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Ölpreisdiskussion im April: Berlin und Bielefeld

Der niedrige Ölpreis hat ökonomische und energiepolitische Auswirkungen. Er treibt Firmen und Politiker um und jene, die sich fragen: War's das jetzt mit "Peak Oil"?

Gleich zwei Veranstaltungen laden im April dazu ein, den gesunkenen Ölpreis und dessen Auswirkungen zu diskutieren:

  • 21. April, 19:30 Uhr, Bielefeld, Universität, Hörsaal 4
  • 22. April, 15:00 Uhr, Berlin, Deutscher Bundestag, Paul-Löbe-Haus

Beide Veranstaltungen laufen unter zentraler Beteiligung von Akteuren des Postfossil-Institut e.V.: Zur Veranstaltung der Grünen Bundestagsfraktion nach Berlin ist Dr. Steffen Bukold von EnergyComment eingeladen. In Bielefeld darf ich auf Einladung der Transition-Initiative Bielefeld vortragen und diskutieren:

Für den Folgetag (22. April) ist ein Workshop zu lokalen Handlungsmöglichkeiten betreffs Peak Oil und Ölversorgungsrisiken angedacht. Interessenten mögen sich bei mir oder der Bielefelder Transition-Initiative melden.

Fusion: Halliburton + Baker Hughes, während immer mehr Ölfirmen Finanzprobleme haben

Zwei der wichtigsten globalen Zulieferer zur Öl- und Gasindustrie fusionieren: Halliburton und Baker Hughes. Der Deal ist 35 Milliarden US$ schwer. Das ganze passiert in einer Zeit, in der die niedrigen Ölpreise diversen Ölfirmen die Geldströme abwürgt. Die Ratingagentur Moody's weist darauf hin, dass von den 28 Unternehmen, die neu auf die Liste schlechter BBB- und schlechterer Bonität gekommen sind, 12 aus dem Öl- und Gassektor kommen: 43%. Damit halten Öl- und Gasfirmen einen Anteil von 14% dieser Liste, den höchsten Anteil, den die Branche je auf dieser Liste innehatte und das größte Segment aller vertretenen Branchen. Der Hauptgrund, warum Firmen diese Liste verlassen, ist nicht, weil sie ihre Bonität verbessern. Der derzeitige Hauptgrund ist die Insolvenz. (Eine interessante Grafik, die den Ölpreis und die Länge der BBB--Firmen-Liste in Zusammenhang bringt, zeigt der australische Business Insider.)

Der US-Ölmilliardär T. Boone Pickens wird in der Financial Times mit der Aussage zitiert, die US-Fracking-Firmen hätten eine Überproduktion verursacht und sollten daher ihre Aktivitäten zurückschrauben. Laut jüngster Statistiken geht sein Wunsch gerade in Erfüllung. Doch Pickens, der selbst barrelweise Geld durch Fracking verdient, macht deshalb keine Abkehr von der Fördermethode. Er bewirbt derzeit seinen "Pickens Plan", der die USA durch Fracking importunabhängig machen soll. Geschäftstüchtig wie er ist, wettet er laut Financial Times auf einen Preisanstieg auf 70 US$ bis Ende 2015. Auch diese Marke teilt er mit der US-Energiestatistikbehörde EIA. Was die Bedeutung des Frackings für die globale Ölversorgung betrifft, liegt der Ölmagnat voll auf Linie dieses Blogs:

“If you did not have the US oil today . . . do you know where you’d be? You’d be at $150 to $200 [per barrel] oil. The United States is the one that saved the world from a very, very high oil price. Do they get credit for it? Hell no. Give ‘em credit for it.”

"Wenn du heute nicht das US-Öl hättest ... weist du, wo du wärst? Du wärest bei 150 bis 200 US$ pro Barrel Öl. Die USA sind diejenigen, die die Welt vor einem sehr, sehr hohen Ölpreis bewahrt haben. Wird ihnen das angerechnet? Verdammt nochmal: nein. Du solltest es ihnen aber anrechnen."

Zur Erinnerung: Nordamerika, also die USA und Kanada, ist die Weltregion, die noch signifikanten Zuwachs zur Welt-Ölförderung leistet. Alle anderen Weltregionen zusammen sind bereits seit 2005 beim Ölfördermaximum angekommen.

Peak-Signale aus Fracking-Land

Es mehren sich die Zeichen, dass der geschrumpfte Ölpreis und die zurückgefahrenen Bohraktivitäten dazu führen, dass auch die Ölförderung in den USA nicht mehr steigt. Das zeigen die aktuellen Daten der Energie-Statistikbehörde EIA der USA. So stagnierte die Ölförderung im US-Kernland ("Lower 48 States", ohne Alaska und den Golf von Mexiko) in der Woche vom 13. März zur Woche des 20. März bei 8.911.000 Barrel täglich. Das ist angesichts der seit Jahren steigenden Förderzahlen bemerkenswert, sollte andererseits aufgrund des sehr kurzfristigen Wochen-Vergleichs nicht überbewertet werden. (Dank an: Markus)

Matt Mushalik, deutschstämmiger Australier, analysierte in seinem neuen Blogbeitrag auf CrudeOilPeak.info ausführlich die März-Daten des Short Term Energy Outlook (STEO) der EIA und bereitete sie grafisch auf. Dankenswerterweise erlaubt er, diese Grafiken hier vorzustellen:

Das folgende Diagramm zeigt die US-Gesamtförderung (schwarz), die Förderung im US-Kernland in die die Fracking-Ergebnisse einfließen (braun, Lower 48-Staaten), sowie Alaska und den Golf von Mexiko (blau) bis Februar 2015 (senkrechter Strich) und schreibt dann erwartete Förderergebnisse der EIA in die Zukunft fort. Dabei wird ein Trendbruch sichtbar: Die bis heute ansteigende Ölförderung verlangsamt ihren Anstieg künftig stark und die EIA erwartet einen zwischenzeitlichen Rückgang der US-Ölförderung. Die Förderung in den Lower-48-Staaten soll bis Anfang 2016 leicht zurückgehen und erst dann wieder leicht ansteigen. Dieser Anstieg ist laut dieser Vorhersage aber auch mit einem Preisanstieg verbunden (rot): 70 US$ soll Öl pro Barrel in 2016 wieder kosten. Vom jetzigen Niveau von etwa 45 US$/Barrel (WTI) bedeutet dies einen Anstieg um über 50% binnen eines Jahres.

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Kommentarlos, Teil 62

In unserer Krise ist es vielleicht tröstlich, wenn wir uns daran erinnern, dass Krisen die Zukunftslabore der Geschichte sind.

Yanis Varoufakis (inzwischen: Finanzminister Griechenlands) in seinem Buch "Der Globale Minotaurus - Amerika und die Zukunft der Weltwirtschaft"; abschließender Satz eines Kapitels über die Entwicklung des Wirtschaftens seit der Entstehung des Ackerbaus.

Die Europäische Energieunion und die Energie-Versorgungssicherheit

In die europäische Energiepolitik kommt Schwung. "Der Europäische Rat hat die Energieunion auf den Weg gebracht" heißt es in einer Aussendung der deutschen Bundesregierung. "Bei der Energieunion steht die Energieversorgungssicherheit in den EU-Mitgliedstaaten im Mittelpunkt" heißt es, und die Bundesregierung macht mit dieser Aussage gleich mal Ernst, indem tatsächlich die Versorgungsabhängigkeiten Europas auf den Tisch kommen:

Die EU-Energieversorgung in Zahlen:

  • Sechs Mitgliedstaaten beziehen ihr Erdgas von einem einzigen Lieferanten aus einem Drittstaat,
  • die EU deckt 90 Prozent ihres Rohöl- und 66 Prozent ihres Erdgasbedarfs durch Importe,
  • 75 Prozent des Gebäudebestands in der EU ist nicht energieeffizient,
  • der Verkehr hängt zu 94 Prozent von Erdölprodukten ab, die zu 90 Prozent eingeführt werden,
  • die Großhandelspreise in der EU sind bei Strom 30 Prozent und bei Erdgas über 100 Prozent höher als in den Vereinigten Staaten.

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Ruhe vor dem Sturm?

Eigentlich gibt es seit mehreren Wochen nichts wirklich Neues an der Peak-Oil-Front: Der Ölpreis hat seit Anfang 2015 ein Tief erreicht (Brent: leicht oberhalb 50 US$, WTI /Nordamerika: leicht unterhalb 50 US$) und bewegt sich um diese Werte seitwärts. Ein erster Boden ist offenbar erreicht. Nun kann die Erbsenzählerei im Wochentakt beginnen und alles schaut in die USA, wo die teuerste Fördertechnik (Fracking) zum Einsatz kommt. Ganz nach den Preis-Gesetzen geht dort seit 3 Monaten die Anzahl der aktiven Bohr-Teams zurück, statistisch aufbereitet durch den sogenannten "Rig-Count". 1609 Rigs waren noch im Oktober dabei, neue Bohrungen zu setzen, in der letzten Woche waren es mit 866 nur noch knapp halb soviel.

An diese Entwicklung knüpft zeitverzögert der eigentliche Fracking-Vorgang an und daran zeitverzögert die "Ernte" von Öl und Gas und daran zeitverzögert die statistische Aufbereitung durch die Firmen und US-Behörden. Für das Fracking-Gebiet namens "Bakken-Shale" in Nord-Dakota hat Mason Inman einen ersten Rückgang aus den Statistiken für Januar 2015 herausgelesen: Bakken oil production is already declining. Verwunderlich ist das nicht, sondern letztlich gemäß ökonomischer Gesetze konsequent. Was für eine Beurteilung aber viel wichtiger wäre, ist zu wissen: Wie geht diese Entwicklung weiter? Wie schnell wird die Ölförderung wohl nachlassen? Welche Auswirkungen hat das auf den Ölmarkt und den Ölpreis? Geht dieser wieder nach oben? Wann? Wie schnell? Bis wohin? (mehr …)

Dieburg: Ölpreisabsturz – Alles wieder gut?

Ein Vortrag und Diskussion über Energiesparen, Peak-Oil und Klimawandel im Licht der aktuellen Ölpreisentwicklung

Eher ungläubig steht der Bürger vor der Tankstelle und staunt über seine Heizölrechnung. Darf er sich angesichts des Klimawandels über die günstige Energiepreise überhaupt  freuen?

War nicht das Ende des Erdölzeitalters ausgerufen? Sollten die Preise nicht in astronomische Höhen steigen? Gibt es doch „Öl ohne Ende“ wie die FAZ schreibt?

Norbert Rost, unter anderem Autor zweier Studien, die Peak-Oil auf Thüringen und Sachsen heruntergebrochen haben, lädt uns ein, sich gemeinsam über die aktuelle Situation auf dem Energiemarkt Gedanken zu machen. Mit Sachverstand und vielen Hintergrundinformationen beleuchtet er die Entwicklungen (und die Prognosen) der letzten Jahre.  Ebenso werden die Auswirkungen von möglichen Entwicklungen auf dem Ölmarkt diskutiert  – global, national und regional.

 

  •  4. März 2015, 19:30 bis ca. 21:30 Uhr
  • Pater Delp Haus, Steinstraße 5, 64807 Dieburg
  • es lädt ein: Bürger-Energie-Tisch Dieburg

Öl: Buffett steigt aus, Soros steigt ein. Handelsblatt diskutiert Europas Gas-Knappheit

Anknüpfend an die Erdbeben in der Region Groningen berichtet Benjamin Reuter im Handelsblatt über die Grundsatzfrage der europäischen Gas-Versorgung: Wie soll diese aufrecht erhalten werden, wenn Risiko-Gasförderung wie in Groningen gedrosselt werden muss, während zugleich immer mehr europäische Gasfelder keine nennenswerten Erträge mehr bringen? Eine überzeugend einfache Lösung hat auch dieser Artikel nicht zu bieten, beachtenswert ist aber, dass er nicht an einem Einzelproblem stehenbleibt, sondern den Bogen zur Gesamtversorgung schlägt:

Ging es bisher um die Sicherheit der Gasversorgung in Europa, war meist Russland das Thema. Dabei übersehen viele: Noch abhängiger ist die Europäische Union von der eigenen Erdgasproduktion. Denn fast die Hälfte des Energieträgers, den Verbraucher zwischen Lappland und Sizilien nutzen, kommt aus Norwegen, den Niederlanden und Großbritannien. In Deutschland fließt sogar zu zwei Dritteln europäisches Gas durch die Leitungen.

Aber die Förderraten in West- und Nordeuropa sinken dramatisch: Die Produktion könnte sich im schlimmsten Fall in den nächsten zehn Jahren halbieren. In Deutschland versiegen die aktiven Felder voraussichtlich 2025 komplett.

Währenddessen mehren sich die Berichte, die den Ölpreis über längere Zeit niedrig sehen. Im Interview mit SPIEGEL ONLINE prognostiziert der ehemalige Energiechef im US-Außenministerium Carlos Pascual, dass der Ölpreis bis Mitte 2016 auf dem heutigen Niveau bleiben könnte. Pascual arbeitet inzwischen als Vize-Chef der Energieberatungsfirma IHS. Der Tenor seines Interviews: Europa solle mehr Terminals ausbauen, mit denen Flüssiggas angelandet werden kann. Seine Ansage, dass dann Norwegen mehr Gas liefern könnte, steht im Widerspruch zum Artikel von Benjamin Reuter, der den Osloer Analysten Harris Utne mit der Aussage zur norwegischen Gasförderung zitiert: "Seit 2010 wurde kein größeres Gasfeld mehr entdeckt." Pascual liegt mit seinen Aussagen auf einer Linie mit der US-Außenpolitik, die seit geraumer Zeit in Richtung Europa drängt, man möge mehr auf Flüssiggas setzen.

In diese Kerbe schlägt auch der jüngste BP Energy Outlook 2035. Die WELT sieht eine Umkehr der Gas-Ströme von bislang Ost nach West nach künftig West nach Ost. Pipelines würden weniger wichtig. Betitelt ist der Artikel mit "Ära der Gas-Supertanker stürzt Russland ins Unglück". Ob die riesigen Gasmengen anderswo auf dem Planeten tatsächlich gefördert werden?

Aufmerksamkeit bekam dieser Tage die Meldung von Warren Buffets Investmentfirma Berkshire Hathaway, die bis Dezember alle Anteile an ExxonMobil und ConocoPhillips verkauft hatte. Als Begründung wurde der niedrige Ölpreis nachgereicht. Ganz aus dem Sektor hat sich der Investmentriese aber nicht zurückgezogen, am kanadischen Ölsand-Förderer Suncor Energy hat die Firma ihre Anteile sogar aufgestockt, auch an National Oilwell Varco ist Buffett weiter beteiligt. Insofern stellt der Rückzug keinen grundsätzlichen Rückzug aus der Branche dar. Einen Tag nach der Bekanntgabe von Buffetts Devestment explodierte nahe Los Angeles eine Exxon-Raffinerie, die einen Tagesdurchsatz von 155.000 Barrel pro Tag verarbeiten kann. Die Stahlarbeiter-Gewerkschaft fühlt sich in ihren Befürchtungen hinsicherlich der Sicherheitsstandards in der Branche bestätigt.

Während Buffett bei Exxon und ConocoPhillips aussteigt, steigt George Soros bei Devon Energy und Transocean ein. Das Manager-Magazin findet diese gegensätzliche Positionierung der beiden "Investment-Riesen" bemerkenswert. Allerdings sind die Größenordnungen sehr unterschiedlich: Während Buffett seit September 3,7 Milliarden Dollar abzog, steckte Soros 24,4 Millionen Dollar rein. Da liegt also eine Größenordnung von 100:1 dazwischen.