die lange Vorlaufzeit, welche einen Umstieg ohne Turbulenzen ermöglichen würde, wurde leider nicht genutzt. Wenn man Peak-Oil in den letzten Jahren verortet, wird es mit Sicherheit schon jetzt zu Spät sein (der Witz ist ja, dass nicht einmal jetzt angefangen wir dagegen zu steuern ;) ) -> Mit Vollgas hinein!
“Sie sägten die Äste ab, auf denen sie saßen
Und schrieen sich zu ihre Erfahrungen,
Wie man schneller sägen könnte, und fuhren
Mit Krachen in die Tiefe, und die ihnen zusahen,
Schüttelten die Köpfe beim Sägen und
Sägten weiter.”
– Bertolt Brecht, Exil, III
Gibts zu diesem Blogeintrag auch Literaturangaben ?
Da gibt es immer wieder unterschiedliche Angaben, je nach Quelle.
Die maximal herausholbare Prozentzahl beziffert “AMTEX OIl & Gas” bei maximal 45 %. Im Zweifel kann man noch von leichter Beschönigung, zumindest bei den Ölbohrfirmen an sich, ausgehen.
Siehe bspw.
http://amtex.us/informationen/faq/frage-33-foerderung.html
Schön zu sehen das doch ein paar wenige Leute aufgewacht sind, bzw sich für das Thema interesieren.
Ich ernte auch öfters komische Blicke wenn ich über das Thema Peak Oil spreche, habe aber auch schon Leute “aufwecken” können.
Wie Wohl der ERoEI bei 45 % aussieht…1,5 :1 ?
@Wolfgang
Eine Frage zur Netto-Energie oder auch EROEI ist mir noch nicht ganz klar.
Es wird ja häufig gesagt “wir müssen Menge x reinstecken um Menge y an Erdöl zu fördern”.
So weit so gut. Doch müssen wir denn tatsächlich Menge x an ERDÖL hereinstecken?
Peak Oil ist ja letztlich ein Problem des “bezahlbaren” Öls und auch des Öls als Treibstoff.
Kann man denn den Input zur Förderung eines Barrels Öl auch mit Öl gleichsetzen, bzw. MUSS es Öl sein?
Ich weiß nicht exakt, welche Energieform genau benötigt werden, um Öl zu fördern, aber ist es nicht möglich, eben diese Inputs weniger mittels Öl durchzuführen?
Also die Frage ist für mich:
Kann man mit Erneuerbaren Energien, die z.B. Elektromotoren etc. antreiben, nicht trotzdem noch Öl ökonomisch sinnvoll fördern, auch wenn es schwer zu fördern ist?
Und zwar vor allem deshalb, weil man eben KEIN Öl als bedeutenden Inputfaktor rechnet, sondern andere Formen?
oder anders: MUSS man zwingend Ölinput zu Öloutput rechnen?
Ich glaube dass die “Form” des Energieinputs letztlich irrelevant ist. Man muß immer das Gesamtsystem im Auge behalten. Öl mit ÖL gleichzusetzten ist in dem Sinn eher ein griffiges Beispiel um klar zu machen, dass wir uns einer absoluten Grenze nähern..
genauso könnte man Fragen, wie viele Strassen an Input benötigen wir um einen Barrel Öl zu fördern, oder wie viel Brot für die Arbeiter müssen wir produzieren. Da liegt ja auch die Schwierigkeit bei der Ermittlung des EROEI. Wo zieht man die Grenze ? Muß ich den Dieselverbrauch des Arbeiters am Förderrig wenn er nach hause fährt mitrechnen oder nicht ? Oder zählt sogar seine Freizeitfahrt dazu, da er sonst einen Burnout hätte ?
In der Gesamtbilanz müsste man am Ende das gesamte System mit allen Rückckopplungen einbeziehen und die Inputs betrachten.
Die Entscheidende Frage bleibt am Ende: Wie hoch ist der hypothetische EROEI der gesamten technischen Zivilisation. Und die Frage : Gibt es nach dem PO Inseln der Stabilität des Systems, auf dem sich die vereinfachende Wirtschaft neu stabilisieren kann. Denn ist dieses nicht der Fall, rauschen wir direkt durch bis zum Mittelalter..
Hallo Patrick,
zu deiner Frage, ob man bei Netto-Energie immer Ölinput verstehen muss, habe ich auch keine genauen Zahlen. Wahrscheinlich nicht, dennoch bleibt es der Flaschenhals.
Z.B. beim Herauspressen des Öls aus Teersanden wird man zunächst “schweres Gerät” brauchen, also Ölinput. Dann wird es mit Chemikalien und heißem Wasserdampf, dass meines Wissens in Kanada durch Gas erhitzt wird, herausgelöst. Allein zur Kontrolle und Wartung von Gaspipelines braucht man Fahrzeuge und Öl.
Auch bei den erneuerbaren Energien brauchen wir Öl. Bau und Wartung von Offshore Windparks wird ohne Schiffe, Laster und Hubschrauber nicht gehen. Wobei die Netto-Energie bei Wind- und Wasserkraft noch am Besten aussieht. Der Flaschenhals bleibt das Öl aber auch hier. (Oder die Seltenen Erden, die wiederum Energie bei der Förderung verschlingen.)
Auch wenn wir hier und da Öl durch andere Energieträger ersetzen können, stoßen wir, wie aktuell beim Biosprit und Biogas, an die Grenzen. Um eine massive Reduktion des Verbrauchs werden wir nicht herum kommen, entweder freiwillig und vorausschauend oder unfreiwillig und planlos.
Erfreuliche Diskussion hier, so kann es weitergehen!
Vorschlag: Kommendes Wochenende ist in Witzenhausen die Transition-Konferenz. Das wäre eine gute Gelegenheit, sich inmitten Deutschlands mal zusammenzusetzen. Ich bin ab Freitag dort.
Die Frage nach der “Psychologie der Veränderung” wollen wir in Dresden vermutlich bei der 3. Veranstaltung “Dresden auf Entzug” diskutieren. Da bin ich über Hinweise auf Psychologen dankbar, die dazu was Erhellendes sagen könnten. Was mir zuletzt als “Bremsklotz” begegnet war, war die Aussage, man könnte schlecht jetzt bereits anfangen, die Stadt umzugestalten (z.B. durch Oberleitungen für Busse), weil man ja gar nicht wüßte, ob und wann der Ölpreis welches Niveau erreicht. Jede Stadt, die “zu zeitig” in solche Strukturen investiert, würde sich möglicherweise einen “Wettbewerbsnachteil” einfangen… von der Erklärungsnotwendigkeit dem Bürger gegenüber, warum jetzt plötzlich Leitungen auf den Straßen gezogen werden müssen, mal ganz zu schweigen.
Ansonsten kann ich bestätigen, was Tom Schülke sagt: Zu komplex, um zwischen Tür und Angel abgehandelt zu werden. Da wird Peak Oil gern mal als Treibstoffproblem (Lösung: Elektromobilität) oder als Energieproblem (Lösung: PV-Anlagen) isoliert. Vor allem die ökonomischen Aspekte hat kaum jemand im Auge.
Hallo Norbert,
Das Argument eines Wettbewerbsnachteils bei zu zeitigem Einstieg in erneuerbare Energien, ist natürlich nicht von der Hand zu weisen.
Dem Steht aber das Argument entgegen, dass natürlich bei umgekehrt zu spätem Einstieg, die Kosten und Nachteile um ein vielfaches gravierender sind (was uns natürlich hier bewußt ist ), insbesondere wenn die Effekte der Energiefalle dann zuschnappen. Es ist letztlich eine klassische Aufgabe von Risikomanagement. Aber auch dafür gilt.
Ohne umfangreiche Information kann man hier nicht punkten.
Die Transitionkonferenz würde mich tatsächlich reizen. Ich muß mal schauen, in wie weit meine Familie, die mich bereits anderers verplant hat hier mit sich reden lässt ;-)
Es wäre schön mal die Namen hier mit Gesichtern verbinden zu können.
gruß Tom
Noch mal zum Thema “Psychologie” des Überzeugens und Handelns…
Ich habe gerade vom Post-Carbon Institute of California, den “PostCarbon-Reader” auf meinen Kindle geladen. Es ist eine Reihe von Aufsätzen der führenden Köpfe des Institutes, die thematisch aufeinander Abgestimmt sind. Von Wasserverfügbarkeit über Peak Oil , über neue Mobilitätskonzepte scheinen die verschiedenen Spezialisten darinn Beiträge zu leisten.. Soweit ich es bisher gesehen habe , sehr sehr empfehlenswert.
Einer der Beiträge lautet: ” The Human Nature of Unsustainability” von William e. Rees.
Ich bin gespannt was da zur Psychologie gesagt wird, und insbesondere ob Strategien angesprochen werden.
Gruß Tom
Da die Transition-Konferenz diesmal in Hessen stattfindet – und somit aus NRW gut zu erreichen – hatte ich tatsächlich überlegt, dort hin zu fahren.
Ich fände es auch spannend, mal persönlich über diese Dinge zu philosophieren.
Aber leider bin ich genau in der Woche auf einer Geschäftsreise, so dass das für mich leider ausfällt.
Ich bin trotzdem gespannt, was alles interessantes zu berichten sein wird von der Konferenz!