In der Presse wird eine neue diplomatische Ära mit dem Iran gefeiert. Israel findet es nicht so gut, dass der Iran wieder Uran anreichern darf. Lockerungen der Sanktionen werden offenbar diskutiert, auch wenn Reuters das US-Präsidialamt mit der Aussage zitiert, "in den kommenden sechs Monaten dürfen iranische Rohölverkäufe nicht zunehmen". Das läßt Ausblicke auf den 7. Monat zu. Und es bedeutet offenbar, dass keine weiteren Verschärfungen der Ölsanktionen geplant sind. In der NZZ wies Gerald Hosp schon vor 2 Wochen darauf hin, dass Iran schon vor den verschärften Sanktionen 2011 Mühe hatte, sein Förderniveau von 3,7 mb/d aufrecht zu erhalten. Derzeit findet rund 1 Mio Barrel Tagesförderung weniger den Weg aus der Erdkruste in die globalen Pipelines. Bereits Ende Oktober berichtete swiss-persian.ch über eine "neue Generation" iranischer Ölverträge, die am März 2014 ausländischen Investoren bis zu 100% der Fördermengen zusprechen würde.
Aus Syrien, wo Iran in einen Stellvertreterkrieg verwickelt ist, werden ebenfalls Nachrichten mit Ölbezug gemeldet. Demnach hätten "islamistische Rebellen" das größte syrische Ölfeld Al-Omar eingenommen. Die Ölversorgung der Assad-Regierung sei damit bedroht und damit die Treibstoffversorgung der Zivilbevölkerung und der Armee. Wenn die Assad-Regierung nun von der Selbstversorgung mit Treibstoffen abgeschnitten ist, ist sie noch viel abhängiger von äußeren Mächten. Die Süddeutsche Zeitung vermutet, dass die Assad-Regierung Treibstoffe auch aus dem Iran bekommt. Wenn eine Annäherung der Industriestaaten an den Iran zustande kommt, könnte dieser gedrängt werden, seine Treibstofflieferungen einzustellen, womit das Schicksal der Assad-Regierung besiegelt wäre: Ohne Treibstoffe dürfte die syrische Armee der bisherigen Regierung kein Schutz mehr sein.
Die MENA-Region (Middle East, North Africa) kommt nicht zur Ruhe. Wintershall hat nun seine Ölförderung in Libyen erneut eingestellt, meldet SPIEGEL ONLINE mit Bezug auf einen Bericht der WELT AM SONNTAG. Demnach ruht die Förderung schon geraume Wochen, weil die Exportterminals bestreikt werden. Laut News24.com verlangen die Protestierenden eine fairere Verteilung der Ressourcen ihrer Region, wobei der Artikel nicht klar macht, ob sich diese Forderung an die (instabile) libysche Regierung richtet oder an die Abnehmerländer. Deutschland bezog 2012 aus Libyen immerhin 9% seiner Ölimporte, was das Land zum viertgrößten Öllieferanten des Exportweltmeisters macht. Auch Österreich ist von der Exportblockade betroffen. OMV bezog vor dem Bürgerkrieg etwa 10% seiner Mengen aus Libyen und senkte aufgrund der aktuellen Situation in Libyen Anfang November seine Förderprognose für das Jahr 2013.
OMV kaufte sich kürzlich mit der größten Akquisition der österreichischen Industriegeschichte in norwegische Ölfelder ein, die wissen warum. Dort feierte RWE DEA Norge grade seinen 40. Geburtstag und läßt per Pressemitteilung verlauten: "Erdöl und Erdgas aus Norwegen auch in Zukunft gefragt". Nicht nur norwegisches Öl, könnte man sagen, denn auf Echo-Online wird eine erfolgreiche Probebohrung beim Bohrfeld Stockstadt vermeldet: Mitten in Hessen wird ein Feld reaktiviert, aus dem zwischen 1952 und 1994 sieben Millionen Barrel gefördert wurden. Die Wiedererschließungsbohrung stellt fest: Es gibt noch Öl im Feld. Ob es sich lohnt, daraus wieder zu fördern, wird derzeit geprüft. Sicher ist schon jetzt: Den libyschen Ausfall wird dieses Feldchen nicht ausgleichen können. Dass seine Wiederbelebung dennoch geprüft wird belegt, wie stark sich die Situation seit seiner Schließung 1994 geändert hat.
Fürs Protokoll:
- China bestärkt seine Ansprüche auf die gegenüber Japan umstrittenen Senkaku/Diaoyu-Inseln mit einer "Luftverteidigungszone"
- Störfall: Erdöl aus Kaverne in Etzel ausgelaufen, Vögel bedroht, Staatsanwalt ermittelt, Vorwürfe gegen Landesbergamt Niedersachsen
- Warren Buffett kaufte für 3,7 Milliarden US$ 40,1 Millionen Aktien der Firma ExxonMobil
- Interview mit Rolf Hartl, Präsident der Erdöl-Vereinigung, Schweiz
- oekonews.at: Klimabündnis Österreich kritisiert Entwicklungspfade des WEO2013
- britische Regierung genehmigt Ausbeutung des Kraken-Feldes vor Schottland. Erwarteter Ertrag: 140 Mio Barrel binnen 25 Jahren
- Andickungstechnik zur Erhöhung des Entölungsgrades: Wintershall will ersten Freiland-Test mit Biopolymer auf Basis des Pilzes Schizophyllum commune starten (wikipedia: Gemeiner Spaltblättling ist der "weltweit vermutlich am weitesten verbreitete Pilz")
- NZZ berichtet über "unburnable carbon" und "stranded assets": "Verlieren Öl-Multis aufgrund der Klimapolitik an Wert?"
off toppic…
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