[youtube eiR5ZqjzYvo]
Die rituelle Waschung der Waldschlösschenbrücke, Dresden, August 2013
Zum Textbeginn springen . Zur Navigation springen .
[youtube eiR5ZqjzYvo]
Die rituelle Waschung der Waldschlösschenbrücke, Dresden, August 2013
Die Energiewende wird, so sie erfolgreich sein will, vor allem lokale Akzente setzen müssen. Umso mehr freute es mich, als ich vergangene Woche von der Bürgerfraktion im Dresdner Stadtrat angefragt wurde, ob ich zur Anhörung zum "Integrierten Energie- und Klimaschutzkonzept" im Stadtrat sprechen würde. Diese Anhörung fand heute statt. 10 Minuten sind verdammt wenig Zeit für eine angemessene Analyse eines 400-Seiten-Konzepts, welches die künftige Energieversorgung einer Halbmillionenstadt beschreiben soll. Meinen kurzen Vortrag, dessen einzige Folie die untenstehende Grafik war, dokumentiere ich an dieser Stelle:
Ich betrachte dieses Konzept vor allem als Energie-Konzept. Die CO2-Emissionen sehe ich innerhalb dieses Energie-Konzepts als Maßzahl dafür an, wie hoch der Anteil fossiler Energie in unserem lokalen Energiesystem ist. Machen wir uns nichts vor: der Beitrag zum globalen Klimaschutz wird auch mit der Umsetzung des Dresdner IEuKK sehr gering bleiben. Wer auf einen wirklich spürbaren Beitrag leisten will, die CO2-Emissionen zu verringern, der möge seine Kollegen im Landtag dafür gewinnen, die Lausitzer Braunkohle im Boden zu belassen - denn eine echte globale CO2-Begrenzung ist nur möglich, wenn Kohlenstoff im Boden verbleibt. (mehr …)
Für den 8. November luden wir zum zweiten Mal ins Deutsche Hygiene-Museum Dresden ein, um die Frage zu diskutieren: "Wie funktioniert die Stadt ohne Öl?" Während wir zur April-Veranstaltung 180 Voranmeldungen hatten, von denen wir 40 mangels Platz vertrösten mussten, kamen zur zweiten Veranstaltung trotz größerem Saal "nur" 100 117 Besucher. Lag es möglicherweise am veränderten Spritpreis seit April? Dennoch dürfen wir zufrieden sein, erneut dieses Thema in der Stadt zu diskutieren und gelohnt hat sich der Abend:
[youtube 1M-BrKxRjuo]
Für Telepolis hat Matthias Brake die Frage gestellt, wie es eigentlich mit den anderen Baustellen der Energiewende aussieht. Alle starren auf den Strom und lassen sich von der EEG-Umlage kirre machen, doch weiterhin sind es Wärme und vor allem Treibstoffe, die die größten Energiekosten-Posten in jedem Haushalt ausmachen. Am durchschnittlichen Warenkorb eines deutschen Haushalts macht die EEG-Umlage 0,3% aus, über Mietsteigerungen in verschiedenen Städten wird nicht ansatzweise ein vergleichbares mediales Brimborium veranstaltet, obwohl dieser Posten jede Familie weitaus stärker drückt.
Der Nahe Osten hat hierzulande eine mediale Atempause erhalten, doch kleine Nachrichten zeigen, wie konfliktbeladen die Situation weiterhin ist. Im Iran gibt es offenbar genauere Planungen, wie man die Straße von Hormuz sperren könnte, SPIEGEL ONLINE berichtet von einem absichtlich herbeigeführten Öltanker-Unfall, der in Betracht gezogen wird. Bedenkt man, dass Saddam Hussein nach dem irakischen Einmarsch in Kuwait und dem erzwungenen Rückzug durch US-geführte Truppen 1991 ganze Ölquellen in Brand setzte, ist kaum vorstellbar, dass das Nachbarland Iran vor Umweltkatastrophen zurückschrecken würde, wenn es gilt, sich zu verteidigen.
Der Cyber-Krieg im Nahen Osten ist weiterhin im Gange. Die Viren-Experten von Kaspersky haben eine weitere Variante der elektronischen Waffe Flame gefunden, genannt miniFlame. Stuxnet, Flame, Shamoon - der Cyber-Raum ist Schlachtfeld geworden und es sind vor allem Länder der Strategischen Ellipse einbezogen, die für große Teile der weltweiten Ölversorgung verantwortlich sind. Man mag sich ungern vorstellen, eines dieser Computerprogramme würde die dortigen Ölförderstrukturen lahmlegen. Die Ölkrise stünde plötzlich vor unseren Türen.
Die Gerüchte halten sich, dass es noch vor der US-Präsidentschaftswahl zu militärischen Auseinandersetzungen im arabischen Raum kommen könnte. Israel und die USA halten derzeit eine Übung ab: Austere Challenge.
In Dresden Pillnitz tagten kürzlich Landwirte und Ölmüller zur Frage, wie denn die dezentralen Ölmühlen wirtschaftlich betrieben werden können, seitdem Pflanzenöl genauso besteuert wird, wie Mineralöle und dies den aufkeimenden Markt zerstört hat. In jedem Bundesland gibt es eine Handvoll Akteure, die weiterhin an diesem Weg der Selbstversorgung festhalten und auch auf der Tagung wurde deutlich, dass zumindest die Landwirtschaft sich mit Kraftstoffen selbst versorgen könnte - wenn die ölpflanzenbasierten Treibstoffe wettbewerbsfähig wären. 10% der Landwirtschaftsflächen wären nötig, netto würden aber nur 4% für die Kraftstoffversorgung gebraucht - die Differenz würde als Futtereiweiß oder Pflanzenreste in die Landwirtschaft zurückfließen. Dummerweise wird die Notwendigkeit solch einer Selbstversorgungsstrategie von der Politik nicht gesehen oder lobbyistisch übergangen.
Peak Oil ist tot, sagt Jim Rogers, was dem "Portal für institutionelle Investoren" ein Artikel wert ist. Wie so oft in letzter Zeit wird da Schiefergas und Fracking als Zeuge gerufen. Bei TheOilDrum bemüht sich Jean Laherrère den Zahlen von Leonardo Maugeri kritisch auf den Grund zu gehen. Da diskutieren also zwei Altgediente der Ölindustrie, allerdings kommen sie zu unterschiedlichen Schlüssen. In seinem Blog schaut Martin Bartonitz auf die wundersame Vermehrung der Ölreserven im arabischen Raum Ende der 1980er, GlobalResearch bringt einen Auszug aus Daniele Gansers Buch über die Verbindungen zwischen Öl, Krieg und 9/11, laut Daily Mail stoppt die Klimaerwärmung seit 16 Jahren und laut ZEIT ist das 4-Grad-Ziel wohl nur schwer zu halten. Schwer, den Überblick zu behalten?
Das Netzwerk aus Bioenergiedörfern in Mecklenburg-Vorpommern kümmert sich lieber darum, die Eigenversorgung zu erhöhen. Für den 23./24.11. ist eine Tagung zur Windenergienutzung angesetzt. Wir "exportieren" unseren Veranstaltungsansatz nach Chemnitz, weshalb es am 31. November dort heißt: "Chemnitz auf Entzug - Wie funktioniert die Stadt ohne Öl?". Die AG Umwelt an der TU Freiberg lädt ein am 30.10. zu Thema Transition Towns, zeigt am 15.11. den Film "The Oil Crash" und lädt zum 27.11. zum Thema Peak Oil. In Münster sind zur Peak-Oil-Vortragsreihe statt der angemeldeten 30 Studenten 50 gekommen: Jetzt am Dienstag ist dort Dr. Steffen Bukold von EnergyComment zu erleben und am 30. Oktober Dr. Martin Held von der Evangelischen Akademie in Tutzing. Vom 1. bis 4. November befasst sich auch die "Humane Wirtschaft" in Wuppertal mit Energiefragen, ich bin für das Thema "Transition Towns" eingeladen. Heute läuft in Dresden das 4. Umundu-Festival an, was 10 Tage lang eigentlich Transition-Veranstaltungen in Reinform bietet. Viel Gelegenheit zum Austausch.
Als wir vor etwa einem Jahr mit ersten Gesprächen mit Friedrich-Ebert-Stiftung und Hygiene-Museum über eine Veranstaltung nachdachten, die "Dresden ohne Öl" thematisieren sollte, schätzten wir 70 bis 80 Besucher als Erfolg ein. Die Anmeldezahlen nach Bekanntgabe und Bewerbung zeigten doch dann recht schnell: Unsere 120 geplanten Plätze würden nicht ausreichen. Wir stockte auf 140 Plätze auf und mussten dennoch 40 Interessierte vertrösten: Das Interesse an der Frage, wie die Stadt ohne Öl funktioniert, war groß. (Video)
Auch der Abend selbst war gelungen, auch wenn so manche Antwort noch nicht vollständig befriedigte: Ja, die Dresdner Verkehrsbetriebe sorgen für mineralölarmen Verkehr in der Stadt, ja, die Unternehmen erkennen Energie- und Rohstoffpreise als großes Risiko, ja, Tante Emma könnte zurückkommen - so könnte man ein grobes Fazit der Kurzvorträge des Abends ziehen. Doch klar war auch: Umfassend beantwortet war die Frage nach der ölfreien Stadt damit noch lange nicht.
Also gingen wir auf die Suche nach weiteren interessanten Impulsgebern für eine Fortsetzung. Eine Dresdner Wohnungsgenossenschaft signalisierte, dass das Thema sehr wohl wichtig ist, allerdings sah man wenig Gelegenheit, sich auf das tagesgeschäftfremde Thema angemessen vorzubereiten. Ganz ähnlich begründete der Betreiber eines auf PKW-Verkehr hochgradig angewiesenen Einkaufsparks der Stadt: Dort war neues Personal anzulernen und die frei verfügbare Zeit zur Vorbereitung war eng, auch wenn man sich des Problems in unseren Telefonaten zunehmend bewusst wurde. Man sagte ab, bat aber um Einladung auf Besucherseite. Dem sind wir gern nachgekommen!
Auch wenn sich die Vorbereitung dieses zweiten Abends wesentlich schwieriger gestaltete als zur Aprilveranstaltung, hat es sich gelohnt. Wir vertiefen am
08. November 2012 ab 16 Uhr (16 Uhr: Eröffnung der Infostände + Vorgespräche, 17 Uhr: Beginn der Tagung)
im
Deutschen Hygiene-Museum Dresden
die Frage: Dresden auf Entzug - Wie funktioniert die Stadt ohne Öl?
deshalb mit folgenden Referenten:
Parallel haben wir die Stadtratsfraktionen um Material mit Positionen zu der Frage gebeten, wie denn die Stadt mit dem Peak-Oil-Problem umgehen sollte. Wir sind gespannt, wer was liefert und hoffen, am 8. November entsprechende Papiere auslegen zu können.
Der Eintritt ist frei. Spender sind willkommen. Um Anmeldung wird gebeten: sachsen@fes.de oder 0351/8046804. Flyer zum Download. Infos beim Hygiene-Museum.
PS: Wir haben diesmal den Großen Saal. :-)
Peak Oil ist ein globales Problem. Die extreme Wichtigkeit des Rohstoffs Öl für alle gesellschaftlichen Bereiche erzwingt es, dass sich auch die lokale Ebene auf die Suche nach Problemlösungsstrategien macht. Den Kommunen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, sind sie doch das Nest, in dem sich jeder von uns tagtäglich bewegt. Wie aber organisiert man dörfliche und städtische Strukturen, wenn Öl knapp und teuer wird?
Diese Frage trugen wir im Sommer letzten Jahres an die Friedrich-Ebert-Stiftung in Sachsen heran, mit der wir dann das Deutsche Hygiene-Museum Dresden als Partner für eine Veranstaltung am 25. April gewannen. Unter dem Titel "Dresden auf Entzug - Wie funktioniert die Stadt ohne Öl?" luden wir zu einem Abend ein, bei dem wir die Sichtweise verschiedener Vertreter unserer Stadt hören wollten aber auch die teilnehmenden Gäste miteinander ins Gespräch bringen wollten - ganz im Sinne der Idee der "Transition Towns". Dieser erste Abend brachte uns Stimmen der IHK, der Konsum Dresden eG als wichtigem Einzelhändler der Stadt sowie der Dresdner Verkehrsbetriebe (mit einem Blick auch auf den Dresdner Energieversorger) zu Gehör.
Die Tagung war mit 140 Teilnehmern ein Erfolg, wir mussten aus Platzgründen einige Dutzend Interessierte abweisen. Das nächste Mal wird uns das nicht passieren: Für "Dresden auf Entzug, Teil 2" werden wir im Hygiene-Museum den Großen Saal nutzen. Ein Mitschnitt des Abends bietet nun auch jenen Einblick, die nicht persönlich anwesend sein konnten:
[youtube 9lIjqovM52A]
In den kommenden Wochen werden sich die kommunalpolitischen Gremien in der sächsischen Landeshauptstadt mit dem neuen Verkehrsentwicklungsplan beschäftigen. Bereits bei der Recherche zur Studie "Peak Oil - Herausforderung für Sachsen" stolperte ich darüber, dass in Dresden die Verkehrsprognosen im Grunde von einer Konstanz der realen Nutzerkosten ausgehen. Steigende Ölpreise würden demnach durch Einkommenssteigerungen und sinkenden Spritverbrauch kompensiert. Die Verkehrsprognosen, die dem Verkehrsentwicklungsplan zugrunde liegen, gehen also quasi von einer gleichlaufenden Entwicklung von Ölpreis und Einkommen aus.
Die Spritpreisentwicklung der vergangenen Jahre straft diese Annahme Lügen. Viel schneller als die Einkommen stieg der Spritpreis. Deshalb ist es gut, dass jetzt ein neuer Verkehrsentwicklungsplan vorgelegt wird - so könnte man die neuen Planungen, die bis ins Jahr 2025 gelten sollen, entsprechend anpassen. Im Juni letzten Jahres kritisierte der wissenschaftliche Beirat zum Verkehrsentwicklungsplan Dresden 2025+:
Die Verkehrsprognose 2025 ist eher eine Status-Quo-Prognose die von einem gleichbleibende Verkehrsverhalten der betrachteten Nutzergruppen und von einer konstanten Kostenentwicklung ausgeht. Die gegenwärtigen, überaus dynamischen Trends beim Verkehrsverhalten und absehbare Effekte der Kostenentwicklung, Auswirkungen nationaler und europäischer Verkehrs- und Umweltpolitik wurden noch nicht berücksichtigt.
Nun, seit Juni 2011 ist fast ein Jahr vergangen, es ist zu hoffen, dass die Kritik sich im aktuellen Stand des Verkehrsentwicklungsplans niedergeschlagen hat. Doch sicher ist das keineswegs! Wer aber hinterfragt diesen sehr speziellen Punkt? Entschieden wird über den Verkehrsentwicklungsplan letztlich im Stadtrat. Dort sitzen jedoch keineswegs nur Verkehrsplaner und Peak-Oil-Beobachter, so dass es mir notwendig erscheint, diesen Entscheidern einige Informationen aufzubereiten. Als Mitglied des Ortsbeirats Altstadt, in dem Ende Mai über den Plan beraten wird, bekomme ich leider nicht die Gelegenheit die relevanten Gedanken live darzulegen, weshalb ich mich entschied, die modernen Medien zu nutzen:
Meine Hoffnung ist, dass auch in anderen Ortsbeiräten und Ortschaftsräten, im Stadtrat und in den anderen kommunalpolitischen Netzwerken der Stadt über das Thema diskutiert wird und die Planungen der Stadt - fundiert durch Hintergrundwissen - hinterfragt werden.
Die Dresdner Hochschule gilt unter Verkehrsleuten als das nonplusultra. Wer Verkehr lernen will, kommt hierher. Ob das zweifellos vorhandene Fachwissen sich auch in den Verwaltungsentscheidungen niederschlägt, ist nicht immer sicher. Der Ruf des hiesigen Baubürgermeisters ist - gelinde gesprochen - nicht gerade der beste. In Dresden beheimatet ist der einzige Lehrstuhl für Verkehrsökologie in Deutschland. Prof. Udo Becker ist zugleich ein sehr unterhaltsam vortragender Mensch und jemand, der laut eigener Aussage sogar eine Wette zu Peak Oil laufen hat. Ein 2008er Vortrag von ihm ist auf Slideshare veröffentlicht. Interessanterweise mit demselben zeitlichen Zielhorizont wie der neue Verkehrsentwicklungsplan: 2025.
Die skizzierte Fragestellung gilt natürlich nicht nur in Dresden. Die Frage "Welchen Verkehr wollen wir?" als auch die Frage "Sind die Annahmen, auf denen unsere Verkehrsprognosen und unsere Verkehrsentwicklungs- und Straßenbaupläne basieren, realistisch?" sollten hin und wieder in jeder Kommune gestellt werden.