Im jüngsten Ölmarktbericht nennt die Internationale Energieagentur den Ölpreisabsturz sowohl durch das erhöhte Angebot (USA, Irak) wie auch durch die Nachfrageseite getrieben: Die Welt werde mehr digital, was den Bedarf an Treibstoffen verringert. Großer Verlierer der Krise sei Russland, das durch einen einbrechenden Ölpreis, westliche Sanktionen und eine starke Rubel-Abwertung am meisten zu verlieren hat. Von 2014 bis 2020 werde die russische Tages-Ölförderung durch mangelnde Investitionen um 560.000 Barrel zurückgehen. Bei N-TV (via: dpa) klingt diese Meldung ein wenig wie ein "Sieg der Sanktionen". Dabei ist die russische Ölförderung heute wesentlich für die Ölversorgung Europas verantwortlich. Bei etwas über 10 Millionen Barrel derzeitiger Ölförderung pro Tag und einem Exportvolumen von 7 Millionen Barrel sind ein halbes Millionen Barrel zwar nur etwa 7% des Exportvolumens. Dennoch bedeutet dies, dass Russlands Käufer diese Menge an Treibstoffen bis 2020 einsparen oder aus anderen Weltregionen zukaufen müssen. Die IEA erwartet, dass der US-Fracking-Boom nicht am Ende ist, sondern nur eine Pause einlegt. Demnach könnte US-Light-Tight-Oil den Rückgang russischer Ölförderung ausgleichen und die globalen Exportrouten verändern. Dennoch bedeutet die Aussage der IEA, dass einer der Top-3-Ölförderer der Welt seinen Peak im Laufe der kommenden 5 Jahre überschreiten wird. Die IEA macht keine Aussage, mit welcher Geschwindigkeit die Ölförderung Russlands nach dem Jahr 2020 schrumpft.
Die IEA teilt dieser Tage außerdem mit, dass Fatih Birol ab September ihr neuer Direktor wird. Der bislang als Chefökonom der Agentur arbeitende Birol hat OPEC-Erfahrung und das Peak-Thema in dem von ihm verantworteten World Energy Outlook regelmäßig verarbeitet. Er wird oft mit dem Satz zitiert "Wir müssen das Öl verlassen, bevor es uns verläßt" und auf ihn gehen starke Bilder zurück wie das von den vier Saudi-Arabiens, die die Welt bis 2030 finden müsse, um den Rückgang der alten Ölfelder auszugleichen. Mit ihm rückt ein fachlich versierter Peak-Oil-Kenner, der Warner aber kein Doomer ist, an die Spitze der wichtigsten Energie-Organisation der Industrieländer (OECD).
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