Zum Textbeginn springen . Zur Navigation springen .

Brennstoffspiegel versteht Peak Oil nicht

Im Oktober veröffentlichte der selbsternannte Weltenergierat/World Energy Council eine Studie, die zu der Erkenntnis kam, dass noch eine große Menge flüssige Kohlenwasserstoffe - also: Erdöl - in der Erdkruste lagern. Daraus schlußfolgerten sowohl der Bericht wie auch der Chef der Agentur, Christoph Frei, dass "Peak Oil in eine ferne Zukunft verlegt sei".

Diesen Bericht hat 3 Monate später das Branchenmagazin Brennstoffspiegel wieder ausgegraben, und titelt: "Aktuelle Studien verstärken Zweifel an "Peak Oil"-Theorie". Die Autoren stellen die Frage, "wie lange die Ölreserven noch reichen" und beantworten sie mit einem Verweis auf die oben genannte Studie und auf die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. Sie stellen fest, dass der Anstieg der weltweiten Ölreserven auf 216 Milliarden der Peak-Oil-Theorie widersprechen würde.

Dabei gilt: Die Peak-Oil-Theorie macht gar keine Aussagen über die Menge an Ölreserven, sondern befasst sich mit der Fördergeschwindigkeit von Öl. Die Mengen im Boden lagernder Ölreserven sagen nichts darüber, wie schnell das Öl gefördert und damit genutzt werden kann. Doch ist genau dies der kritische Punkt: Nicht die Menge des Öls im Boden sondern die Geschwindigkeit mit das Öl zur Nutzung und Verarbeitung bereitgestellt wird, ist für Wirtschaft und Gesellschaft überhaupt relevant. Damit ergeht an die Kollegen vom Brennstoffspiegel dieselbe Erinnerung wie an den Kollegen vom World Energy Council:

"Eine unkritische bzw. undifferenzierte Darstellung und Nutzung der Statischen Reichweite führt zwangsläufig zu Missverständnissen. Die Statische Reichweite ist nur bedingt dazu geeignet, belastbare Aussagen über die künftige weltweite Versorgung mit Energierohstoffen zu treffen."

Dies sagt die von den Autoren ebenfalls benannte Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) und warnt damit all jene, die einfach so die Ölreserven durch die heutige Ölförderung dividieren und mit der entstehenden Jahreszahl zeigen wollen, "wie lange das Öl noch reicht". Ölförderung ist nicht linear. Die BGR warnt zudem:

"Ein globales Maximum der Erdölproduktion, auch bekannt als „Peak Oil“, rückt näher. Nicht schon morgen, doch in einem auch für die heutigen Gesellschaften relevanten Zeitraum. Entweder weil die physische Erschöpfung der natürlichen Vorkommen keine wirtschaftliche Steigerung der Förderung zulässt oder weil der Bedarf dank alternativer Energiebereitstellung auf andere Weise gedeckt werden kann. Je nachdem zu welchem Szenario man tendiert und wie nahe der Zeitpunkt des Erreichens vermutet wird, kann man sich dem Lager der Pessimisten oder Optimisten zurechnen. In jedem Fall sind gravierende Änderungen in den Energiesystemen mit der Abkehr vom Erdöl verbunden."

Eine Steigerung der Ölförderung ist aus geologisch-technischen Blickwinkel laut BGR nur bis maximal 2036 möglich.

Fazit: Einseitig undifferenzierte Berichterstattung, die Äpfel mit Birnen vergleicht und damit schamlos Werbung für Ölheizungshersteller macht.

Weiteres:

Weltenergierat sagt Peak Oil ab

Der Generalsekretär des Weltenergierates/World Energy Council Christoph Frei wird derzeit in der Presse zitiert mit dem Satz:

"Peak Oil, also der Punkt, ab dem die weltweiten Ölreserven beginnen zu schrumpfen, hat sich in die ferne Zukunft verlegt“

Ach nein, er wird zitiert mit:

«Peak Oil, dass also der Welt das Öl ausgeht, hat sich in die ferne Zukunft verlegt»

Hoppla.

Wir wissen nicht, was er wirklich gesagt hat, aber wenn der Satzinhalt sinngemäß stimmt, zeigt dies, dass er Peak Oil nicht verstanden hat, denn es geht bei dem Phänomen nicht um schrumpfende Ölreserven, sondern um eine begrenzte und schrumpfende Fördergeschwindigkeit. Gehen wir aber mal von journalistischer Schludrigkeit aus und unterstellen, dass Frei das Richtige gesagt oder zumindest gemeint hat, so bleibt die Presseberichterstattung dennoch diffus und in ihrer Überschriftenwahl tendentiös. Es werden keine Jahreszahlen genannt, ab der "die ferne Zukunft" beginnt. Für manchen mag dies 2020 sein. Das Papier des World Energy Council/Weltenergierat, einer Nicht-Regierungsorganisation mit dem Schwerpunkt Energie, redet Peak Oil zwar tot, macht aber überwiegend Angaben zu Öl-Reserven und redet daher am Thema vorbei. Im Papier finden sich keine detaillierten Aussagen über das Peak-Oil-Problem, stattdessen werden Angaben zur statischen Reichweite der Reserven einzelner Länder gemacht, über die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe sagt:

"Eine unkritische bzw. undifferenzierte Darstellung und Nutzung der Statischen Reichweite führt zwangsläufig zu Missverständnissen. Die Statische Reichweite ist nur bedingt dazu geeignet, belastbare Aussagen über die künftige weltweite Versorgung mit Energierohstoffen zu treffen. Sie ist kein Prognose-Instrument, sondern stellt eine Momentaufnahme in einem sich dynamisch entwickelnden System dar."

PS: