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EIA: Schieferöl-Schätzung im Monterey Shale um 96% gekürzt

EnergyComment verweist auf einen Artikel der Los Angeles Times, nach welcher die US-Energiebehörde EIA ihre Schätzungen für ein großes Tight-Oil-Gebiet in Kalifornien um 96% nach unten korrigiert hat. Dem sogenannten "Monterey Shale" wurde in einer Studie der Ingenieur-Firma Intek Inc. 2011 ein mögliches Ölfördervolumen von 13,6 Milliarden Barrel zugesprochen. Eine darauf aufsetzende Studie zu den ökonomischen Segnungen dieser Tatsache führte zu den Hoffnungen, Kaliforniens Bruttoinlandsprodukt könne bis 2020 um 14% steigen und dabei 24,6 Milliarden US$ zusätzliche Steuereinnahmen bei 2,8 Millionen neuen Jobs hervorbringen. J. David Hughes vom PostCarbonInstitut kritisierte in seiner Untersuchung der Intek-Studie von Dezember 2013, ihre "überoptimistischen Schätzungen". Seiner Einschätzung hat sich die EIA nun offenbar angeschlossen. Die Förderung der vorhandenen Mengen ist mit der Fracking-Technologie offenbar nicht machbar. Der versprochene Boom wird wohl ausbleiben.

J. David Hughes hatte Anfang 2013 für das Fachmagazin NATURE die Schätzungen für unkonventionelle Öl- und Gasvorkommen in den USA allgemein als zu optimistisch bezeichnet und es "unklug" genannt, die Energieunabhängigkeit für die USA auszurufen (siehe auch: Fracking-Blase: Höhere Kosten und weniger Erträge als erhofft). Auch seiner damaligen Analyse, dass das Bakken-Areal in den USA sein Fördermaximum 2017 erreichen könnte, hat die EIA inzwischen mehr oder minder übernommen: Das neue Fördermaximum der USA sieht die Energiebehörde 2016/2017 kommen:

US-Oelfoerdung 2014-2040

Außerdem:

39 Kommentare to “EIA: Schieferöl-Schätzung im Monterey Shale um 96% gekürzt”

  1. Michael Egloff sagt:

    In den letzten Jahren ist ohnehin die Extremschätzeritis ausgebrochen.
    In Polen mussten ja die Shalegas-Reserveschätzungen auch um über 90% abgesenkt werden.
    Wer braucht schon ernsthafte Evaluierungen auf der Bssis vieler Probebohrungen? Da werden für Sibirien oder China mal eben Superreserven an unkonventionellem Gas und Öl verkündet – und jeder glaubt es sofort. Weil es ein gutes Gefühl verschafft.
    Gerniert mit dem wunderschönen Wort “Game-Changer”.
    In einem Forum bei Wallstreet-Online werden schon Ölreichweiten von 100 Jahren gehandelt. Warum nicht gleich noch eine Null dranhängen?

    Selbst die eher deutlich zum Optimismus neigende EIA hat ja prognostiziert, dass der Shale-Boom in den USA in dieser Form nicht anderswo noch einmal zu erwarten ist.
    Davon lassen sich die Extremschätzer nicht beeindrucken.

  2. Tom Schülke sagt:

    Ach Jeeeee

    Was mich immer verwundert ist die blanke Psychologie wenn man versucht anderen unbedarfteren Zeitgenossen solche Erkenntnisse zu vermitteln.

    Statt aus der Vielzahl solcher “Fehlurteile” zu lernen, herrscht dennoch ein tiefes Mißtrauen gegenüber den natürlich einer Lobby angehörenden Öko angehauchten Zweiflern der Jubelmeldungen.

    Das ist doch die IEA ! Oder die ÖLKonzerne müssen das doch wissen ! Gerade wieder erlebt in einer Forumsdiskussion, das man Kopits Analysen verwarf, weil er ein Aussenseiter ist “meinen Sie ernsthaft die Ölkonzerne verstehen Ihr Geschäft nicht ? “.

    Wir sollten vielleicht mal eine große Grafik der Summe mißglückter und falscher Prognosen der IEA von BP usw. Zusmmentragen..

    Was hat die IEA zur Ölförderung vor 15 Jahren gesagt, was vor 5 Jahren, wie war die Realität Was sagten die noch, würde heute der Ölpreis sein ?. Und dann mal die Prognosen der vermeintlichen Untergangspropheten dagegenstellen. Die lagen auch nicht immer richtig.

    Aber ich würde wetten mit Heinberg… Es stünde für die Zweifeler in diesem Match 3:1 .

    • Frank Bell sagt:

      @ Tom Schülke

      “meinen Sie ernsthaft die Ölkonzerne verstehen Ihr Geschäft nicht”

      Ja, was antwortet man da?

      Ich stehe in Diskussion auch vor dem Problem, dass man mir vorwirft, ich sei weder Geologe noch in einem Erdölkonzern tätig und somit kein “Fachmann”.

      UND warum diskutiert man in Deutschland jetzt immer noch, dass die USA uns zukünftig mit Erdgas und Erdöl beliefern werden?

  3. Florian Hoppe sagt:

    Ich bin ja gespannt wie weit die Zahlen für Grossbritannien revidiert werden. Desweiteren…
    http://www.klimaretter.info/energie/nachricht/16443-fracking-skepsis-bei-briten-waechst
    ..scheint die Frackingskepsis bei den Briten zu steigen.

    Noch andere interessante Nachrichten.
    http://www.jeffrubinssmallerworld.com/2014/04/24/chinas-war-on-smog-will-put-the-reins-on-global-coal-demand/

    Chinas verlangsamendes Wachstums, sowie Pläne der Regierung gegen die Smogprobematik zu kämpfen könnten die Nachfrage nach Kohle weitereindämmen.

    Schon jetzt liegen laut einer Goldman Sachs Studie die Förderkosten für Kohle 15% über dessen Marktpreis. Mehre Förderfirmen planen deshalb schon diverse Minen zu schließen.

  4. Hallo! heinberg hats verstanden und darf jetzt ein Orlov oder Kunstler zitiert werden? In der Wiener Zeitung wurde der Artikel http://www.meinbezirk.at/pfaffstaetten/politik/laut-iea-ist-die-schiefergas-blase-geplatzt-imperien-wie-europa-noch-leistbar-d959935.html nicht veröffentlicht, vielleicht weil jeder der gegen eine technokratische EU rechts ist, dabei bin ich eher Rewilder also Mini Gemeinden…

  5. Stephan sagt:

    Gerade habe ich noch einen interessanten Kommentar von Matt Simmons zum Thema Pipelines gefunden (in einer sehr guten englischen Übersicht zum Thema Gefahren von Fracking:

    frequently asked questions

    pipelines
    The infrastructure is aging: For years Matt Simmons, the only Peak Oil activist among the oil & gas industry elite, has been warning about, besides peak oil, the aging energy delivery infrastructure:

    “If the world wants to keep using energy from oil and gas, it will have to rebuild the infrastructure and the cost of doing this could rival the combined cost of the World War II war machine, the post-war Marshall Plan that rebuilt Europe, and the post-war buildout of the U.S. interstate highway system.”

    Simmons said the costs could be enormous–in the $50- to $100 trillion range. Triage needs to happen immediately to prioritize which links in the system are the weakest and need to be repaired or replaced first. Pipelines are old, some dating to World War II.

    This page was last updated: 05/16/2013

    http://un-naturalgas.org/hydraulic_fracturing_a-z.htm

    (Häufig gefragte Fragen
    Pipelines
    Die Infrastruktur altert: Seit Jahren warnt Matt Simmons, der einzige Peak Öl Aktivist aus der Elite der Öl- und Gasindustrie, außer vor Peak Oil, vor der alternden Energielieferungs-Infrastruktur:

    “Wenn die Welt weiterhin die Energie von Öl und Gas nutzen will, muss sie die Infrastruktur erneuern und die Kosten dafür könnten mit denen konkurieren, die infolge der Kriegsmaschinerie im Zweiten Weltkrieg, dem Marshall-Plan für Europa nach dem Krieg und dem Nachkriegsausbau des US-Highway-Systems insgesamt entstanden sind.

    Simmons sagte die Kosten könnten riesig sein – im Bereich von 50 bis 100 Billionen (Anm. von mir: wirklich Billionen und nicht Milliarden!) Dollar. Eine Auswahl muss sofort stattfinden, um einen Vorrang für die Verbindungen im System zu geben, die am schwächsten sind und die zuerst repariert oder ersetzt werden müssen. Die Pipelines sind alt, manche stammen noch aus dem Zweiten Weltkrieg.)

    Noch ein Link dazu: “Matt Simmons – Rust happens” (Matt Simmons – Rost kommt vor) http://blogs.oilandgasinvestor.com/leslie/2008/05/05/matt-simmons-rust-happens/

    Dann muss man auch noch an das Problem der neuen Doppelhüllentanker erinnern, die zur Vermeidung von schweren Öltankerunglücken eingeführt wurden: Diese Doppelhüllen sorgen dafür, dass es innerhalb der innersten Hülle deutlich wärmer ist als bei Einhüllentankern. Somit kann sich Rost, d.h. die Oxidierung der Stahlschichten, schneller ausbreiten. Wobei ich nicht weiß welche Bedeutung sogenannte Opferanoden in diesem Fall spielen können.

    • Patrick sagt:

      Au Backe, wenn die Zahlen stimmen…

      Es ist geradezu beängstigend, wie so langsam aber allmählich die ganzen mehr oder weniger versteckten Kosten unserer fossilen Energieträger ans Tageslicht kommen.
      Die Atomkraftbetreiber haben ja mit ihrer Offensive, die Kosten für Rückbau, Entsorgung und “End”lagerung auf die Allgemeinheit abzuwälzen schon für ordentlich Schlagzeilen gesorgt.
      Ich glaube zwar nicht, dass das bei der Pipeline-Infrastruktur ähnliche Wellen schlägt, vor allem weil Matt Simmons sicherlich nicht in die Lei(t/d)medien kommt.
      Aber den Energie-interessierten Leser dürfte das weitere Sorgenfalten bescheren.
      Und früher oder später wird auch das Thema einer marode werdenden Pipeline-Infrastruktur medial groß auftauchen…vermutlich nach dem einen oder anderen größeren Umweltschaden, verursacht eben durch die Überalterung.
      Zumindest muss man das ja so befürchten.

      Bei derarte gigantischen Kosten, die auf die Gesellschaft zukommen, kann einem als Normalbürger praktisch nur noch schwindelig werden und es dürfte unseren Abgang von der “Höher, Schneller, Weiter”-Bühne erheblich beschleunigen.

      • Michael Egloff sagt:

        Selbst wenn Simmons mit der Summe etwas übertrieben hätte, so wird sich trotzdem das Problem der hohen Kosten der Erhaltung der Öl- und Gasinfrastruktur in der Zukunft noch als sehr gravierend erweisen.
        Und zwar um so mehr, je geringer in der Zukunft die Mengen des geförderten Öls und Gases werden. Die erforderlichen Investitionssummen müssen dann durch immer weniger Öl und Gas “verdient” werden.

        Dies trifft insbesondere auf große Länder mit sehr ausgedehnten Pipelinenetzen zu (vor allem Russland, aber auch USA/Alaska, Kanada, China usw.
        Bei Ländern wie Kuwait oder Katar dürfte das weniger ein Problem sein.

        Diese Grunderkenntnis, dass in den nächsten Jahrzehnten immer weniger Öl und Gas die Kosten für die Erneuerung einer immer älter werdenden Infrastruktur erwirtschaften muss, legt den Schluss nahe, dass die letzten Prozente an technisch förderbarem Öl und Gas NIEMALS gefördert werden. Für wesentlich geringere Mengen lohnt dann die Erneuerung der Pipelines einfach nicht mehr.

        • Frank Bell sagt:

          Die werden schon noch gefördert, doch für die Kosten muss die Allgemeinheit, der “kleine Mann” aufkommen.

          Da der “kleine Mann” der Bankenrettung und dem ESM nicht widersprochen hat, ja, im Gegenteil, durch die Wiederwahl der CDU/SPD, sogar zugestimmt hat, war DIESER Testlauf erfolgreich.

          • margarete52 sagt:

            der “kleine Mann” rettet alles und jeden. Nur, auch das Geld der Steuerzahler ist, genau wie Öl und Gas, nicht unendlich. Da stellt sich dann die Frage: Wer ist “Systemrelevanter”. Die Energiebranche oder die Finanzbranche? Wer muss zuerst gerettet werden, bevor das System zusammenbricht?

      • Tom Schülke sagt:

        Ich seh ja die Gefahr, das die Steigenden Kosten den Ölkonzernen schlicht das Geschäftsmodell unter den Füßen wegziehen wird.

        Die Spannende Frage wird dann sein, wie die Staaten reagieren, wenn die für Ihre Versorgung notwendigen Ölunternehmen insolvenz anmelden müssen.

        Was bliebe Ihnen anderes Übrig als die Konzerne zu verstaatlichen. Geht das überhaupt ? Ich kann mir kaum vorstellen, das unser überstrecktes Finanzsystem die damit verbundenen Kosten schultern kann.

        Ich hab die Befürchtung es könnte dann sehr schnell gehen, das die Förderung massiv einbricht.

        • Michael Egloff sagt:

          Ein zunehmend unter Stress stehendes Finanzsystem wird in den 20er/30er Jahren immer weniger an Finazierungsbedarf abdecken können. Nicht nur bei der Öl- und Gasinfrastruktur.

          Zum Beispiel das Straßennetz und die zigtausenden Brücken: wenn sich irgendwann (vermutlich innnerhalb der nächsten 20 Jahre) der Individualverkehr um 75% verringert, wird dieser restliche Verkehr wohl kaum noch das Straßennetz finanzieren können.
          Steigenden Kosten der Erhaltung dieses Netzes steht dann eine verringerte Kaufkraft zur Erhaltung gegenüber (vor allem auch verringerte Finanzkraft des Staates).
          In 30 Jahren werden sich in den nichtölbesitzenden Ländern deshalb vermutlich nicht mal mehr die wenigen Menschen individuelle weiträumige Mobilität leisten können, die auf Grund ihrer noch vorhanden Kaufkraft dazu in der Lage wären. Weil keiner das riesige Straßennetz auf dem erforderlichen Niveau erhalten kann.

          Für einen oberflächlichen Beobachter wird sich alles darstellen wie eine in Intervallen immer mehr verstärkte Finanzkrise.
          In Wirklichkeit ist es eine fortschreitende Krise durch die Erosion der energetisch-materiellen Wertschöpfungsgrundlagen, die über das Finanzsystem selbstverstärkend rückkoppelt.

        • Frank Bell sagt:

          Sie werden nicht verstaatlicht, denn das ist böse, böse sozialistisch, nein, sie werden “gerettet” wie die Banken, damit die Manager, die das ja gar nicht hatten voraussehen können, weiter Millionenboni bekommen.

    • Stephan sagt:

      Man muss einschränkend natürlich sagen, dass wenn Pipelines ein Alter von 60 Jahre oder mehr erreichen können, dass dann man dann die Aufwendungen auch entsprechend strecken kann, vorausgesetzt die Rohre wurden alle mit der gleichen Qualität hergestellt.

      Bei der BTC-Pipeline von Baku (Aserbaidschan) durch Georgien nach Ceyhan (Türkei) soll die Qualität ziemlich schlecht sein.

      Infos hier:

      BTC: Umwelt- oder Wirtschafts-Desaster?
      60 000 Schweißnähte von Rost bedroht. Britischer Baulöwe verklagt BP Amoco
      http://www.steinbergrecherche.com/derekmortimore.htm

  6. Kai Fischer sagt:

    Na mal sehen wann dann die EIA die Graphik anpasst :)

    • Michael Egloff sagt:

      Wahrscheilich erst nach 2020.
      Denn bis 2020 könnte die EIA-Prognose stimmen – optimistisch gesehen.

      • Kai Fischer sagt:

        Wieso sollte die optimistisch stimmen ? Die schreiben ja “The Monterey Shale formation contains about two-thirds of the nation’s shale oil reserves”. Wenn die nun zu 96% wegfallen, ist von der tight Oil Fläche nichts mehr übrig.

        Oder habe ich einen Knoten im Hirn ?

        Gruß

  7. Ert sagt:

    So, wieder da.

    Mag man Sam Canara glauben – bzw. den mannigfaltigen Quellen, die er zitiert, dann haben wir sowieso kein “Carbon-Budget” über um den Krams zu verbrennen: http://arctic-news.blogspot.de/2014/05/the-real-budgetary-emergency-and-the-myth-of-burnable-carbon.html

    Das die 2C global Erwärmung ein politisches Zugeständnis sind – ist fast schon allgemein bekannt. Bei den 1C die das IPCC mal für richtig geheissen hat – hätte ‘ma’ sofort deindustrialisieren müssen. Aber auch um die 2C zu erreichen – müssen wir defakto jetzt sofort alles fossile stoppen, denn den Rest erledigen Abholzung und Nahrungsproduktion von selber.

    Von meiner kleinen Reise zurück bin ich einfach hin- und weg wie viel automotive Infrastruktur in Beton & Co. in den letzten Jahrzehnten geschaffen wurden. Wie legen ‘wir’ in Zukunft 1500 Höhenmeter zurück und Pflegen Autobahnen aus Beton auf Stelzen? Wie werden Wohnraumstrukturen in Gebirgsregionen weitergeführt – die sich dort in dem Maße erst in den letzten 50 Jahren – mit Hilfe der fossilen Energieträger gebildet haben? Wer will in den Bergen Wohnen – wenn es nur wieder den Handkarren oder das Fahrrad gibt? Womit wird dort Einkommen erwirtschaftet? Wer beregnet die Obstbaumplantagen? Was passiert mit den Monokulturen wenn das nicht die Spritzen durchfahren? Wer erntet das alles ohne Maschinen? Wer distributiert und Verarbeitet diese gewaltige Produktion?

    Meine kleine Reise hat viele Fragen aufgeworfen. Es ist schon spannend, solche Strukturen aus Sicht von ‘Low Energy’ zu betrachten.

    • Michael Egloff sagt:

      Ja, Ert,
      solch einen Urbanisierungsschub wie gegenwärtig hat es nie vorher in der Geschichte gegeben.
      Pro Jahr werden urbane Infrastrukturen für etwa 70 Millionen Menschen neu gebaut, denn fast der gesamte Bevölkerungszuwachs von 82 Millionen im Jahr ist städtischer Bevölkerungszuwachs (nicht zuletzt durch die Landflucht in vielen Ländern).
      In Ländern wie China, Indonesien und neuerdings auch Indien entstehen zudem urbane Strukturen, die einen großen Mobilitätsbedarf erfordern: große Einkaufszentren/Malls, Industriegebiete mit langen Anfahrtswegen von den Wohnquartieren, Vergnügungszentren mit riesigem Einzugsgebiet usw.

      Und selbst viele Slums, die einen beachtlichen Teil der neugeschaffenen urbanen Welt ausmachen, sind keineswegs autark oder nicht mobilitätserzwingend.

      Zum Beispiel müssen die an den Berghängen von Lima sich ausbreitenden Armensiedlungen auschließlich mit Tanklastwagen mit Wasser versorgt werden (meist noch in erbärmlicher Wasserqualität und zu höheren Preisen, wie das Wasser für die innerstädtischen und materiell bessergestellten Bevölkerungsteile).
      Ohne bezahlbare Transportkapazitäten verdursten diese Menschenmassen an den bergigen Rändern von Lima.

      Aber selbst in den planvoller gewachsenen Ballungszentren wie z.B. rings um Tokio ist jede Menge Verkehr erforderlich, um solch eine Metropole funktionsfähig zu erhalten. Von den Warenlieferungen in die Stadt, über die Tiefbautechnik für die Erhaltung der Infrastruktur, Ambulanzen u.v.a. bis hin zu den Mülltransporten aus dem Ballungszentrum hinaus.

      Eine Stadt mit vielen Millionen Einwohnern funktioniert ohne bezahlbares Öl und ohne funktionsfähiges Finanzwesen (= Derivat des Öls) einfach nicht.

      Das Dilemma dieses Jahrhunderts ist zuallererst das Dilemma der Megacities.

      • Ert sagt:

        @Michael

        ja – schön, das Du die Megacities ansprichst. Die werden ja immer noch als ein Megatrend angegeben und aufgefasst.. also die maximale Verstädterung.

        Es ist aber wirklich fraglich, ob Konstrukte die Wasser, Essen, Energie und die anderen “Basics” nicht lokal erzeugen/bereitstellen können überhaupt zukunftsfähig sein können?

        Solange eine “Megacity” ein Konglomerat von semi-autarken “Kleinstädten” bzw. “Kleingemeinschaften” ist… also das kann ich mir noch/gut vorstellen. Alles andere aber bekommt den Ert’schen “Stempel of Doom” ;-)

        • Tom Schüllke... sagt:

          Der Ertsche Stempel of Doom erhält zusätzlich die Absegnung von Tom Doom, so wie mein Spitzname manchesmal ist. ;-)

          Man müsste zwei Dinge hinterfragen. Wie viele Ressourcen kann dauerhaft eine Megacity vor Ort realistisch dauerhaft bereitstellen und zweitens.

          Welches Einzugsgebiet ist notwendig und realistisch machbar bei einem gegebenen Mobilitätslevel . An dieser Frage wird sich entscheiden bis zu welcher größe Städte überlebensfähig sein werden.

          Ich glaube nicht das wir jemals in der jüngeren Moderne ernsthaft den Versuch einer sich selbst versorgenden Großstadt durchdacht haben. Ich bin mir sicher das wir da ein großes Potential haben. Wie würde eine Stadt funktionieren, die Ihr Regenwasser nicht in die Kanalisation schüttet. Wie könnte man sogar innerstädtisch ökologische Kreisläufe realisieren. Wo liegt der optimale vermittelnde Wert aus notwendiger Postmobilität und Lokaler Eigenversorgung.USW.

          Aber die Frage ist eben, wie sollen wir nach eintritt des PO die notwendigen Strukturänderungen realisieren.

          Ich befürchte es wir die Megastädte dieser Welt mit voller Wucht und unvorbereitet treffen. Es wird zu gewaltigen Abwanderungsbewegungen in die Ländlichen Gebiete kommen mit allen damit verbundenen Härten und Schwierigkeiten.

          Auch in Deutschland werden die Großstädte kaum in der Lage sein in heutiger Struktur zu überleben.

          Aber das theoretische Potential Städte zu entwerfen die mit weit weniger Energie auskommen und erheblich resilienter sind ist ganz sicher hoch.

          • Tom Schüllke... sagt:

            Noch ein Gedanke zu der Frage der Überlebensfähigkeit.

            In irgendeinem Artikel habe ich über den durchschnittlichen Ökologischen Fußabdruck unserer Europäischen Küstenstädte gelesen. Das Ergebnis war, das jeder Quadratkilometer Stadt 500 diesen Quadratkilometer unterstützenden weiteren Quadratkilometer benötigt.

            Ich hab daraufhin bei Wiki die Stadtfläche Hamburgs nachgeschlagen, und den Radius einer Kreisförmigen fläche Ermittelt, die Hamburg umgeben würde , wenn man theoretisch sämtliche Hamburg unterstützenden Versorgungsflächen direkt um Hamburg anordnet..

            Das Ergebnis war ernüchternd.

            Der Radius lag bei 500 KM !!!! Berlin , Hanover Bremen und halb Deutschland lagen noch mit im Einzugsgebiet..

            mit anderen Worten…. BAU Buisness as usual ist dann nicht mehr drinn… Game over.. wir werden alles ändern. Ob wir wollen oder nicht..

            • Ert sagt:

              @Tom

              Interessante Überlegungen

              Ist das eine “Postfossile” Flächenangabe – oder bezieht sich die immer noch auf die Nutzung von externer (fossiler) Energie um den Transport vom Umland in die City zu gewährleisten? Wo wohnen dann die Menschen die die Waren und das Essen im Umland produzieren? Hast Du da noch etwas mehr Hintergrund?

              • Bruno Müller sagt:

                Ert, ich habe folgendes zu bieten:

                In meinem Beitrag
                http://www.peak-oil.com/2014/04/4500-werden-es-nicht-schaffen/
                versuchte ich herzuleiten, wie viele Menschen (+ Nutztiere für die Feldarbeit) in meinem Wohnort in der postfossilen Zeit, nachdem sich wieder stabile Strukturen gebildet haben, leben können, bezogen auf eine dann mögliche Lebensmittelversorgung. Die Versorgungsfläche auf der eigenen Gemarkung wären dann Wald, Wiese, Äcker. Der Waldanteil beträgt 20 %

                Umgerechnet stünden 0,0071 km2/Einwohner (+ Anteil Nutztiere, Futter) Versorgungsfläche zur Verfügung. Oder 0,71 ha, oder 7.100 m2

                Für Hamburg (1,75 Mio. Einwohner) hochgerechnet und angenommen die Stadt hätte im Postfossilen Zeitalter dieselbe Einwohnerzahl, würde die Bedarfsfläche einen Radius um Hamburg von 63 km in Anspruch nehmen. Dann darf aber innerhalb dieser Fläche kein anderer Ort mit Menschen sein. Meine Beurteilung: Völlig fern jeder praktischen Umsetzbarkeit. Die Großstädte werden dicke Probleme bekommen – die Dörfer aber auch.

                Ein Bekannter von mir, der in Berlin geboren ist, hat mir diese Woche erzählt, dass seine Eltern nach dem Krieg in Berlin verhungert sind, trotz Urban-Gardening. http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Bundesarchiv_Bild_183-M1015-314,_Berlin,_baumloser_Tiergarten.jpg

              • Tom schülke sagt:

                Hallo Ert. Nein. Es ging dabei (zum glück) um unseren aktuellen fussabdruck. Es wäre eine grossartige wissenschaftliche aufgabe, szenarioanalysen abnehmender gesellschaftlicher und technischer komplexität und veringerter mobilität zu entwickeln, die das notwendige einzugsgebiet für eine zeit nach peak oil entwerfen. Ich komm nicht mehr dahinter wo ich den artikel gelesen hab. Es könnte aus dem postcarbonreader stammen. Ich weis noch das es auf arbeiten eines institutes stammt, das für diverse zwecke und regionen deren ökologischen fussabdruck ermittelt. Ein weiteres beispiel war die grossregion Tokio, das aktuell die doppelte fläche ganz japans als einzugsgebiet benötigen würde. Könnte man eine riesige Käseglocke über japan stülpen würde also ganz japan und tokio augenblicklich kollabieren.

              • Tom schülke sagt:

                @ Bruno Müller. Hab ich da eben korrekt 7100m2 gelesen oder etwas falsch verstanden. Das erscheint mir sehr viel zu sein . Man könnte auch als modell annehmen das mit permakultur ein mensch sagen wir mal 1000 m2 zu seiner versorgung benötigen wuerde. Ich hab mal gelesen die ertragreichsten spezialisten könnten sich sogar auf 500m2 ernähren. Daher die grosszügige verdopplung. Dann müsste man den durchschnittlichen flächenanteil an fruchtbaren flächen ermitteln und könnte so einen einzugsradius schätzen. Wäre diese klein genug um postfossil die dann noch zu transportierenden nahrungsmengen in die zentren zu bringen hätte das system eine chance auf stabilität.

        • Frank Bell sagt:

          Wer erntet das alles ohne Maschinen?

          Man wird in Zukunft eine noch viel grössere Zahl an Hartz IV-Empfängern haben. Die kann man zu so etwas zwingen. Der Probelauf findet ja bereits jetzt statt.

          Zu Megastädten:

          Es gibt da so eine Bewegung in den USA, die unglaublich komplexe Megastädte als DAS Zukunftsmodell preisen, nämlich das Venus Projekt.

          • Ert sagt:

            @Frank

            Ich sehe das differenzierter… die Menschen müssen ernährt werden.. und wohnen… auch die Monate im Jahr wo es z.B. hier bei uns nichts zu ernten gibt. Dort wo angebaut wird, also in den Monokulturen, gibt es gar nicht mehr die Unterkünfte und Infrastrukturen um die Leute da leben zu lassen die es brächte das alles zu organisieren.

            Diese Leute leben in den “Megacities” – und ohne Mobilität… also mal eben 50-100km Pendeln pro Tag… ist das ein Problem. Selbst der betrieb eines Fahrrades ist in Öl- und Energiearmen Zeiten eine aufwändige Sache…. Fahrt mal ein Rad 5000KM/Jahr.. und schaut was da über 10 Jahre alles an Geld und Ersatzteilen rein geht… das ist nicht wenig! Von der Zeit und den Kalorien die der jeweilige Mensch verbraucht gar nicht erst angefangen….

            Zum ‘Venus Projekt’…. für mich ist das immer noch recht “High Energy”… und zu viel Komplexität…. und vor allem: Wann will man damit anfangen? Wenn die Energieklipper gerissen ist? Wer will das jetzt so machen.. also eine Stadt in Europa oder den USA auf dem Reißbrett neu zu gründen, umzusiedeln, zu bezahlen? Wo sind die Flächen dafür? Wie fängt das an? Alles Utopien für mich zum aktuellen Zeitpunkt. Alleine ein Ökodorf zu gründen, die Genehmigungen, das Kapital und die Leute zusammen zu bekommen… eine kleine Wirtschaft aufzubauen… ja das ist schon eine wahnsinnige Leistung (u.a. mit Verweis auf z.B. 7 Linden).

            • Marcel Sastre sagt:

              “was da über 10 Jahre alles an Geld und Ersatzteilen reingeht”

              Als fleissiger Fahrradnutzer muss ich leider noch ergaenzen: Wie viele Fahrraeder innerhalb dieser 10 Jahre ersetzt werden muessen, da sie schlichtweg gestohlen worden sind. Gestern sind hier im DORF (!) zwei Fahrraeder gestohlen worden. Einem Nachbarn ist kuerzlich seine komplette Photovoltaik-Anlage vom Dach gestohlen worden. Das sind auch Kostenfaktoren, mit denen wir uns kuenftig verstaerkt auseinandersetzen muessen und die vorrauschauendes Handeln beeinträchtigen.

              • Ert sagt:

                @Marcel

                Das mit dem Klauen sehe ich nicht kritisch – die Ressourcen sind dann ja nicht weg oder verloren – sie werden nur von einer anderen Person genutzt ;-)

                Aber bevor ich angefangen habe im schnitt 5000-6000KM Rad pro Jahr zu fahren – hatte ich nie eine Kette, Kettenblätter, Baudenzüge oder Zughüllen an einem Rad gewechselt. Je nach Nutzung oder Transportbedarf – bedarf es dann noch mindestens eines weiteren Fahrrades (bez. deines angesprochenes Klaurisikos!) oder Anhängers. Ggf. Spikereifen im Winter und eines anderen Kleidungsbestandes – wenn man wirklich 365 Tage/Jahr fährt. Alles kein Problem, lächerliche Summen im Vergleich zu einem Kfz – aber dennoch nicht zu vernachlässigen.

                Spannend finde ich aber für mich persönlich, wie es mich ‘implizit’ mit Distanzen, Terminen, Übernachtungen und Transportbedürfnissen umgehen lassen hat. Nie habe ich irgendwas als Problem empfunden – nur der Blick auf die Dinge ändert sich. Dies wird insbesondere sichtbar wenn mit der ‘automobilen’ Umwelt gesprochen wird… die meiner aktuellen persönlichen Ansicht nach oft absolut absurde Ansichten bezüglich der Wichtigkeit oder Unverzichtbarkeit des Kfz hat.

                Aber in der heutigen Alles sofort und immer Kultur scheint eben einiges verzerrt zu sein.

  8. Ert sagt:

    Um noch einmal einen drauf zu setzten, Radio Ecoshock meldet und brint auch ausschnitte aus der NASA-Pressekonferenz: http://www.ecoshock.info/2014/05/gasp-antarctica-is-melting.html

    The biggest climate news this year – Antarctica is melting – But right now we’re going to bypass the mainstream media machine to hear from the NASA scientists who say the melt of one Antarctic glacier set is now “unstoppable”. We don’t often get such certainty from science, or large government agencies.

    Interessant hier sind u.a. die Fragen der Presse an den Forscher… die waren alle sehr, sehr gut und von vielen wichtigen Publikationen.

    Noch interessanter war die Frage was diese spezifischen Ergebnisse bzw. des IPCC Berichtes bedeuten – hier sagte der Forscher: Der IPCC Bericht ist nur der Konsens der Zusammenfassung des aktuellen wissenschaftlichen Forschungsstandes. Dieser wiederum basiert of auf Jahrzehntelanger Forschung, dann des Verfassens von Publikationen, des Peer-Reviews und später einmal der Veröffentlichung. Wenn dann das veröffentlichte oft zitiert wird, erlangt es Relevanz auch für den IPCC Bericht.

    ich fand es sehr interessant das mal direkt von einem Forscher so in der Art zu hören. Wer dann noch weiss das das IPCC sehr politisch ist, der weiss das die IPCC Berichte dem was wirklich der “Body of knowledge” ist sehr hinterherhinkt.

    So geht z.B. das IPCC in seinem neusten Bericht einfach davon aus, das wir die 2C nicht reissen, wovon der Artikel den ich weiter oben verlinkt habe nicht mehr ausgeht. Es ist das gleiche wie beim Peak-Oil…. ein umsteuern in die richtige Richtung würde ein Ende unseres Wachstumswirtschaftsmodelles bedeuten… und solch eine global synchronisierte Aufgabe dessen wird es freiwillig nicht geben… so jedenfalls meine aktuelle Meinung.

  9. M.U. sagt:

    “Und wie wir wissen, ist ja in fast allen Industrienationen die Geburtenrate rückläufig.”
    Noch ist das so! Allerdings befürchte ich, dass der Niedergang ansteigende Geburtenraten im Schlepptau hat. Den wir alle wissen ja, dass diese Rücklaüfigkeit auf Reichtum, Bildung etc. beruht. Der Verlust bzw. Verschleiß an der Ressourchengrenze wird nun ja …

    • Tom Schüllke... sagt:

      Nun das die Geburtenraten Ansteigen werden ist vielleicht eine Möglichkeit. Aber die Lebenserwartung wird mindestens sehr deutich sinken. Das wird daher weniger ins Gewicht fallen.

  10. Kai Fischer sagt:

    Hi Leute,

    es geht los mit der eurasischen Union.

    http://www.n-tv.de/politik/Ex-Sowjetstaaten-gruenden-Wirtschaftsunion-article12924951.html

    Zitat “Putin betonte, dass die Union etwa ein Fünftel der weltweiten Gasreserven sowie 15 Prozent der Öllagerstätten kontrolliere.”

    Na dann. Es kommen ja noch weitere Staaten dazu.

    Ich fahre schon mal ohne Öl.

    Gruß

    Kai

  11. […] Das neue Fördermaximum der USA sieht die Energiebehörde 2016/2017 kommen. Quelle 1: Peak-Oil.com Quelle 2: EIA via […]

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