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Kurzfristrisiko Mohammed-Karikaturen

Es mag unpassend erscheinen, den Aufruhr um einen Film und Karikaturen in einem Peak-Oil-Kontext zu analysieren. Die Tatsache, dass ein großer Teil des weltweit geförderten Öls aus Ländern kommt, deren Bevölkerung und Regierenden vom islamischen Weltbild geprägt sind, ist jedoch kaum zu leugnen. Damit ergibt sich aus den Protesten um die in westlichen Ländern als eher harmlos eingestuften medialen Inhalte (Filme, Bilder) ein Risiko für die Ölversorgung.

Deutschland ist zu 98% seines Verbrauchs abhängig von Ölimporten, Europa zu etwa 70%, die USA zu etwa 45%. Der arabische Raum spielt als Lieferant für alle drei Wirtschaftsgebiete nur eine kleine direkte Rolle, so bezog beispielsweise Deutschland nur etwa 5% seiner Rohölimporte in 2011 aus dem Nahen Osten. Afrika, wo sich ebenfalls viele islamische Gesellschaften befinden, trug 2011 jedoch schon 17% des deutschen Ölimports bei. Die indirekte Rolle der Lieferanten ist jedoch sehr groß: Für die Weltversorgung mit Öl ist die strategische Ellipse der wohl wichtigste Faktor und die dortige Liefer- wie auch die politische Gesamtsituation spiegeln sich im Ölpreis wieder. Der Ölpreis ist es dann auch, der den Ölmarkt weltweit beeinflusst, auch wenn ein möglicher Preistreiber in einem Land passiert, das sein Öl gar nicht nach Deutschland, nach Europa oder in die USA liefert.

Öl als Waffe einzusetzen wäre nicht neu. Bereits das Iran-Embargo kann als "Waffengang" bezeichnet werden, auch wenn er sich eher als ökonomischer Konflikt darstellt. Die Ölkrise 1973 war ausgelöst durch den syrisch-ägyptisch-israelischen Jom Kippur-Krieg, bei dem Syrien von Nordwesten und Ägypen von Südosten Israel angriffen. Die folgende Unterstützung Israels durch westliche Länder wurde durch eine Drosselung der Ölförderung um 5% durch die OPEC beantwortet und ließ den Ölpreis im Laufe eines Jahres vervierfachen.

Ist solch ein Vorgang heute auszuschließen? Nein. Auch wenn eine Drosselung der Ölförderung als aggressiver Akt gegen den Westen verstanden würde und viele ölexportierende Länder selbst von den Einnahmen des Ölverkaufs abhängig sind, ist solch ein Akt durchaus denkbar. Denkbar ist auch, dass Extremisten Ölinfrastrukturen beschädigen oder zerstören, um nicht auf politische Beschlüsse zu warten.

So oder so gilt: In einem Peak-Umfeld, dessen Vorläufer wir zweifellos erreicht haben und spüren, werden die freien Förderkapazitäten immer knapper. Es ist deshalb schwer, einen ausfallenden Ölexporteur durch verstärkte Förderung anderswo auszugleichen. Die 90-Tage-Reserve der IEA-Mitgliedsländer kann zwar zur Preisdämpfung eingesetzt werden, aber ihre Wirksamkeit ist eben auf einen überschaubaren Zeitraum begrenzt. Kurzfristig verstärken deshalb die Unruhen in den islamisch geprägten Ländern das Risiko für einen Ölpreisschock, auf den nur wenige Unternehmen und Kommunen angemessen vorbereitet sind.

 

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