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Ein Kommentar zu “Peak Oil ist Geschichte” im ScienceSkepticalBlog

Diskussionen über die Ölversorgungssituation sind hilfreich, auch wenn sie zu anderen Schlüssen kommen, als sie auf peak-oil.com dominieren. Es sei ein Kommentar erlaubt zum Artikel "Peak Oil ist Geschichte im ScienceSkepticalBlog. Peter Heller beschreibt dort das Ergebnis eines Workshops, an dem die Mehrzahl der Teilnehmer ausgehend von der Fracking-Revolution zu dem Schluss kommen, die Peak-Oil-Hypthose scheitere am "falschen Blickwinkel".

Der Artikel beschreibt, wie Öllagerstätten im Boden strukturiert sind und dass sehr große Ölvorkommen in sogenanntem Muttergestein ohne Durchlässigkeit zu sogenannten Ölfallen existiert. Neue Fördertechniken wie die Kombination aus horizontalen Bohrungen und Hydraulic Fracturing (kurz: "Fracking") machen diese Ressourcen zugänglich. Verwiesen wird auf große Ressourcen, die im Boden lagern und die BP in seinem Statistical Review mit 1600 Milliarden Barrel angibt. Verwiesen wird auch auf die Bakken-Formation und die Studie von Leonardo Maugeri. In jedem Fall betont der Autor nie Fluss-Zahlen, sondern immer Bestands-Zahlen.

Das Problem, welches mit "Peak Oil" bezeichnet wird dreht sich jedoch nicht um die Frage, wieviel Öl im Boden ist, sondern immer um die Frage, mit welcher Geschwindigkeit wir es fördern können. Trägt man eine Zeitreihe der Fördergeschwindigkeit in ein Diagramm ein, ist die entstehende Kurve eine Linie, die Hochs und Tiefs kennt, beispielsweise so:

US Ölproduktion 1920-2010 (mehr …)

Die Energiekriege

Im algerischen In Amenas nahe der libyschen Grenze hat ein islamistisches Kommando einen Standort des Ölkonzerns BP angegriffen und 8 Mitarbeiter des Ölkonzerns BP entführt. Laut SPIEGEL ONLINE wird der Überfall mit dem Militäreinsatz Frankreichs in Mali in Verbindung gebracht. Frankreich war sowohl Kolonialmacht Malis wie auch Algeriens.

Hervorzuheben an dem Konflikt ist die Verbindung zur Energieversorgung. Heutige Außenpolitik läßt sich kaum noch lesen und verstehen ohne diesen Aspekt. Der Überfall auf einen BP-Standort ist sicher nicht zufällig: Einerseits sind Angehörige westlicher Länder verstärkt in Öl- und Gasförderprojekten anzutreffen, andererseits werden auch die Strategen von Terrororganisationen zunehmend die Verletzlichkeit der westlichen Industrieländer im Bereich ihrer Energieversorgung verstehen und zu nutzen wissen. Wer ein Ölfeld in Algerien angreift, an dem ein westliches Unternehmen (mit)arbeitet, kann sich der Aufmerksamkeit sicher sein.

Das Eingreifen Frankreichs in Mali in dieser Woche hat ebenfalls mit Energieaspekten zu tun. Der französische Atomkonzern Areva fördert Uran in Malis Nachbarland Niger. In Mali selbst wurde ebenfalls Uran gefunden, Öl und Gas werden vermutet. Frankreichs Energieversorgung basiert massiv auf Atomstrom, dessen Brennstoff bekanntlich Uran ist. 78% der französischen Stromversorgung stammt aus Atomkraftwerken. (siehe wikipedia: Kernenergie in Frankreich) Ohne Zugang zu Uran hätte Frankreich ein massives Stromversorgungsproblem, ein Machtwechsel im Herzen Afrikas könnte die Lieferungen unsicher machen.

Weltweit entstehen und köcheln Konflikte mit Bezügen zu Energierohstoffen. Großbritannien und Argentinien bestreiten grade wieder einen Medienkrieg um die Falkland-Inseln, Japan drängte kürzlich chinesische Kampfflugzeuge aus dem Luftraum über den Senkaku-Inseln. In diesen Konflikt schaltet sich nun möglicherweise auch die USA ein, die offenbar Kampfflugzeuge und Soldaten auf Okinawa stationiert. Im Irak streiten sich Kurden und Zentralregierung um die Förderrechte und drohen sich mit Krieg, verganges Jahr stritten Nord- und Südsudan um Öl. Auch der Konflikt des Westens mit dem Iran ist ein Energiekonflikt, behauptet Iran doch seine Energieversorgung durch Atomstrom ausbauen zu wollen, während der Westen die (Neben-)Produktion von Atomwaffen befürchtet.

Erneut macht hier der Verweis auf die Bundeswehr-Studie Sinn, die mit Fortschreiten der Ölverknappung durch Peak Oil eine Neusortierung der internationalen Beziehungen und der Konfliktlinien beschreibt - entlang dem Ölverbrauch.

Anzeichen für Solarkriege gibt es bis jetzt nur zwischen China und Deutschland: Um Preise und Absatzmärkte.

Passend:

News: ASPO Schweiz, Förderrückgänge, saubere Luftfahrt und Computerrisiken

Aktuelle Berichte:

Ölförderplateau seit 2005 und das US-Fracking

Matt Mushalik analysiert in seinem Blog, dass 75% der Ölförderländer in 2012 nicht höhere Mengen förderten als bereits 2001. Oder anders ausgedrückt: Drei Viertel der Ölfördernationen förderten im vergangenen Jahr soviel wie 11 Jahre zuvor oder sogar weniger. Europa sticht dabei heraus, denn die Fördermengen des alten Kontinents sinken jährlich ohne Aussicht auf eine Trendumkehr. Mushalik schlußfolgert, dass Steigerungspotential also nur noch bei einem Viertel der Nationen überhaupt vorhanden ist. Ohne diese Länder mit Wachstumspotential, deren Förderzuwächse die zurückgehenden Förderraten der weltweiten Mehrheit ausgleichen müssen, würde die Ölförderung also bereits sinken.

Vergleicht man das mit einem Radrennen, bei dem es darum geht, Geschwindigkeitsrekorde eines globalen Teams von Radrennern aufzustellen, so sind bereits drei Viertel des Teams am Leistungsmaximum angekommen oder schwächeln bereits. Eine weitere Steigerung der Gesamt-Geschwindigkeit liegt also in den Beinen eines Viertel der Teammitglieder. Da einzelne Rennfahrer aber ihre Rekordgeschwindigkeit bereits hinter sich haben und diese langsam sinkt, müssen - unter der Annahme dass die Räder irgendwie miteinander verbunden sind - die Radler mit Ausbaupotential einen Teil ihrer Kraft dafür aufwenden, die schwindende Kraft der schwachen Teammitglieder auszugleichen und einen Teil dafür, die Gesamtgeschwindigkeit des Teams noch zu steigern.

So muss also beispielsweise die jährlich abnehmende Fördermenge Europas durch einen anderen Teamplayer ausgeglichen werden, andere Förderregionen müssen also ihre Leistung allein schon dafür steigern, Europas Schwächeln auszugleichen. Erst wenn dieser Ausgleich geschafft ist, können weitere Förderkapazitäten zur Steigerung der Gesamtförderung (=Team-Geschwindigkeit) eingesetzt werden. (mehr …)

Peak Oil im Bundestag – Grünes Autorenpapier

Hans-Joseph Fell (Wahlkreis Bad Kissingen) ist schon öfter mit Aussagen zu Peak Oil zu lesen gewesen, Oliver Krischer (Wahlkreis Düren) machte sich zuletzt einen Namen durch Kritik am Fracking. Beide sind grüne Abgeordnete im Bundestag und haben jetzt ein 2008er Autorenpapier zu Peak Oil aktualisiert und veröffentlicht:

Das Papier zeigt, dass beide sich intensiv mit der Peak-Oil-Problematik befasst haben, die Komplexität des Problems verstehen und daher auch auf die vielfältigen Problembereiche eingehen. Die grüne Lösung - erneuerbare Energien - steht im Papier im Vordergrund, doch auch andere, wie städtebauliche Herangehensweisen und auch Verkehrsfragen werden angerissen. Eine Grundsatzkritik, beispielsweise am Wachstumsdogma oder durch Hinterfragen des heutigen materiellen Wohlstandsniveaus, liefert das Papier nicht. Es zeigt jedoch: Es gibt mindestens zwei Abgeordnete in Berlin, die das Problemfeld auf dem Schirm haben.

In gewisser Hinsicht schade ist jedoch auch: Auch dieses Papier kommt aus "der erwartbaren Ecke". Gut, dass es da ist. Aber lesen will man ähnliches doch eigentlich gern mal aus dem konservativen Spektrum. Peak Oil bedeutet Risiken. Peak Oil bedeutet Unsicherheit. Peak Oil bedeutet Infragestellen von vielem, was als ewiglich gilt. Die Bewahrung eines anständigen Lebens, der Erhalt von Wirtschaftsstrukturen und die Abwehr von Gefahren: All das sollte im Interesse konservativer Weltsichten sein. Daher wäre es wünschenswert, wenn auch andere politische Strömungen sich endlich mal öffentlich zum Problemkomplex Peak Oil positionieren.

Außerdem:

2013 – Das verlorene Jahr

2013 wird wohl kein gutes Jahr für die Verbreitung der Erkenntnis, dass fossile Energieträger endlich sind und bereits weit vor ihrem Ende mit Preis- und Versorgungs-Problemen zu rechnen ist. So zumindest lassen sich die aktuellen Artikel in der Wirtschaftspresse lesen, die Gewinnsprünge von US-Industrieunternehmen insbesondere mit den Fördererfolgen der Fracking-Technologie in Zusammenhang bringen. Im Artikel "US-Konzerne mit fetten Gewinnen" schreibt n-tv:

Gas kostet in den Vereinigten Staaten nur ein Drittel oder ein Viertel so viel wie in Europa. Auch Erdöl ist billiger. Denn die Energiekonzerne haben sich in den USA mit unkonventionellen Fördermethoden riesige neue Vorkommen erschlossen. Beim "Fracking" etwa werden tiefliegende Gesteinsschichten angebohrt und das dort lagernde sogenannte Schiefergas wird mithilfe von Chemikalien gelöst. Umweltschützer verdammen die Methode, Industrievertreter lieben sie. Denn dank sinkender Energiepreise bleibt mehr Geld in der Kasse übrig.

Immerhin hat der Artikel den Untertitel "Paradies mit Schönheitsfehlern". Wobei die "paradiesischen Zustände" von n-tv sich vor allem an Konzernüberschüssen zeigen, nicht unbedingt an unberührter Natur.

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“Verbrecherische” Energiewende: Zwischen Stromkosten und Humusbildung

Ein Bürgermeister der Dresdner Region sagte uns letztens klar ins Gesicht: Er hält den eingeschlagenen Weg der Energiewende für "verbrecherisch", insbesondere weil er nicht in eine Gesamtrechnung eingebettet ist und von Arm zu Reich umverteilt. Mit Verweis auf die Endlichkeit der fossilen Energierohstoffe wurden wir uns einig, dass eine Energiewende nötig ist und auch, dass alternative Energiequellen angezapft werden müssen. Doch der bisherige Weg ist für ihn ein Irrweg, insbesondere weil die Kosten für den Strom weiter steigen und dafür auch kleinere Stadtwerke als Sündenböcke herhalten. Heute schreibt SPIEGEL ONLINE: Erneuerbare Energien - Ökostrom kostet Verbraucher so viel wie nie. 20 Milliarden Euro wurden 2012 umverteilt: Von (kleinen) Stromverbrauchern zu Erzeugern von Strom aus erneuerbaren Quellen - insbesondere Photovoltaik-Anlagen-Betreibern.

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ExxonMobil zwischen Kurdistan, Irak und China

Der Irak ist eine der größten Ölhoffnungen: Ihm widmete der jüngste Jahresbericht (WEO) der Internationalen Energieagentur ein eigenes Kapitel. Dabei ist aus geostrategischer Sicht nicht nur wichtig, wie schnell die fünftgrößten Ölreserven der Welt ausgebeutet werden, sondern auch, durch wen das geschieht. SPIEGEL ONLINE berichtete jüngst, dass einer der drei großen chinesischen Energiekonzerne, PetroChina, den Anteil von Exxon Mobil an dessen südöstlichem Ölfeld West Kurna-1 (West Qurna 1) übernehmen könnte. West Kurna ist mit 43 Milliarden Barrel förderbaren Reserven das zweitgrößte Ölfeld der Welt, direkt nach dem saudischen Ölfeld Ghawar. Exxon Mobil hält seit Anfang 2010 60% an den Förderrechten, 15% hält Shell und 25% das irakische Staatsunternehmen Oil Exploration Company. Bis zum Sturz Saddam Husseins war es der russische Lukoil-Konzern, der West Kurna entwickelte, und der jetzt nur noch an West Kurna 2 beteiligt ist. (mehr …)