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Ruhe vor dem Sturm?

Eigentlich gibt es seit mehreren Wochen nichts wirklich Neues an der Peak-Oil-Front: Der Ölpreis hat seit Anfang 2015 ein Tief erreicht (Brent: leicht oberhalb 50 US$, WTI /Nordamerika: leicht unterhalb 50 US$) und bewegt sich um diese Werte seitwärts. Ein erster Boden ist offenbar erreicht. Nun kann die Erbsenzählerei im Wochentakt beginnen und alles schaut in die USA, wo die teuerste Fördertechnik (Fracking) zum Einsatz kommt. Ganz nach den Preis-Gesetzen geht dort seit 3 Monaten die Anzahl der aktiven Bohr-Teams zurück, statistisch aufbereitet durch den sogenannten "Rig-Count". 1609 Rigs waren noch im Oktober dabei, neue Bohrungen zu setzen, in der letzten Woche waren es mit 866 nur noch knapp halb soviel.

An diese Entwicklung knüpft zeitverzögert der eigentliche Fracking-Vorgang an und daran zeitverzögert die "Ernte" von Öl und Gas und daran zeitverzögert die statistische Aufbereitung durch die Firmen und US-Behörden. Für das Fracking-Gebiet namens "Bakken-Shale" in Nord-Dakota hat Mason Inman einen ersten Rückgang aus den Statistiken für Januar 2015 herausgelesen: Bakken oil production is already declining. Verwunderlich ist das nicht, sondern letztlich gemäß ökonomischer Gesetze konsequent. Was für eine Beurteilung aber viel wichtiger wäre, ist zu wissen: Wie geht diese Entwicklung weiter? Wie schnell wird die Ölförderung wohl nachlassen? Welche Auswirkungen hat das auf den Ölmarkt und den Ölpreis? Geht dieser wieder nach oben? Wann? Wie schnell? Bis wohin? (mehr …)

Wie Öl- und Gasförderung unsere Städte verändert

SPIEGEL-TV-Reporter waren (offenbar zum Ende des vergangenen Jahres) in Williston, Nord Dakota. In Nord Dakota liegt das Bakken-Areal, eine der großen Ölfördergebiete in den USA, in denen per Fracking Tight Oil gefördert wird.

Ölförderung ist ein finanzintensives Geschäft. Um erfahrene Menschen zum Arbeiten in diesem Bereich zu gewinnen, werden durchaus hohe Löhne gezahlt. Was passiert, wenn großes Geld in kleine Städte fließt zeigt die SPIEGEL-TV-Reportage über Williston anschaulich:

Mit einer Nebenwirkung der Erdgas- und Wasserförderung hat sich Axel Bojanowski in einem Kapitel seines neuen Buchs "Die Erde hat ein Leck" beschäftigt: Dem Absinken von Häusern und Stadtteilen. Shanghai, New Orleans, Athen aber auch Niedersachsen oder die Gegend um Groningen sind davon betroffen, dass die Gas- und Wasserförderung Platz im Untergrund schafft, in die dann die Erdoberfläche nachrutscht:

Das Münsterland wiederum hat derzeit mit Öl zu kämpfen, von dem noch nicht ganz klar ist, woher es kommt. Allerdings spricht viel dafür, dass das an den unmöglichsten Stellen in der Landschaft auftauchende Öl aus der Strategischen Ölreserve kommt, die in alten Salzkavernen angelegt wurde. Diese Entwicklung ist umso irritierender, als dass sie zeigt, dass auch die Lagerung von Öl zur Sicherung vor Ölkrisen nicht nebenwirkungsfrei passieren kann:

Außerdem:

Off-Topic:

Fracking in der Bakken-Formation/Nord-Dakota – Peak in Sicht

Die Ölförderung im Bakken-Gebiet im us-amerikanischen Nord-Dakota scheint einen Umkehrpunkt erreicht zu haben: Peak Bakken ist absehbar. Das Gebiet gilt als eines der Hoffnungsträger für die Ölförderung in den USA ebenso wie weltweit, denn schließlich sollen die neuen Fördertechniken (-> "Fracking") das seit 2006 bestehende Förderplateau der globalen konventionellen Ölförderung ausweiten.

Das Bakken-Areal selbst ist riesig, es entspricht etwa der Fläche Spaniens. Seit Jahrzehnten wurde dort in bescheidenem Maße Öl gefördert, erst mit dem Sprung des Ölpreises über die 100-US-Dollar-Grenze, durch eine Aufweichung der Umweltschutzgesetze in den USA sowie die folgende großindustrielle Anwendung des Fracking hat die Gegend echte Bedeutung in der Ölförderindustrie bekommen.

Die folgende Tabelle zeigt die historische Entwicklung, indem zu jedem Jahr seit 2005 die jeweils neu gesetzten Bohrungen abgetragen sind:

Jahr zusätzliche Bohrungen
2005 31
2006 70
2007 157
2008 422
2009 464
2010 732
2011 1211
2012 1772
2013
bis Juni
840

Der eigentliche Boom begann 2008, als in einem Jahr fast so viele Bohrungen gesetzt wurden wie in der ganzen Förder-Karriere des Bakken-Areals zuvor.

Die Entwicklung des Areals aus Sicht der Ölförderung ist phänomenal, wie die Darstellung der Fördermenge und der gesetzten Bohrungen zeigt:

Bakken - Oelfoerderung und Bohrstellen (mehr …)

Neuigkeiten aus der Ölwirtschaft: RWE, Hess, Rosneft

Seit Mitte Februar sinkt der Ölpreis. Die Ausgabenkürzungen im US-Haushalt, die die Konjunkturaussichten trübt sowie das anstehende Sommerhalbjahr auf der Nordhalbkugel dürften nicht unbedingt die Nachfrage nach Öl steigen lassen - daher ist über den Sommer mit einem weiteren Sinken des Ölpreises zu rechnen. (Wenn nichts unplanmäßiges dazwischenkommt.)

RWE

Im Ölgeschäft passieren kleinere, aber interessante Dinge: RWE, der große deutsche Energiekonzern, stellt seinen Öl- und Gas-Förderer RWE Dea zum Verkauf. Begründet wird dieser Schritt unter anderem damit, dass man sich von künftigen Investitionen entlasten will. Reuters zitiert unternehmensnahe Personen mit der Aussage, dass die hohen Investitionen in die Firma sich erst sehr viel später auszahlen. Anders gesagt: Um Öl zu finden und es förderbar zu machen, muss sehr viel Geld für lange Zeiträume bereitgestellt werden. Und dennoch bleibt eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass die Explorationsaktivitäten nicht jene Mengen zutage fördern, wie die Geologen errechnet haben. RWE ist unter Druck, da durch den Atomausstieg und den Einspeisevorrang der Erneuerbaren Energien in Deutschland das alte Geschäftsmodell nicht mehr richtig funktioniert ("no business as usual") und die Bilanz aufgepeppt werden soll. Doch das Beispiel macht deutlich, dass sich das Ölgeschäft vom Bäckerhandwerk grundsätzlich unterscheidet.

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Gefährliche Fracking-Illusion

Monbiots Erwachen führt weiterhin zu diversen Artikeln, die Peak Oil für erledigt erklären. Beim FREITAG ist Monbiots Artikel nun auch auf deutsch lesbar. Wo auch immer man sich für die Ölförderung der Zukunft interessiert, hört man jetzt Sätze wie "Neue Erdölvorkommen reichen für Jahrhunderte". Man zeigt den Warnern einen Vogel und kümmert sich um business as usual.

Um das Problem hinter Peak Oil zu begreifen, muss man den Unterschied verstehen zwischen Ölreserven und Förderraten. Wenn man in diesen beiden Begriffen keinen Unterschied erkennt, begreift man das Problem schlicht nicht und redet wie ein Blinder von den Farben. Es trägt zur globalen Energieversorgung rein gar nichts bei, wenn Öl im Boden liegt. Für die Ölversorgung ist nur wichtig, wieviel wir pro Tag aus dem Boden rausholen. Die geschätzten Ölreserven in irgendwelchen Öllagerstätten durch den globalen Verbrauch zu dividieren und dann auf 200 Jahre zu kommen sind deshalb erstmal nur mathematische Spielchen auf Grundschulniveau. Das Ergebnis mag uns Größenordnungen geben, aber es sagt eben nichts darüber aus: Ja und wieviel dieses Öls kommt an meiner Lieblings-Tankstelle an? Um gymnasiales Niveau bei diesen Rechenspielen zu erreichen, muss man die Förderraten berechnen, was eben dummerweise nicht durch einfache Division zu machen ist. Und das liegt an solchen Kurven, die eben exponentiell oder logarithmisch sind, aber dummerweise eben nicht linear (was eine Division rechtfertigen würde):

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US-Ölproduktion steigt seit 3 Jahren wieder – Ist Peak Oil tot?

Nach "Dekaden des Niederganges", so die US-Energy Information Administration (EIA), stieg die US-Ölproduktion in jedem der vergangenen 3 Jahre wieder an:

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