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Gazprom drosselt Gaslieferungen in die EU. Rianovosti spricht von “Sanktionskrieg”

Heute sollen neue EU/US-Sanktionen gegen Russland in Kraft treten und seit Wochenbeginn sind die Gaszuflüsse nach Polen geschrumpft. Inzwischen melden auch die Slowakei und Österreich einen Abfall des Drucks in den Gasleitungen aus Osten. Bislang war unklar, an welcher Stelle die Gaslieferungen geschrumpft werden: Gazprom meldet "Der Export nach Polen läuft ohne irgendwelche Änderungen – in den gleichen Mengen wie auch an den vorangegangenen Tagen – 23 Millionen Kubikmeter pro Tag". Diese Formulierung vom gestrigen 11.09.2014 läßt im Unklaren, auf welche "vorangegangenen Tage" sich die Aussage zitiert. Der RIANOVOSTI-Artikel bemerkt zugleich eine vertragliche Spitzfindigkeit: Nicht die Vertragsmenge, sondern die "angefragte Liefermenge" sei unterschritten worden, so Gazprom. Möglicherweise gibt es vertraglich vereinbarte Mindestmengen, die zur Lieferung anstehen und eine Klausel, die darüber hinausgehende Lieferungen erlaubt. Gazproms Formulierung belegt nun, dass der Konzern die von polnischer Seite angefragten Liefermengen schrumpft. "Dienst nach Vorschrift" nennt man das hierzulande, wenn sich jemand streng an die Vorgaben seines Auftraggebers hält - in diesem Fall an die vertraglich vereinbarten Mengen.

Wahrscheinlich ist, dass die russische Politik den Gaskonzern zur psychologischen Kriegsführung nutzt und die heute von EU/USA erweiterten Sanktionen durch diese mehrfach angekündigte Gasdrosselung entgegentritt. Kurzfristig wird diese Entwicklung nicht zu Engpässen bei der europäischen Gasversorgung führen: Laut GIE sind die europäischen Speicher zu 89,98% gefüllt (Deutschland: 91,5%, Österreich: 94,5%), nur die ebenfalls aufgeführten ukrainischen Speicher sind nur zur Hälfte voll. Das SPIEGEL-ONLINE-Krisenszenario (unten im Artikel) erwartet im Fall eines vollstädigen Gasboykotts sofortige Engpässe in Finnland, nach 3 Monaten auch in Polen und der Türkei und nach 6 Monaten auch im Baltikum, im deutschsprachigen Europa und auf dem Balkan. Von dieser Entwicklung sind wir noch weit entfernt, aber die Sanktionsspirale dreht sich weiter.

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RIANOVOSTI hat dieser Spirale einen griffigen Namen gegeben: Die Rede ist nun von einem Sanktionskrieg. Diverse Artikel auf der Plattform lassen Akteure zu Wort kommen, die die EU/US-Sanktionen als gesetzwidrig und unwirksam darstellen. Und die Grundlagen für eine weitere Verschärfung werden bereits angedeutet: Zitiert wird ein EU-Beamter, der Journalisten gegenüber sagte, der Gassektor werde nicht von weiteren Sanktionen betroffen sein, sondern: "Im Energiebereich wird der Erdölsektor von diesen Maßnahmen betroffen".

Weitere Informationen:

Peak Oil, Peak Sand, Peak Güterwaggon

Fracking hebt die Nachfrage nach Sand in den USA: Da in jedes Bohrloch tonnenweise Sand gespült wird, um die aufgesprengten Risse offen zu halten. Das Wall Street Journal berichtet, dass der Sandbedarf für Fracking von 2011 bis 2014 sich auf über 40 Millionen Tonnen verdoppelt haben dürfte und 2015 50 Millionen Tonnen betragen soll. Das freut die Sandverkäufer, die allein bis zum Jahresende nochmal mit Preissteigerungen zwischen 5 und 10% rechnen.

Die Firma Pioneer Natural Ressources hat seit einigen Wochen die Erlaubnis, leichtes Fracking-Öl erstmals seit 30 Jahren wieder aus den USA zu exportieren. Die Firma will herausgefunden haben, dass mit mehr Sand im Bohrloch die Ausbeute um bis zu 30% steigen läßt. Die Technik mit noch mehr Sand soll nun bei noch mehr Bohrlöchern eingesetzt werden.

Dieser vom Öl-Boom ausgelöste Sand-Boom zeigt jedoch bereits seine Grenzen. Angeblich liegt die Nachfrage um ein Viertel höher als das Sand-Angebot. Neue Sand-Gruben sollen den Bedarf decken, doch zeigt der WSJ-Artikel die Nebenwirkungen: Sand wird bekanntlich auch zur Glasherstellung benutzt und die Glaser müssen höhere Preise akzeptieren, was letztlich Glasprodukte verteuern wird. Die Gegenbewegungen zum Peak Oil in den USA sorgen also für steigende Preise in vernetzten Branchen. Steigende Preise sind auch im Gütertransport zu erwarten. Der Chef der Firma Preferred Sands meint es könnte schwierig werden, ausreichend viele Güterwaggons für den Transport verfügbar zu machen.

Die Gegenbewegung zum Peak Oil zeigt also seine Nebenwirkungen in der Glasindustrie und im Gütertransport. Steigende Preise freuen zwar die Aktienspekulanten, für die das Wall Street Journal den einen oder anderen Tip bereithält, wer allerdings Glas zukauft oder mit den Sand- und Öltransporteuren um Waggonkapazitäten konkurrieren muss, bekommt die steigenden Kosten ebenfalls zu spüren.

Anderes:

Algen als Kerosin-Ersatz: Zum Stand der Forschung

Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hat den Zeitungen einen Artikel von Elke Silberer angeboten. Überschrift: "Algen sind das Kerosin der Zukunft". Zur Erinnerung: Kerosin ist der erdölbasierte Treibstoff für Flugzeuge. Er wird in Deutschland im Gegensatz zu Benzin (65,45 Cent pro Liter) und Diesel (47,04 Cent pro Liter) nicht besteuert. Bereits heute ist Kerosin und damit die gesamte Luftfahrtbranche also hochsubventioniert. Preisschwankungen am Rohölmarkt schlagen mangels puffernden Steuern auch regelmäßig auf die Wirtschaftlichkeit der Fluglinien durch.

Die dpa-Journalistin hat ein Forschungszentrum in Jülich besucht, wo aus tausenden Algenarten die wirtschaftlichste gesucht wird: Sie soll möglichst schnell wachsen und möglichst hohe Fett-/Öl-Anteile beinhalten. Die Hoffnung der Forscher: Da Algen im gleichen Zeitraum sieben- bis zehnmal mehr Biomasse heranwachsen lassen als Landpflanzen, erhofft man sich hohe Erträge. Allerdings ist der Stand der Forschung der, dass der aus Algen hergestellte Treibstoff fünf- bis zehnmal so teuer sei wie der heute aus Öl hergestellte. Dabei bleibt der dpa-Artikel ungenau: Er sagt nicht, ob diese Zahl sich auf den Ölpreis bezieht, auf den Herstellungspreis von Kerosin oder auf den durch spürbare Steuersätze teureren Endverkaufspreis von Benzin oder Diesel. So oder so sagt ein fünf- bis zehnfacher Preis aber, dass dieser Weg keiner ist, der von heute auf morgen mal eben Erdöl-Kerosin aus dem Flugverkehr verdrängen kann. Ein fünf- bis zehnmal so hoher Treibstoffpreis für Fluglinien würde nicht nur die Ticketpreise massiv erhöhen, sondern auch so manchen Flug und weitere Flughäfen unwirtschaftlich machen. Mit dem Regionalflughafen Zweibrücken bei Saarbrücken geht dieser Tage grade der nächste Kleinflughafen in die Abwicklung, mit dem Berliner Giga-Projekt BER wird derzeit ja möglicherweise ein gigantisches Infrastrukturgrab ausgehoben. Eine Verfünffachung der Treibstoffkosten würde die Kapazitäten des BER als völlig überdimensioniert dastehen lassen.

Doch nicht nur die Kostenfrage ist in dem dpa-Artikel im Nebensatz versteckt. Auch die Mengenproblematik: Das Jülicher Forschungsprojekt erprobt die Algen-Zucht auf 1500 Quadratmetern und ist damit offenbar das größte europäische Projekt dieser Art. Ein Flugzeug könnte mit der auf dieser Fläche geernteten Jahresmenge grade mal 6 Minuten lang fliegen, sagt der dpa-Artikel. Zum Vergleich: Greenpeace kalkulierte 1997 für einen Flug Frankfurt-New York 78.000 Kilogramm benötigten Treibstoff. Der Flug dauert heute etwa 8 Stunden und 20 Minuten, insgesamt also 500 Minuten, also das 83fache der Jülicher Jahresernte. Demnach müßte man 12,5 Hektar (125.000 qm) ein Jahr lang mit Algenanbau belegen, um einen Flug Frankfurt-New York zu ermöglichen. Und dies eben nicht in einer Freiland-Variante, sondern in laborähnlich aufwändiger Umgebung. Der schlechte Wirkungsgrad der Verbrennungstechnologie läßt grüßen.

Obwohl der Artikel letztlich Vergleiche wie den 6-Minuten-Flugzeit-pro-Jahresernte bringt, wird dem Leser durch die Überschrift suggeriert, Algen würden jenes Kerosin herstellen, mit denen er seinen Urlaubsflug in der Zukunft antreten wird. Dabei sind die zu erwartenden Mengen bei den zu erwartenden Kosten ein krasser Unterschied zur heutigen Situation. Warum man diese aufwändige Forschung trotzdem macht und warum die Bundesbehörden 5,7 Millionen Euro Fördermittel in solch ein Projekt stecken, erklärt der Artikel ebenfalls nicht. Sollten sie es tun, um damit "alternative Kraftstoffe mit besserer CO2-Bilanz in Verkehr zu bringen" (Zitat dpa), so ist das verdammt viel Geld für eine naive Schnapsidee. Ehrlich wäre der Artikel dann, wenn er klarstellt: Wir wissen nicht, womit wir in 20 Jahren unsere Flugzeuge betanken sollen. Und wenn uns da nicht bald was Bahnbrechendes einfällt, wird der extrem energieaufwändige Flugverkehr wohl zu großen Teilen zum Erliegen kommen. Was es bedeutet, wenn Gesellschaften sich auf die ständige Verfügbarkeit internationaler Flugverbindungen verlassen, erleben derzeit die Israelis hautnah. Ulrike Putz schreibt für SPIEGEL ONLINE von einem immensen wirtschaftlichen Schaden, der durch die gekappten Flüge nach Tel Aviv zu erwarten sei.

Nachtrag:

CDU-Außenpolitiker Polenz fordert Öl-Embargo gegen Russland

Der CDU-Außenpolitiker Ruprecht Polenz wird in der WELT mit der Aussage zitiert:

"Ein Öl-Embargo, das die EU gegen Russland verhängt, wäre eine wirksame Sanktion. Ein solches Embargo würde Russland treffen."

Ein solches Embargo würde jedoch nicht nur Russland hart treffen, sondern ganz Europa. Leider hat Ruprecht Polenz nicht mitgeteilt, wie er die Mengen zu ersetzen gedenkt, die sowohl Deutschland wie auch die gesamte Europäische Union aus Russland beziehen. Etwa ein Drittel des Ölbedarfs stammen aus Russland. Russland ist zudem der zweitgrößte Ölexporteur der Welt mit etwa 4,7 Millionen Barrel täglich und mit über 10 Millionen Barrel täglich der drittgrößte Ölförderer der Welt. Oder glaubt er, Europa könne mal eben auf ein Drittel seiner Ölzuflüsse verzichten?

Öl-Lieferländer-Deutschland-2013

Ein europäisch-amerikanisches Ölembargo gegen Russland hätte extreme Auswirkungen. Kurzfristig würde der Ölpreis explodieren, weil Europa die benötigten Öl-Mengen anderswo in der Welt einkaufen müßte. Da dies praktisch unmöglich ist, würden zudem die verfügbaren Ölmengen schrumpfen, spätestens wenn die strategische Reserve von 90 Tagesrationen in Deutschland aufgebraucht ist. Langfristig würde Russland seine Exportrichtung noch drastischer umorientieren und noch stärker den asiatischen Markt zu Lasten des europäischen Markts beliefern. Europa würde seinen wichtigsten Lieferanten für Treibstoffe verlieren und müßte künftig sehr viel höhere Preise im immer engeren Ölmarkt zahlen.

Ruprecht Polenz kann diese Forderung nicht ernst meinen. Entweder hat er sich als Außenpolitiker mit den Energie-Verflechtungen des eigenen Landes, in dem er "Politik macht" nicht befasst, oder er sieht es als seine Aufgabe, extreme Positionen im USA-EU-Russland-Konflikt gucken zu lassen, anhand derer die "gegnerische Seite" ablesen kann, was im politischen Kontext in Europa noch so angedacht werden kann. Die Stimme von Polenz hat Gewicht: Er war laut wikipedia im Jahr 2000 Generalsekretär der CDU, ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde und von 2005 bis 2013 Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag! Der Jurist war außerdem 10 Jahre lang Präsident der Deutschen Atlantischen Gesellschaft, einem Verein, der im Sinne der NATO Öffentlichkeitsarbeit betreibt. Eigentlich würde man von solch erfahrenen Persönlichkeiten erwarten, dass sie nicht nur über Osteuropa kundig sind, sondern auch über die eigene Verletzlichkeit gegenüber einer Drosselung von Öl- und Gaszuflüssen. Ob der Außenpolitiker die Peak-Oil-Studie der Bundeswehr gelesen hat oder den Peak-Oil-Bericht von Studenten über seine Heimatstadt Münster?

(Dank an Frank)

Nachtrag:

Russisches Finanzministerium erwartet zurückgehenden Ölexport ab 2016

Die russische Nachrichtenagentur ITAR-TASS meldet, dass das russische Finanzministerium in den Budgetplanungen für die Haushaltsperiode 2015-2017 einen Rückgang der Einnahmen aus dem Ölexport um 4,5 Milliarden US$ für das Jahr 2016 erwartet. In 2015 liegen die Planungen unter den ursprünglichen Erwartungen, aber immerhin noch wachsend gegenüber 2014. Als Ursache wird ein Rückgang der Ölförderung benannt.

Damit bestätigen die russischen Behörden die Befürchtungen, dass der weltdrittgrößte Ölförderer (nach Saudi Arabien und den USA) und weltzweitgrößte Ölexporteur (nach Saudi Arabien) seinen Peak Oil erreicht haben dürfte. Solche Befürchtungen ließen sich einerseits aus der Dynamik der historischen Ölförderkurven ablesen, andererseits zuletzt durch einen Bericht des russischen Ölkonzerns LUKOIL, der auf diesem Blog im Mai besprochen wurde. Lukoil setzte den Beginn des Falls der russischen Ölförderung auf 2016-2017 fest. Das russische Finanzministerium geht in seinen Planungen offenbar davon aus, dass 2016 der Rückgang beginnt und die daraus resultierenden Erlöse ebenfalls sinken.

Risiken für die russische Wirtschaft

Dieser Vorausblick wirft Sorgen sowohl für das Exportland Russland auf wie auch für die Importeure des russischen Öls. Die Importeure müssen sich auf schrumpfende Liefermengen aus Russland einstellen, während der russische Staat und die beteiligten Firmen sich auf sinkende Erlöse einstellen müssen. 2013 sollen die russischen Energieexporte für 10% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) verantwortlich gewesen sein, wobei diese Zahl wenig darüber aussagt, ob bei einem Schrumpfen der Exporterlöse die russische Wirtschaftsleistung proportional schrumpft. Seiteneffekte und Rückkopplungen könnten das BIP überproportional stärker schrumpfen lassen, als der Erlösrückgang vermuten läßt, da jeder eingenommene Dollar in Russland mehr als einen Dollar Sozialprodukt auslöst. Auch der russische Staatshaushalt wäre von einem Rückgang der Erlöse stark betroffen und mit ihm alle Bereiche, die in Russland von Staats wegen finanziert werden.

Risiken für Russlands Kunden

Die deutschen Haushalte und Unternehmen, die fast 34% ihres Ölbedarfs aus Russland beziehen, müssen sich auf steigende Ölpreise einrichten. Zumal Russland sich beim Ölexport zunehmend Richtung Asien orientiert und die aufsteigenden asiatischen Volkswirtschaften Teil des Bieterwettbewerbs sein werden. Das besondere Risiko für Ölimportländer ergibt sich zudem aus dem sogenannten "Export Land Model". Denn wenn ein Öl-Exportland seinen Peak Oil überschreitet stellt sich für das Land die Frage, ob zuerst der Inlandsverbrauch gedrosselt werden sollte oder zuerst der Ölexport. Nur wenn sowohl beim Export wie auch beim Inlandsverbrauch in gleichem Maße gekürzt wird, schrumpfen die Exportmengen genauso schnell/langsam, wie die Ölförderung zurückgeht. Da innenpolitische Aspekte bei der Energieversorgung eine sehr bedeutsame Rolle spielen, ist die Wahrscheinlichkeit jedoch groß, dass zuerst die Ölexporte geschrumpft werden, um die Binnenversorgung mit Öl weiter zu gewährleisten. Das bedeutet für Ölimportländer wie Deutschland, dass die Mengen des auf dem Weltmarkt gehandelten russischen Öls schneller schrumpfen, als die Förderung im Land selbst. Den Unternehmen und Kommunen in diesen Ländern ist zu empfehlen, sich auf diese sich verändernde Entwicklung einzustellen!

Hohe Decline-Raten in bestehenden Ölfeldern

Außerordentlich sind die sich zeigenden Raten, mit denen die bereits schrumpfenden Ölfelder Russlands ihre Ergiebigkeit verlieren. Lukoil zufolge verlieren jene Felder, die ihren Peak überschritten haben, 10 bis 12% der Fördermenge pro Jahr. Auch wenn es noch einige Jahre über 2016 hinaus dauern  dürfte, bis der Förderabfall diese Dynamik erreicht, sind die Daten dennoch bedrohlich: Schrumpfen die Fördermengen des drittgrößten Ölförderers in dieser Schnelle, dürfte sich der Ölmarkt rasant verändern - genau wie der Ölpreis.

lukoil_oelforderung_foerderabfall_decline russland

Rob Hopkins in Berlin+Bielefeld, Degrowth in Leipzig: Lesertreffen

Kommenden Mittwoch, 2. Juli, 19 Uhr, spricht Rob Hopkins gemeinsam mit Gerd Wessling in Berlin. Er ist dort zur Vorstellung von "Einfach. Jetzt. Machen!", der deutschen Version seines Buchs "The power of just doing stuff". Ort: Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstraße, Berlin Mitte.

Tags drauf ist er nach Bielefeld eingeladen: 3. Juli, 19 Uhr, Audimax der Uni Bielefeld. Tansition Bielefeld lädt schon ab 16 Uhr zum Netzwerkeln ein.

Ich werde in Berlin sein mit dem Ziel eines Berichts für Telepolis. Fragen aus der Peak-Oil.com-Leserschaft nehme ich gern zu einem Vorabgespräch mit. Was ihr/Sie schon immer mal Rob Hopkins fragen wolltet/wollten: bitte als Kommentar unter diesen Artikel.

Degrowth in Leipzig: Lesertreffen Peak-Oil.com

Die Organisatoren in Leipzig haben das Programm für die Degrowth-Konferenz fertiggestellt. Sie findet vom 2. bis 6. September in Leipzig statt. Am Freitag, bei dem es um "Visionen und Strategien für die Transformation" gehen soll, biete ich um 11 Uhr einen Workshop an, der die Teilnehmer befähigen soll, eine Veranstaltung wie "Dresden auf Entzug" auch für die eigene Gemeinde auf die Beine zu stellen. Die Organisatoren laden jetzt zur Anmeldung zur Konferenz ein.

Ich möchte für eben diesen Freitag den 5. September gern zu einem Lesertreffen für Peak-Oil.com-Leser und -Leserinnen einladen! Sinnvoll erscheint es, dies etwas struktierter im Rahmen des "Open Space" zu machen, das von 17 bis 19 Uhr eingeplant ist. Anschließend könnte ein naheliegendes Café/Restaurant ein angemessener Treffpunkt sein. Ich freue mich über Vorschläge, wie und wo dieses Treffen in Leipzig vonstatten gehen kann (gern als Kommentar unter dem Artikel). Hilfe ist willkommen.

Außerdem sei ein Transition-Netzwerktreffen für das Wochenende vom 3. bis 5. Oktober nahe Kassel angekündigt. Save the date!

Anderes

Die Fracking-Verschwörung

Während der Irak-Krieg sich neu entzündet und sämtliche Planungen bezüglich der Ölförderung aus dem arabischen Raum erneut infrage stellt, zieht in Europa die Paranoia in die Amtsstuben ein. Laut Daily Telegraph hat der NATO-Generalsekretär und frühere dänische Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen von einem "Plot" gesprochen, den russische Behörden gemeinsam mit europäischen Umweltschutzorganisationen gesponnen hätten, um Europa energieabhängig von Russland zu halten. Rasmussen wird damit zitiert, dass er Verbündete getroffen habe (NSA?), die ihm sagten, dass Russland im Rahmen einer Desinformationskampagne gegen die Nutzung von Schiefergas in Europa vorgehe. Überspitzt gesagt: Greenpeace und Russland haben sich gegen den Einsatz von Fracking in Europa verschworen, um Europa abhängig von russischen Energielieferungen zu halten.

Diese Groteske entbehrt jeglichen Fakten. Die Schätzungen europäischer Behörden und Institute zeigen nicht ansatzweise, dass durch den Einsatz der Fracking-Technologie eine Energieunabhängigkeit von Russland erreicht werden kann. Dazu ist der Verbrauch von Öl und Gas in Europa im Vergleich zu der zu erwartenden Ausbeute durch Fracking viel zu hoch. Die bestehende Abhängigkeit wird also in jedem Fall dadurch aufrecht erhalten, dass Europa viel mehr Öl und Gas verbraucht, als es - durch welche Technologie auch immer - im eigenen geografischen Raum fördern könne. Leider gab es vor der Ukraine-Krise kaum Diskussionen und Aktivitäten in Europa, die die steigende Energieabhängigkeit thematisierten oder ihr etwas entgegensetzten.

Greenpeace-Mitarbeiter kommentieren den Vorwurf lakonisch mit der Rückfrage, was wohl im Nato-Hauptquartier neuerdings geraucht würde.

Siehe auch:

 

Weitergehendes:

Irak, Ukraine, DEA und Tesla

Der Einfluss von Öl und Gas aufs Weltgeschehen und der Einfluss des Weltgeschehens auf Öl und Gas zeigen sich dieser Tage vielfältig:

Die strategische Ellipse kommt nicht zur Ruhe. In der Weltregion mit den größten Öl- und Gasreserven kochts. Im Irak hat eine Organisation namens ISIS den "Geist von Saddam" wiedererweckt, was zu neuen Allianzen führt: Iran und USA verhandeln angeblich über Zusammenarbeit gegen die sunnitisch dominierte ISIS - es bleibt zu hoffen, dass sich diese Entwicklung nicht zu einem innerislamischen Glaubenskrieg ausweitet.

Währenddessen zieht Putin seine Energiestrategie gegenüber der Ukraine durch. Gespräche über ausstehende Zahlungen wurden abgebrochen, auch über einen Gaspreis für Lieferungen aus Russland in die Ukraine konnte man sich nicht einigen. Das Abdrehen des Gashahns droht, wodurch einerseits Lieferungen Richtung Europa bedroht wären und andererseits die Ukraine das Angebot der Europäer hervorkramt, Gas aus Westen über die Slovakei beziehen zu dürfen.

Die Bundesregierung ist inzwischen aufgewacht und prüft den DEA-Deal von RWE. Der Konzern hat vor, seine Öl- und Gas-Tochter an das Firmenkonglomerat des russischen Milliardärs Michail Fridman zu verkaufen. Pikanterweise gehören zu den Strukturen von DEA auch Gasspeicher in Deutschland, was angesichts des Gas-Streits zwischen Russland und der Ukraine ein wenig heikel ist. Immerhin könnte das Vorhaben "strategische Interessen Deutschlands" verletzen, was nach dem Außenwirtschaftsgesetz problematisch wäre.

Auf der anderen Seite des Atlantik werden dagegen ganz neue Karten gemischt. Tesla kündigt an, seine Patente zur Nutzung durch andere freizugeben und könnte damit Schwung in den Elektro-Mobilitätsmarkt bringen. Mancher vermutet, Tesla tut dies, um seine neue Giga-Speicher-Fabrik ordentlich auslasten zu können: Denn wenn es mehr Hersteller von E-Fahrzeugen gäbe, würde natürlich auch der Bedarf nach Batterien steigen. Wie die "Freigabe" aber im Detail zu verstehen ist und ob daraus so etwas wie eine "Offene Patentkultur" entstehen könnte, ist fraglich. Ein interessanter Schritt ist es allemal.

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