Die Energiefalle
Ein Artikel von Prof. Tom Murphy von Do the Math, übersetzt von Tom Schülke und Benedikt Oelmann. Im Original heißt er The Energy Trap, wurde im Oktober 2011 veröffentlicht und gehört zu den meistgelesenen des Blogs.
Viele der "Do the math"-Postings beschäftigten sich mit dem unausweichlichen Ende des Wachstums und den Herausforderungen, die uns bei der Entwicklung einer Ersatztechnologie begegnen werden, wenn unser fossiles Erbe erst einmal aufgebraucht ist. Der Fokus lag auf langfristigen, physikalischen Grenzen und nicht auf den vielen schmutzigen Details und unseren aktuellen Reaktionen auf diese Probleme. Unsere heutigen Reaktionen auf die nachlassende Verfügbarkeit von Energie werden darüber entscheiden, ob wir den Übergang zu einer nachhaltigen, technologischen Existenz bewerkstelligen, oder ob wir es unserer Gesellschaft erlauben werden, zu kollabieren. Ein Stolperstein auf diesem Weg macht mir besondere Sorgen. Ich nenne ihn The Energy Trap (deutsch: Die Energiefalle).
Kurz gesagt ist die Grundidee der Energiefalle die Überlegung, dass unsere wachstumsbasierte Ökonomie Schwierigkeiten mit der Energieverknappung bekommen wird, wenn wir erst einmal in die Phase eines Rückgangs der fossilen Treibstoffe (zunächst Mineralöl) geraten. Die Benzinpreise werden in den Himmel schießen, Individuen und exportierende Nationen werden mit dem Horten von Treibstoffen reagieren und Energiemangel wird schnell zur neuen Norm werden. Die unsichtbare Hand des Marktes wird uns für unseren Wunsch nach einer neuen Energieinfrastruktur, die auf erneuerbaren Lösungen beruht, ohrfeigen. Hier liegt das Problem. (mehr …)
Kommentarlos, Teil 7
Es stehen heutzutage ohnehin zu viele Illusionen im Raum. Nehmen Sie uns Deutsche. Wir verhalten uns in unserer eigenen Wahrnehmung vorbildlich nachhaltig. Andere Länder sollen sich an uns ein Beispiel nehmen. Würden auf der Welt aber alle so leben wie wir, wäre die Welt sofort am Ende. Unter den Wohlhabenden gibt es in der Tat nur sehr wenige, die unter Energieverbrauchsgesichtspunkten nachhaltig leben. Aber es gibt ambitionierte Ziele. So hat in der Schweiz die Stadt Zürich beschlossen, den kontinuierlichen mittleren Energieverbrauch pro Bürger auf ein Drittel zu reduzieren - von heute 6 kWh auf 2 kWh. Für die ganze Welt würde selbst das bei heutiger Technik noch zu viel sein. Vielleicht wäre für ein dauerhaft durchhaltbares Leben 1 kWh pro Erdenbürger das richtige Maß.
Ein Interview in der Immobilien-Zeitung mit Franz Joseph Rademacher unter dem Titel "Wir fahren vor die Wand, das aber zertifiziert"
Schöne neue Zahlen
Dies ist ein Gastbeitrag von Marcus Kracht, nachlesbar auch in seinem "Lexikon des Zerfalls".
My make-up may be flaking
but my smile still stays on.— Queen: The show must go on
Zahlenkosmetik
In der modernen Welt sind Zahlen etwas ganz wichtiges geworden. Zahlen haben den Mythos des Objektiven. Wer also nicht subjektiv erscheinen will, der trägt viele Zahlen im Tornister mit sich herum und verteilt sie großzügig unter die Menschheit. Denn was wäre die Wissenschaft ohne Statistik, mit der man aus einem Gewirr von Daten eine Aussage herausdestillieren und auf das Podest des Wissens heben kann? Abgesichert durch eine mathematische Disziplin, wohlgemerkt. Und was wäre eine moderne Verwaltung ohne ein Zahlenwerk, das ihr erlaubt, Entscheidungen objektiv und zielgenau zu treffen?
Wenn es denn so einfach wäre.
Ich will aber nicht den Kritiker der Zahlen spielen, auch wenn das gewiss nötig wäre. Ich will auf etwas Anderes hinweisen, das sich in die Köpfe und Herzen einschleicht: das ständige Starren auf Indikatoren und die damit einhergehende Verengung des Horizonts. Und zwar so lange, bis das eigentliche Ziel aus dem Blick gerät. (mehr …)
Gefährliche Fracking-Illusion
Monbiots Erwachen führt weiterhin zu diversen Artikeln, die Peak Oil für erledigt erklären. Beim FREITAG ist Monbiots Artikel nun auch auf deutsch lesbar. Wo auch immer man sich für die Ölförderung der Zukunft interessiert, hört man jetzt Sätze wie "Neue Erdölvorkommen reichen für Jahrhunderte". Man zeigt den Warnern einen Vogel und kümmert sich um business as usual.
Um das Problem hinter Peak Oil zu begreifen, muss man den Unterschied verstehen zwischen Ölreserven und Förderraten. Wenn man in diesen beiden Begriffen keinen Unterschied erkennt, begreift man das Problem schlicht nicht und redet wie ein Blinder von den Farben. Es trägt zur globalen Energieversorgung rein gar nichts bei, wenn Öl im Boden liegt. Für die Ölversorgung ist nur wichtig, wieviel wir pro Tag aus dem Boden rausholen. Die geschätzten Ölreserven in irgendwelchen Öllagerstätten durch den globalen Verbrauch zu dividieren und dann auf 200 Jahre zu kommen sind deshalb erstmal nur mathematische Spielchen auf Grundschulniveau. Das Ergebnis mag uns Größenordnungen geben, aber es sagt eben nichts darüber aus: Ja und wieviel dieses Öls kommt an meiner Lieblings-Tankstelle an? Um gymnasiales Niveau bei diesen Rechenspielen zu erreichen, muss man die Förderraten berechnen, was eben dummerweise nicht durch einfache Division zu machen ist. Und das liegt an solchen Kurven, die eben exponentiell oder logarithmisch sind, aber dummerweise eben nicht linear (was eine Division rechtfertigen würde):
Europa am Peak
Die Diskussion um Peak Oil, geht mit der Studie von Leonardo Maugeri in eine neue Phase - sowohl was öffentliche Problemwahrnehmung und Diskussion als auch was die inhaltliche Substanz betrifft. Maugeri prognostiziert einen neuen Ölboom, sofern politische und finanzielle Rahmenbedingungen stimmen. Knappheit an Erdöl, so der Tenor, ist nicht zu befürchten. Technologie löst das Problem. Diese Studie löst eine Flut an Presseartikeln und Blogeinträgen aus, die Zweifel daran schüren, ob der Höhepunkt der globalen Ölförderung wirklich so nah ist, wie manchmal befürchtet. Und ob man sich überhaupt um dieses Thema kümmern muss.
Für Europa sieht die Sache dennoch anders aus.
Kommentarlos, Teil 6
Wir werden mit einem Elektroauto niemals von München nach Hamburg fahren können, ohne nachzuladen oder die Batterie zu wechseln. 100 bis 150 Kilometer Reichweite genügen aber, um 70 Prozent der täglichen Routine-Kilometer zurückzulegen. Das hätte nicht nur einen Effekt auf die persönliche Kostenbilanz, es hätte auch einen riesigen volkswirtschaftlichen Effekt. Es würde nämlich unsere Ölimporte um 60 Prozent reduzieren.
Monbiots Erwachen
Ähnlich wie Enten, die grade noch am Ufer eines Sees schwammen und in deren Mitte ein Schuss losgeht, flattert derzeit die (englischsprachige) Peak-Oil-Szenerie erschrocken auf. Nachdem Leonardo Maugeri seine Studie über die Möglichkeit einer neuen Ölrevolution veröffentlichte, schwor der Guardian-Kolumnist und Umweltaktivist George Monbiot vom Glauben an ein Ölfördermaximum ab: We were wrong on Peak Oil - There's enough to fry us all (Wir lagen falsch mit Peak Oil - es gibt genug, um uns alle zu rösten) heißt der Artikel, der dem Schuss im Ententeich gleich kommt. George Monbiot gilt als wichtiges Sprachrohr der britischen Umweltbewegung, sein Wort hat Gewicht und es wird in der englischsprachigen Welt wahrgenommen. Sein Kernthema ist der Klimawandel, weshalb er Kernenergie als CO2-freien Weg der Energieerzeugung für akzeptabel hält. Als Reaktion auf diesen Artikel erscheinen derzeit weltweit Antworten in Artikelform: (mehr …)