Wie andere Branchen auch legte die Ölförderbranche Zahlen zum vergangenen Quartal vor. Shell (holländisch), Statoil (norwegisch), Exxon und BP (britisch) aber auch der russische Ölkonzern Tatneft verdienen gutes Geld und die Presseberichte sind eindeutig: Ursache dafür ist der hohe Ölpreis. Nach der Explosion der Ölplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko musste BP sogar Anlagen verkaufen, um frisches Geld für die Schadensbehebung verfügbar zu machen. Doch so wie das Thema aus den Medien (fast) verschwunden ist, so sind auch die Verluste des Unternehmens verschwunden. Auch wenn der Gewinn von Repsoil (spanisch) nicht wie bei der Konkurrenz stieg, ist eine halbe Milliarde Euro Überschuss kein Pappenstil. Die Firma hat mit den Produktionsausfällen in Libyen zu kämpfen. Wie viel Geld mit Öl zu machen ist zeigt vielleicht der texanische Konzern Marathon Oil. Bei 3,87 Milliarden Dollar Umsatz blieben 996 Millionen Dollar als Gewinn hängen: Also mehr als ein Viertel des Umsatzes. Solche Gewinnmargen sind für andere Branchen Traumwerte.
Andere Teile der Öl-Industrie haben da mehr zu kämpfen, insbesondere die Raffinerien. Die Schweizer Petroplus steigerte zwar ihren Umsatz auf 6 Milliarden US-Dollar mit der Verarbeitung von Erdöl, fährt aber trotzdem Verluste ein. Der Überschuss fällt unter 2 Dollar pro verarbeitetem Barrel, das sind bei Rohöl-Preisen von fast 120 Dollar also grade mal 1,7%. Gedrückt hat hier insbesondere die Entscheidung der Internationalen Energieagentur, Erdölvorräte auf den Markt zu werfen. Verkauft wurde dadurch nicht etwa Rohöl, sondern bereits verarbeitete Produkte - was natürlich auf die Margen der Raffinierien drückt. Dagegen boomt offenbar der Bereich der Ölservice-Unternehmen. Halliburton, Schlumberger, Baker Hughes und Weatherford International sind da die großen Namen. Beim Handelsblatt heißt es dazu:
Dank der steigenden Rohölpreise wird wieder mehr in Ölvorkommen investiert. Dies betrifft die Suche nach neuen Lagern ebenso wie den Ausbau vorhandener Förderstätten. "Mit dem hohen Preis weiten die Ölmultis ihre Investitionen aus, das kommt den Ölzulieferunternehmen zugute", sagt Hannes Loacker, Analyst bei Raiffeisen Capital Management (RCM) in Wien. "Es wird mehr und vor allem ein moderneres Equipment benötigt."
Offenbar wird mehr gesucht und mehr gebohrt. Das tun auch die Brasilianer Petrobas. Der halbstaatliche Konzern investiert bis 2015 225 Milliarden Dollar, bis dahin werden die Schulden des Unternehmens auf über 90 Milliarden Dollar steigen. Bei EMFIS heißt es dazu:
Petrobras investiert damit mehr als jeder andere Ölförderer, und zollt in seinen Planungen dem Umstand Rechnung, dass die Erschließung vieler neuer Ölvorkommen immer aufwendiger wird.
Anders als die Münchner Flugplatzbauer kalkuliert Petrobas mit einem Mindespreis von 80 Dollar pro Barrel.
Auch REUTERS macht die versiegenden Ölquellen zum Thema in der Pressemeldung zu den Quartalsberichten der Ölfirmen. Dort heißt es:
Der Rohstoff hat sich binnen eines Jahres um rund 30 Prozent verteuert und die Erholung der Konjunktur ließ den Bedarf vor allem in Schwellenländern wie China anziehen. Die Preisaufschläge machten zumindest in Teilen wieder wett, dass viele Ölfelder im Westen fast ausgeschöpft sind und die Fördermengen deswegen zurückgehen.
Investoren achteten zuletzt verstärkt darauf, wie sich westliche Ölfirmen auf diese Entwicklung einstellen. Sie sind von den großen Vorkommen in Russland und Saudi Arabien ausgeschlossen. Exxon oder Shell nehmen deshalb Milliarden in die Hand, um Alternativen zu erschließen.
Die Strategien und Investitionsentscheidungen der Konzerne zeigen deutlich, dass die Zeit des billigen Öls vorbei ist und die kommende Knappheit gute Gewinne verspricht...