Laut Zeitungsberichten haben sich die EU-Länder grundsätzlich auf ein Öl-Embargo gegen Iran geeinigt, der Startzeitpunkt steht noch nicht fest. In die EU exportiert der Iran 450.000 Barrel pro Tag, insbesondere nach Italien, Spanien und Griechenland. Die Iraner meinen, ihr Öl leicht an andere Kunden verkaufen zu können, doch das scheint angesichts eines Streits mit China nicht sicher. China hat seine Importe aus Iran im Januar und Februar halbiert, da man ein Zahlungsziel von 90 Tagen wünscht, während der Iran nur 60 Tage auf sein Geld warten will. Auch wenn die Chinesen also öffentlich das EU-Embargo mangels internationalem Vorgehen (über die UNO?) kritisieren, spielt die Situation doch in ihre Hände. Vielleicht ist ja Indien an mehr iranischem Öl interessiert?
Der Iran, der kürzlich erneut mit Sperrungen des Schiffahrtswegs über die Straße von Hormus drohte, exportierte laut CIA Factbook in 2009 täglich 2,5 Millionen Barrel Öl pro Tag und war damit drittgrößter Ölexporteur der Welt. Zum Vergleich: Libyen exportierte knapp 1,4 Millionen Barrel täglich und als im Zuge der libyschen Revolution die Ölförderung ausfiel, stieg der Ölpreis binnen weniger Wochen um über 20 US$. Sollten im Zuge der angestrebten Embargo-Aktivitäten tatsächlich der Export aus dem Iran stillgelegt werden, würde dem Weltmarkt fast die doppelte Menge an Rohöl fehlen. Sollte es darüber hinaus zu militärischen Auseinandersetzungen kommen, so kommen Risiken auf den Transportrouten dazu. Saudi Arabien hat zwar angekündigt, plötzliche Produktionslücken ausgleichen zu wollen, ob das wirklich möglich ist ist fraglich. Reuters hat dazu jemanden von der Commerzbank befragt, der meint das Land wäre am Limit seiner Kapazitäten angekommen. Das letzte Mal, als dies passiert sein, sei der Ölpreis auf 150 Dollar gestiegen - er bezog sich damit auf den Sommer 2008.
Nigeria, das mit 2,1 Millionen Barrel pro Tag Platz 8 auf der weltweiten Öl-Exportrangliste belegt, könnte in den kommenden Tagen mit Streiks Probleme bekommen. Auch hier geht es um Öl, genauer um Subventionen auf Benzin, die die Regierung zum Jahresanfang gestrichen hat. 35 Cent pro Liter waren bislang zu zahlen (für Diesel das Doppelte aufgrund vieler Diesel-Generatoren zur Stromerzeugung). Im Nachbarland Ghana stieg der Preis nach Subventionsstreichung um 12 Cent also um etwa 30%. (Das käme hierzulande einem Preisanstieg von aktuell ca. 1,57 Euro auf 2,04 Euro für den Liter Super gleich.) Gewerkschaften im Land rufen deshalb zu Streiks auf, die sich auch auf den Export von Öl und damit auf die Ölpreise auswirken dürften.
Allgemein zeigt sich, dass sich inzwischen zwei voneinander geteilte Ölmärkte gebildet haben: Die in Nordamerika gehandelte Öl-Marke WTI kostet 102 Dollar, die europäische Marke Brent 113 Dollar. Diese Preislücke hält sich hartnäckig seit Dezember 2010 und hat sich nicht, wie beispielsweise bei finanzen.net spekuliert, wieder geschlossen. Die Preisschwelle von 100 Dollar scheint nun aber auch das billigere WTI-Rohöl dauerhaft überschritten zu haben, während die Preise für BRENT sich langsam wieder der 120 Dollar-Marke nähern. Nur ein Einbruch der Wirtschaftslage würde die Preise spürbar senken. In Deutschland offenbar kein Problem, an die knapp 1,60 Euro für den Liter Sprit scheint man sich hier schon gewöhnt zu haben.