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Tesla Motors – Prototyp der elektromobilen Revolution? Teil 1 – Geschichte

Ein Beitrag von Christoph Senz

Auf peak-oil.com habe ich mich in meinen Artikeln bisher vor allem mit unkonventionellen Fördertechniken von Öl und Gas wie beispielsweise dem „Fracking“ und seinen Potentialen beschäftigt. Diese Artikelreihe wird sich nun mit den Potentialen der elektrischen Mobilität auf Basis von wieder aufladbaren Batterien und im Speziellen mit deren Skalierbarkeit im globalen Maßstab beschäftigen.

Batterien stellen, neben Brennstoffzellen, einen möglichen Pfad dar, ölbetriebene Mobilität zu ersetzen. Denn nirgends ist die Dominanz von Ölprodukten derart massiv, wie im Verkehrssektor. Woran dies im Endeffekt liegt, möchte ich an einem kleinen Beispiel erläutern, dass in meinen Vorträgen immer wieder für Erstaunen sorgt: Eine Standard-Zapfsäule an einer Tankstelle in Deutschland pumpt rund 30 Liter Benzin oder Diesel pro Minute in den Tank eines Autos. Dies entspricht 1800 Litern pro Stunde. Gerundet enthält ein Liter Superbenzin rund 10 kWh Energie. Energetisch betrachtet kommen also aus einer Standardzapfsäule rund 18.000 kWh pro Stunde. Kürzt man die Stunde heraus, bleiben 18.000 kW oder 18 MW. Eine Standardzapfsäule hat also eine „Leistung“ von 18 Megawatt. Wollte man solche Leistungen mit Hilfe von elektrischem Strom übertragen, wären baumdicke Kabel dafür notwendig. Es sind also die Faktoren "hohe Energiedichte" und einfaches "Aufladen" von Energie (sprich: tanken), sowie die gigantischen Ölvorkommen, die im 20. Jahrhundert entdeckt wurden, die im Endeffekt dazu geführt haben, dass sich der Verbrennungsmotor durchgesetzt hat. Und das, obwohl der Wirkungsgrad eines Verbrennungsmotors nur bei rund 25-30% liegt, während Elektromotoren auf 85-90% kommen. Doch schon bald könnte das Pendel zu Gunsten des Elektromotors umschlagen.

Elektrischer Antrieb vs. interne Verbrennung – ein langwährender Streit

Es mag für viele erstaunlich sein, aber der erste „Porsche“ war ein Elektroauto. Ferdinand Porsche entwickelte 1896 einen Radnaben-Elektromotor, den er, damals für die Lohner Werke tätig, 1899 in ein Automobil, den heute sogenannten „Lohner Porsche“ einbaute. Angetrieben wurden Elektroautos damals mit Bleisäure-Akkus, dessen Grundprinzip heute noch in jeder Starterbatterie eines Autos mit Verbrennungsmotor Anwendung findet.

Lohner-Porsche mit Allradantrieb, 1900 Foto: wiki commons

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Rezension: Der Futur Zwei Zukunftsalmanach

Ein Gastbeitrag von Florian Hoppe

Die Nachhaltigkeits- und Klimaschutzbewegung hat keine Geschichte zu erzählen. Sie hat lediglich zu sagen, dass alles sofort anders werden muss, damit es bleibt, wie es ist. Da es aber ohnehin ist, wie es ist, bliebt solche Rhetorik völlig wirkungslos. Es ist daher nötig, eine neue Zukunft über uns selbst zu erzählen. Und darüber, wie wir in Zukunft leben wollen.

Mit dieser Einleitung stimmt Harald Welzer in wenigen Worten auf die Thematik dieses Buches ein. Obwohl Wachstumskritik in den letzten Jahren verstärkt diskutiert wird, fühlen sich viele Leute nicht selbst davon nicht betroffen.  Doch "Wir können eh nichts tun" ist ein Argument, das der Autor nicht zulässt. Im Gegenteil, er will beweisen, dass der Mensch sehr wohl die Möglichkeit hat etwas zu ändern und dabei an Freude und Lebensqualität gewinnen kann.
Nach einem einführenden Essay, welche die heutigen Probleme des Konsums,  Klimawandel, Peak Oil, sowie die Grenzen des Wachstums zusammenfasst, beginnt der Hauptteil des Buches.

Geschichten des Gelingens

Diese 72 Geschichten handeln von Menschen, welche mit ihren Projekten heute schon vorleben, wie man anders wirtschaften und leben kann. Dabei handelt es sich einerseits um Bürgerinitiativen, aber auch um Start Ups und Kommunalverwaltungen.

Da wären unter anderem:

  • Die 2000 Watt Gesellschaft: Ein Projekt des Schweizer Bundesamt für Energie und der ETH Zürich, den Energieverbrauch der Schweiz bis zur Jahrhundertmitte zu halbieren und in den darauffolgenen Jahrzehnten auf 2000 Watt Dauerleistung pro Kopf zurückzuführen.
  • Mehrere Initiativen des Ingenieurs Reinhard Koch in Güssing, Österreich, den Energieverbrauch der Gemeinde zu senken, sowie die Umstellung von Ölheizungen auf ein kommunales Fernwärmesystem. Diese machten Güssing nicht nur von teuren Ölimporten  weitestgehend unabhängig, sondern verschafften der darbenden Gemeinde einen Wirtschaftsaufschwung, welcher 1500 Job schaffte und es schaffte, die örtliche Arbeitslosenrate um 2/3 zu senken.
  • "Blue Economy Solutions", eine Berliner Firma, welche ökologische Produkte und Geschäftsmodelle nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft anbietet und Unternehmen berät.  Unter anderem testen sie ein Null-Emissionen-Gewächshaus, welches  aus einer Aquakultur (in welcher Fischzucht betrieben wird) und einer hydroponischen Anlage (Pflanzenproduktion im Wasser) besteht.
  • Initiativen des früheren Züricher Stadtrats (1978 -1994) und ehemaligen Nationalrats (1999-2010) Ruedi Aeschbacher zur Verlangsamung des Verkehrsflusses in Zürich, sowie zur Förderung von Bus und (Straßen-)Bahn-Verkehr. Mittlerweile besitzt nur noch jeder zweite Haushalt in Zürich einen PKW. Jede Wohnung und Büro in der Stadt liegt nur noch maximal 300 Meter von der nächsten Haltestelle entfernt.
  • Die "Regionalwert AG" , eine Bürger-AG zur Förderung zur Biovielfalt und ökologischen Landwirtschaft in Eichstetten (DE). Mittlerweile gehören dem Betrieb mehrere Bauernhöfe, mehrere Bioläden, sowie eine Trockenfuttermanufaktur und ein Hauslieferservice. Ziel des Unternehmens ist es, die Vermarktungswege zu verkürzen, die Vielfalt von Saatgut zu fördern und auf Pestizit- und Kunstdüngereinsatz zu verzichten. (mehr …)

Postfossile Kultur

Wenn wir davon ausgehen, dass die menschliche Kultur von der Nutzung von fossilen Energiequellen mitgeprägt wurde, dann wird die Gesellschaft auch davon geprägt sein, wenn diese Energiequellen wieder versiegen. Was wir Lebenden also als "Aufstieg in die fossile Industriekultur" erlebt haben, wird irgendwann in einen "Umstieg in die postfossile Kultur" münden. Müssen.

Zukunfts-Kulturen sind schwer zu ersehen. Hin und wieder gelingt Einzelnen ein Blick in ihre Zukunft, so wie Aldous Huxley oder George Orwell oder Jule Verne. Nicht alle ihrer Visionen sind Wirklichkeit geworden. Bei manchen könnte man sagen "zum Glück", bei anderen vielleicht "schade eigentlich". Auffällig ist die Unterschiedlichkeit der Kulturen, die Huxley beispielsweise in "Schöne Neue Welt" sowie in "Eiland" beschreibt. Ein Mann, geprägt durch jene Kultur, die ihn sein Leben lang durchdrungen hat, schafft es zwei völlig voneinander verschiedene Zukunftskulturen zu denken, die bei grober Betrachung durchaus gleich wahrscheinlich sind. Erkenntnis: Zukunft ist nicht vorgegeben, die "dort" existierenden Kulturen ebensowenig.

Wenn wir davon ausgehen, dass wir am Gipfel der globalen Ölförderung angelegt sind (plusminus 10 Jahre spielen in einer seit 150 Jahren anhaltenden Phase keine so große Rolle), ist auch die Frage interessant, welche kulturellen Auswirkungen dies haben wird. Eine interessante Auswirkung ist heute bei SPIEGEL ONLINE zu beobachten:

Dies ist der Auftakt zum neuen SPIEGEL-ONLINE-Blog "Eurovisionen". Ab sofort lesen Sie hier regelmäßig darüber, wie Europäer den Weg aus der Krise suchen, was sich in EU und Euro-Zone verändert und welche Visionen für die Zukunft des Kontinents es gibt.

... steht unter einem Artikel, der mit "Wir brauchen keine fünf Fernseher mehr" betitelt ist. Der SPIEGEL macht Visionssuche!

Man kann darüber streiten, ob nun grade Visionen in der "EU und Euro-Zone" gesucht werden sollten und ob jene Krise, von der SPIEGEL-Autoren sprechen, dieselbe ist, von der auf diesem Blog die Rede ist; aber das Ansinnen als solches macht Freude. Visionen zu entwickeln von einer Gesellschaft nach "der Krise", nach dem Öl, mit funktionsfähiger Wirtschaft und möglichst unverletzlich gegen Katastrophen von planetarem Ausmaß ist einer der wichtigen Aspekte, die Rob Hopkins in seinem neuen Buch "Einfach. Jetzt. Machen!" benennt (im Original: the power of just doing stuff, übersetzt von Gerd Wessling). Die Notwendigkeit einer lebenswerten Vision zu entwickeln, ist die Anforderung, mit der Hopkins beginnt - um dann ein Buch lang zu zeigen, wie eine große Transformation bereits ihre Kultur-Meme vorausschickt. "Lokal und resilient" ist Robs Vision und schon im Transition Handbook (Energiewende - Das Handbuch) begründete er ausführlich, warum darauf seine Wahl fällt. Doch man muss seiner Vision nicht folgen, nur um zu erkennen: Damit eine Gesellschaft sich bewegt, hilft ihr ein Zukunfs-Bild, auf das sie sich zubewegen kann.

Wenn nun der SPIEGEL Visionssuche für Europa betreibt, bedeutet dies, dass die Wahrscheinlichkeit steigt, dass die heutige Kultur in Bewegung gerät. Wenn erst einmal andere Bilder möglicher Gesellschaften an Kontur gewinnen, wenn deren kulturelle Eigenheiten mit der heutigen Konsumkultur in einen Wettbewerb treten, dann werden neue Kultur-Inseln entstehen. Dass diese Inseln sich zuerst auf lokaler Ebene manifestieren werden, wo eine kritische Masse und kritische Dichte sozialer Strukturen sehr viel schneller erreicht wird, als im globalen Maßstab, ist wahrscheinlich. Das Subsidiaritätsprinzip Europas sollte diese Ebene besonders befördern: Subsidiarität besagt, dass eine Aufgabe soweit wie möglich von der unteren Ebene bzw. kleineren Einheit wahrgenommen werden sollte. Es deutet viel auf eine neue Bedeutung des Lokalen hin.

Ich gestehe: ich finde die Vision "lokal und resilient" sehr verführerisch. Sie vereint Leopold Kohrs Philosophie von der Bedeutung des Kleinen/Lokalen mit Erich Fromms Humanismus. Sie befriedigt den Wunsch nach Unabhängigkeit, denn was resilient ist, was widerstandsfähig ist, muss seine Abhängigkeiten klug reduzieren. Und sie nimmt logischerweise Rücksicht auf die Tatsache, dass wir den Tagesölverbrauch auf diesem Planeten nicht mehr nennenswert steigern können: kurze Wege angesichts eines ölgetriebenen Transportsystems ist deshalb nicht die schlechteste Idee.

Fakt ist: Der Ansatz der "Transition Towns", der Städte und Dörfer im Wandel, ist einer der wenigen Ansätze, der Menschen angesichts der G L O B A L E N Krisen handlungsfähig macht und hält. Und viele der Aspekte, die mit Transition in Verbindung gebracht werden, tauchen in den Krisenregionen offenbar als tauglicher Handlungsansatz von allein auf. Insofern scheint diese Transition-Kultur etwas hilfreiches zu beinhalten. Da es Teil dieser Kultur ist, Visionen zu formulieren um sich an ihnen zu orientieren, passiert Visionssuche bereits in vielen Orten der Welt - nämlich dort, wo Transition als "soziales Experiment" bereits angekommen ist. Wenn diese vielen lokalen Suchen nach neuen Bildern, neuen Wegen und neuen Formen des Daseins nun im SPIEGEL reflektiert werden, dürfen wir annehmen: postfossile Kultur voraus.

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“Der geplünderte Planet” – Reflektionen über den Bericht von Ugo Bardi an den Club of Rome

„Die Welt kann praktisch ohne natürliche Ressourcen auskommen“
(Robert Solow, Träger des “Wirtschaftsnobelpreises“)

„Die Anzeichen verdichten sich, dass es letztlich wohl die Energie und ihre Verfügbarkeit sein wird,
die uns Grenzen setzt“
(E. U. von Weizsäcker, Mitglied im IRP)

Das System „Gaia“

Die Vielfalt dessen, was unter der Erdoberfläche verborgen liegt, war den Menschen lange Zeit ein Mysterium. Logisch scheint es daher, dass Ugo Bardi seinen Bericht an den „Club of Rome“ (CoR), „Der geplünderte Planet – Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen“ mit einem Kapitel über die „Lebendigkeit“ der Erdsysteme beginnt. Der Begriff „Gaia“, ist ein Konzept, das unter anderem auf den Biologen und Ökosystemforscher James Lovelock zurückgeht. Bardi wählt ihn, um den globalen Rahmen als Einstieg in seine Ausführungen aufzuspannen. Dabei kann „Gaia“ als eine recht wage Vorstellung des „lebenden“ Systems des Planeten Erde gelten. Die Verzahnung der Kreisläufe einer vernetzten Ökosphäre jenes monumentalen Ausmaßes ist niemand in der Lage allumfassend zu beschreiben. Trotzdem lohnt der Blick auf „Gaia“, denn die ersichtlich negativen Phänomene eines anthropogenen Eingriffs sind kaum wiederlegbar.

Bardi hebt darauf an, dass der unheilvolle Eingriff des Menschen in jenes irdische Ökosystem untrennbar mit der neuzeitlich aufgekommenen Bergbauindustrie verbunden ist. Dabei geht für ihn jenes „Minenfieber“ auch mit dem Kahlschlag der knappen Ressourcen an Holz sowie mit der zunehmenden Nutzung und Verschmutzung des Wassers einher. Die Ausbeutung der Bodenschätze im industriellen Rahmen, ist für Bardi vor allem der großtechnischen Maschinennutzung, der wissenschaftlichen Exploration sowie der kommerziellen, chemischen Aufbereitung der Stoffe geschuldet.

Warum ist der Blick auf das Ökosystem Erde, der einzig sinnvolle Rahmen, die neuzeitlichen „Plünderungen“ der mineralischen Bodenschätze zu durchleuchten? Für Bardi, beginnt Verantwortung mit der Darlegung grundlegender Kreisläufe und Rückkopplungsprinzipien des metabolischen Systems Erde, wobei die komplexen Funktionsweisen für den Menschen weit davon entfernt sind, steuerbar oder berechenbar zu sein. Als fundamental stellt sich dabei heraus, dass alle explorierten, mineralischen Ablagerungen in der Erdkruste des Planeten, aus menschlichen Zeithorizonten betrachtet, nicht regenerierbar sind. Ihr Abbau sollte daher ein Mindestverständnis von Endlichkeit, Generationengerechtigkeit sowie ein vorsorgendes Maß an „Eingriffswissen“ beinhalten. An solch beschränkenden Tugenden mangelt es einer auf kurzfristigen Gewinn geeichten Rohstoffindustrie jedoch sehr stark. Im Auftakt seines Werkes schreibt Bardi unmissverständlich:

Die Minen, die wir heute ausbeuten, könnte man mit Fug und Recht ‚Gaias Gaben‘ nennen. Sie sind dem Menschen allerdings nur ein einziges Mal geschenkt worden… []. Die Phase des vom Menschen betrieben Bergbaus ist eine eindrucksvolle jedoch recht kurze Episode in der geologischen Geschichte des Planeten. Keines der Mineralien, die wir so großzügig überall fein verteilt haben, wird sich in einem Zeitraum der Größenordnung, die wir als menschliche Zivilisation als verbleibende Lebenszeit erwarten können, von neuem bilden…

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Studie: Peak Oil – Herausforderung für Thüringen

Am 05.02.2014 wurde die von der Landtagsfraktion Bündnis90/Die Grünen im Thüringer Landtag beauftragte Studie "Peak Oil - Herausforderung für Thüringen" in Erfurt vorgestellt. Die Studie ist insbesondere für Bewohner Thüringens interessant. Doch auch Nicht-Thüringer können sich anhand der Studie ein Bild machen, welche Bereiche in einem Bundesland von Peak-Oil-Dynamiken betroffen sein können. Als Beispiel sei die hohe Pendlerquote benannt, die in Thüringen herrscht.

Die Studie an dieser Stelle wiederzugeben ist wenig sinnvoll. Daher soll nur ein einzelner Ausschnitt gewählt werden. Die folgende tabellarische Gegenüberstellung wurde inspiriert durch den 2. Entwurf des Thüringer Landesentwicklungsplans (LEP 2025), der relativ häufig die Endlichkeit der Rohstoffe als Argument für nachhaltigere Entwicklungswege heranzieht. Allerdings trifft der Plan letztlich die Besonderheiten der Peak-Problematik nicht ausreichend. Daher habe ich mir erlaubt, mal die Konnotationen, die Untertöne und damit verbundenen Suggestionen der beiden Konzepte "endliche Rohstoffe" und "begrenzte Fördergeschwindigkeiten" gegenüberzustellen. Je nachdem, ob man einen sozioökonomischen Organismus wie Thüringen aus dem Blickwinkel betrachtet "die Rohstoffe sind endlich" oder aus dem Blickwinkel "es gibt begrenzte Rohstoff-Fördergeschwindigkeiten" schwingen andere Untertöne mit, die letztlich zu anderen Haltungen dem Problem gegenüber führen.

Die Tabelle ist der Studie auf Seite 43 entnommen, im Kapitel über den Landesentwicklungsplan Thüringens:

Endlichkeit der Rohstoffe

Begrenzte Fördergeschwindigkeiten (Peak-Problem)

Probleme tauchen erst auf, wenn das Ende der Rohstoffe erreicht ist.

Probleme tauchen schon bei Annäherung an das Fördermaximum auf

Es bleibt viel Zeit bis zur Problemlösung (teilweise mehr als 100 Jahre).

Es bleibt sehr viel weniger Zeit bis zur Problemlösung. Akute Probleme können auftauchen.

Die Probleme tauchen dann abrupt auf.

Die Probleme entwickeln sich schleichend schon im Vorfeld.

Bis dahin werden wir technische Lösungen gefunden haben.

Sich auf ungewisse neue technische Lösungen zu verlassen kann gefährlich sein.

Nach dem Ende der Rohstoffe haben wir ein System, das funktioniert. Punkt.

Der Transformationsprozess ist ungewiss, auch weil die Probleme mit dem Überschreiten des Fördermaximums stärker werden.

Wir müssen nur das Energiesystem umbauen.

Wir müssen auch Umbauten an den Systemen vorsehen, die mit dem Energiesystem verbunden sind.

Wir können bis dahin mit den bekannten Paradigmen weiterarbeiten.

Wir müssen prüfen, ob unsere historisch erfahrenen Paradigmen noch gültig und hilfreich sind.

Wir haben es mit einem linearen Problem zu tun.

Wir haben es mit einem non-linearen Problem zu tun.

Tabelle 2: Unterschiedliche Suggestionen der und Schlussfolgerungen aus den Konzepten „Endlichkeit der Rohstoffe“ und „begrenzte Fördergeschwindigkeiten“

Studie: Peak Oil - Herausforderungen für Thüringen

Um die Diskussion über die Problemstellungen rund um Peak Oil anzuregen, freut mich eine weite Verteilung und konstruktive Diskussion der Studie und ihrer Inhalte.


Pressereaktionen:

Energiewende, Phase II: Überschussstrom umwandeln

Am 31. Januar stellten die Professoren Leiter, Schüth und Wagemann ein Diskussionspapier auf der Webseite der Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. (DECHEMA) online, zu dessen Diskussion ich hiermit beitragen und auffordern will. Es heißt:

Diskussionspapier - Überschussstrom nutzbar machen: Optionen

Darin verweisen die Autoren darauf, dass der Ausbau für die Erzeugungssysteme von Strom aus erneuerbaren Energiequellen bis 2020 beim Doppelten des Bedarfs liegen dürfte. Sie schlagen daher vor, die Verbindung zwischen dem Strom-System und der Chemie intensiver ins Auge zu fassen und benennen 4, nach Exergie-Gesichtspunkten geordnete, Nutzungsstufen:

  1. Strom direkt als Strom nutzen
  2. Strom zu Wasserstoff und dessen direkte Nutzung
  3. Chemische Speicherung von Wasserstoff
  4. Rückverstromung

Da elektrischer Strom ein sehr "flüchtiges Element" ist, was im selben Moment genutzt werden muss in dem es verfügbar gemacht wird (Strom hat keine "Eigenspeicherfähigkeit"), stellt sich für ein auf erneubaren Energiequellen basierendes Energieversorgungssystem die Frage, wie mit Überschussstrom umgegangen wird (wenn also mehr Strom verfügbar ist als in dem Moment von sämtlichen Energieverbrauchern abgenommen wird) und wie sich die Energie vom Sommer in den Winter transferieren läßt. Abgesehen von allen (kurzsichtigen) Kosten-Diskussionen um die Energiewende liegt hier die zentrale Frage: Wie bekommen wir Energie aus energiereichen Zeiten in energiearme Zeiten transferiert? Die Autoren schlagen vor, den Strom zur Bereitstellung chemischer Substanzen einzusetzen und die Energie sozusagen in besonderen chemischen Verbindungen zu speichern.

Sie leiten daraus eine engere Verbindung zwischen chemieverabreitendem System und Energieversorgungssystem ab, fordern verstärkte Forschung in diesem Bereich und appellieren an die Politik, verläßliche Rahmenbedingungen zu schaffen. All diesen Forderungen schließe ich mich hiermit (als Nicht-Chemiker) ausdrücklich an.

Ich möchte die Diskussion um einen weiteren Aspekt anreichern. Im Herbst schrieb ich für die ENFO AG ein Papier zum Thema Methanisierung auf lokaler Ebene. Das Konzept der "Chemisierung" von Überschussstrom ließe sich prinzipiell in jeder Kommune anwenden, um eine lokale Struktur aufzubauen, die Sommerenergie in den Winter transferiert und Strom zur Anwendung im Wärme- und Transportbereich umzuwandeln. Dabei habe ich mich in folgendem Dokument von der Frage leiten lassen, wie ein lokales Energieversorgungs(sub)system gebaut sein sollte, wenn man "die Energiewende vom Ende her denkt". Das "Ende der Energiewende" wäre demnach jener Zeitpunkt, bei dem keinerlei (nuklear-)fossile Energieträger mehr genutzt werden. Die Methanisierung, die die o.g. Autoren ebenfalls vorschlagen und zu deren Umsetzung Kohlenstoff notwendig ist, müßte sich demnach mit lokal verfügbaren Kohlenstoffquellen zufrieden geben, um das natürliche System nicht zu übernutzen. Dazu bedarf es aus meiner Sicht eine Zwischenspeicherung von Kohlenstoff sowie eine auf Nachhaltigkeit ausgelegte Nutzung der lokalen nachwachsenden Biomasseerträge. Ich habe diesen Ansatz um ökonomische Möglichkeiten zur Nutzung erweitert und das Papier daher genannt:

Als Wirtschaftler interessiert mich dabei insbesondere die Verbindung zum Transportwesen und die Option, eine lokale Chemieindustrie aufzubauen.

Prof. Bertau von der Uni Freiberg schlug kürzlich im Interview mit dem MDR Figaro in eine ähnliche Kerbe, in der er Methanol als idealen Speicher aber auch als Grundinput für die chemische Industrie ansprach - eine Substanz auf die auch die DECHEMA-Autoren eingehen. Über Methanisierung als "Perspektive für eine Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien" denken auch Beckmal et.al. (TU Dresden) nach.

Da es in der öffentlichen Debatte um die nächste Phase der Energiewende Exergiewende gehen sollte und nicht nur die Strompreise im Vordergrund stehen sollten, ist diese Diskussion dringend notwendig. Sie eröffnet hoffentlich einen "Ausgang" aus dem Im-Kreise-Drehen zwischen Politik und Vertretern der fossilen Versorgungsvorstellungen, denn sie verbindet die Nutzung von EE-Erzeugungsanlagen mit dem bestehendem, vielfach auf (Erd-)Gas beruhenden Energiesystem. Hier liegt die Chance, die Energiewende von der Konzentration auf die Erzeugungs-Anlagen hin zu einer Aufwertung der Speicher- und Umwandlungsanlagen weiterzuentwickeln.

80% der deutschen Wohnungen heizen direkt mit Öl oder Gas

Obwohl Ölheizungen kaum noch in neu gebauten Wohnungen verbaut werden, heizt fast jede dritte Wohnung in Deutschland weiterhin mit Heizöl. Wie untenstehende Abbildung aus dem jüngsten Quartalsbericht der AG Energiebilanzen zeigt, waren 2012 immer noch 29% aller deutschen Wohnungen mit einer Ölheizung ausgestattet. Fast jede zweite Wohnung heizt mit Gas:

Beheizungsstruktur des Wohnungsbestandes 2013

Während der Anteil der Ölheizungen im Wohnungsbestand seit 1995 langsam aber stetig abnimmt, nahm der der Gasheizungen immer weiter zu, auch wenn sich langsam ein Maximum herauskristallisiert. Direkt mit fossilen Energien werden 80% der deutschen Wohnungen beheizt. Der Anteil von Fernwärme blieb bei leicht steigender Tendenz nahezu unverändert, Festbrennstoffe nahmen stark ab (Vermutung: Kohle raus). Dder Anteil der Wärmepumpen am Gesamtbestand ist so gering, dass die Zahlen neben das Diagramm gesetzt wurden. Immerhin hat dieser Bereich den größten Zuwachs, auch wenn bislang weniger als 1% des Wohnungsbestandes hauptsächlich Umgebungswärme zum Heizen nutzt. Hinzu kommen zehntausende kleinere Solarthermie-Anlagen, die jedoch meist als Heizunterstützer dienen und selten Haupt-Wärmequelle sind.

Zwischen 1995 und 2012 kamen trotz stagnierender Einwohnerzahl in Deutschland 3,1 Millionen Wohnungen dazu. Die Vereinzelung nimmt zu, die Wohnfläche pro Kopf ebenfalls. Europas Überschreiten des Peak Oil und Peak Gas hat sich in der Heiztechnik im Wohnungsbestand bislang nicht wirklich niedergeschlagen.

Anderes:

2013: Kaum noch Ölheizungen in Neubauten

Die AG Energiebilanzen hat ihren Quartalsbericht 4/2013 veröffentlicht. Darin läßt sich ablesen, dass nur noch in 0,7% aller im Jahr 2013 gebauten Wohnungen Ölheizungen eingebaut werden. Vor 2004 waren es noch über 10%:

Beheizungssysteme in neuen Wohnungen 2013

Auch Gasheizungen sind in Neubauten massiv rückläufig. Bis 2005 waren 3 von 4 Heizungen gasbetrieben, seit 2009 ist nur noch jede zweite neue Wohnung mit einer Gasheizung ausgerüstet. Die Lücke, die die fossilen Energierträger lassen, wird insbesondere von Wärmepumpen (von unter 10% bis 2005 auf fast ein Viertel ab 2009), Fernwärme (unter 10% bis 2006, ein Fünftel ab 2013) sowie Holz (Null bis 2003, über 5% ab 2009) gefüllt. Auffällig ist: Das Hochpreisjahr 2008, als der Ölpreis zwischenzeitlich über 140 US$ stieg, hat im Heizungsmarkt für eine grundlegende Verschiebung gesorgt. "Peak Ölheizung" wurde überschritten. Der bestehende Heizöl-Markt bedient also nur noch Altanlagen und Gewerbe.