Der lange Winter strapaziert die Erdgas-Läger in Europa. Nachdem Ende März Großbritannien vor einer akuten Gaskrise stand, die ausgelöst durch ein Defekt einer aus Belgien kommenden Pipeline nur durch Flüssiggas-Tanker aus Katar nicht zum GAU führte, stehen heute in den Zeitungen die Gas-Speicher Deutschlands im Fokus. Sie sind, so schreibt SPIEGEL ONLINE mit Bezug auf die WELT AM SONNTAG, in Deutschland nur noch zu etwa 20% gefüllt. Als Quelle wird Gas Infrastructure Europe (GIE) angegeben und in der Tat: Auf deren Webseite finden sich interessante Daten zum Füllgrad der Gasspeicher Deutschlands und anderer europäischer Länder. Die Daten, die von Verbandsmitgliedern freiwillig geliefert werden, zeigen an: die Läger der beobachteten Länder sind zum Stand gestern, 6. April 2013, 18 Uhr, noch zu ca. 22% ihrer Gesamtkapazität gefüllt. Die deutschen Läger sind zu 19,3% gefüllt und leeren sich täglich mit ca. 0,44 Prozentpunkten. Das bedeutet aber auch, dass bei anhaltender Entleerungsgeschwindigkeit die deutschen Erdgaspuffer in etwas mehr als 40 Tagen aufgebraucht wären. Allerdings deuten die Wetterprognosen darauf hin, dass der erhoffte Frühling langsam durchdringt und die steigenden Temperaturen weniger Heizaktivität bedeuten und damit die Entleerungsrate zurückgeht. (mehr …)
Großbritannien vor akuter Gaskrise?
Pressemeldungen zufolge könnte sich Großbritannien vor einer akuten Gaskrise befinden, die Rationierungen von Gas zu Heizzwecken wie auch Einschränkungen beim Stromverbrauch notwendig machen könnte. Ursachen:
- das kalte Wetter, welches nun seit Monaten auch in Großbritannien zu erhöhtem Gasverbrauch führt
- die Störung einer Gaspipeline aus Belgien
Wirtschaftswoche auf dem Holzweg
Wenn es einen Preis für schlechte Zeitungsqualität gäbe (z.B. "Die gerupfte Ente"), hätte die Wirtschaftswoche dank Benjamin Reuter grade ein paar frische Punkte gesammelt:
Unter dem Titel "Wirtschaftswoche Green" sammelt das Blatt in Blog-Manier Meldungen über die "grüne Wirtschaft". Zitat aus "über uns":
"Wir stellen die spannendsten Technologien vor, porträtieren die kühnsten Visionäre und zeigen, welche Unternehmen am mutigsten vorangehen."
Warum in diesem Themenkomplex überhaupt ein Artikel zur Öl- und Gasförderung in der Nordsee plaziert wird, die mit "visionärem Tun" von "mutigen Unternehmen" in "grüner Wirtschaft" ungefähr soviel zu tun haben dürfte, wie Hartmut Mehdorn mit "erfolgreichem Management" - das ist die eine Frage. Warum der Autor aber die Nordsee-Ölförderung hochschreibt, die andere. (mehr …)
Leonardo Maugeri und die Revolution der Ölförderung
Derzeit erzeugt eine Studie von Leonardo Maugeri eine Menge Aufmerksamkeit im Internet, in der dieser die nächste Öl-Revolution ausruft und die bereits kurz nach Veröffentlichung genutzt wird, um Peak Oil als Märchen der ewigen Weltuntergangspropheten darzustellen. Demnach ist es kein Problem, die heutige Ölfördermenge von etwas über 90 Millionen Barrel Tagesproduktion auf über 110 Millionen Barrel Tagesproduktion in 2020 zu steigern. Dazu sei auch nicht mehr als ein Ölpreis von 70 US$ pro Barrel nötig. Alles was nötig ist, ist eben ein angemessener Preis, die passende Technologie und politische Rahmenbedingungen, damit die Dinge ihren Lauf nehmen. Das größte Risiko für die weltweite Ölversorgung ergibt sich demnach nicht aus der begrenzten Ölmenge im Boden, sondern aus geopolitischen Entwicklungen. Peak Oil, so stellt die Studie unmißverständlich klar, ist jedoch nicht absehbar und in diesem Sinne heute nicht relevant. (mehr …)
Telepolis: Peak Oil: Großbritanniens Ölförderung in 2011 um fast ein Sechstel gesunken
Großbritannien hat sein Ölfördermaximum 1999 überschritten. Seitdem sinken die Fördermengen. Angesichts der Benzinpreisdebatte lohnt ein Blick auf das schwindende Nordseeöl
Rekord-Förderrückgang in Großbritannien
Die ASPO weist auf den Bericht "Energy Trends" von Dezember 2011 des britischen "Department of Energy and Climate Change" hin. Demnach fiel die Ölproduktion des ehemaligen Netto-Ölexporteurs Großbritannien binnen 12 Monaten um 22,5%. Das ist der größte Rückgang seit Überschreiten des britischen Peaks anno 1995. Entsprechend stark sank der Export, so dass Großbritannien nun Netto-Importeur von Mineralöl ist und damit als zusätzlicher Nachfrager auf dem globalen Ölmarkt auftritt - mit entsprechenden Wirkungen auf die Ölpreise.
Auch die Gasförderung sinkt im Rekord. Sie lag binnen 12 Monaten um fast 30% niedriger und ließ die Gas-Importe um über ein Drittel ansteigen. Die Kohleproduktion sank um 10% und die Kohle-Importe stiegen um 42%. Der Energieverbrauch sank im selben Zeitraum um nur 2%, wobei der Verbrauch im Transportbereich um 3% sank, im Industriebereich um ein halbes Prozent, jedoch der Haushalts-Verbrauch sogar um ein halbes Prozent anstieg. Die installierte Kapazität von Photovoltaik-Anlagen verdopppelte sich allein vom 3. zum 4. Quartal 2011 auf etwa 260 Megawatt.
Der Abfall der Förderraten sowohl bei Öl wie auch bei Gas und Kohle ist sehr viel größer als der Abfall der Verbrauchsrate. Dadurch ist Großbritannien gezwungen, verstärkt Energie und Energierohstoffe zu importieren. Um die Energieversorgung krisenfester zu bekommen müßte im Grunde die Verbrauchsrate in derselben Geschwindigkeit sinken, wie die Förderraten. So lange das nicht passiert wird das Land seine Nachfrage auf den internationen Märkten weiter ausbauen und seine zusätzliche Nachfrage wird die Preise für Öl, Gas und Kohle entsprechend treiben sowie die globale Verbrauchsgeschwindigkeit erhöhen. Die Importabhängigkeit stieg im Betrachtungszeitraum um fast 16% auf ein neues Rekordhoch von 42,2%. Großbritannien ist eines der wenigen Länder, die "Energie- und Treibstoffarmut" statistisch untersuchen. Laut jüngstem Bericht galten 2009 4 Millionen britische Haushalte als "treibstoffarm".
Vom 2. zum 3. Quartal 2011 gab es einen starken Sprung in den Such- und Entwicklungs-Aktivitäten der Öl- und Gasförderer an Land, während die Entwicklung bekannter Quellen im Meer stark zurückging. Seit Ende 2008 importiert Großbritannien steigende Mengen von Flüssiggasen, insbesondere aus Katar. Ende 2011 machte diese Quelle etwa die Hälfte des Import-Gases aus und fast ein Drittel des Gasverbrauchs. Da Flüssiggas üblicherweise in entsprechenden Tankern transportiert wird, sollte Großbritannien ein starkes Interesse daran haben, dass die Seestraße von Hormuz offenbleibt. Ein Konflikt würde Großbritannien frieren lassen, aber auch die zu fast 50% auf Gas basierende Stromversorgung gefährden. Aus diesem Blickwinkel dürfte es interessant sein, die britische Haltung zum Iran-Konflikt zu beobachten.
Es bleibt zu hoffen, dass sich die (deutschsprachige) Medienlandschaft in ihrer Benzinpreisanalyse auch solche Fundamental-Entwicklungen anschaut.
Förderrückgang in Großbritannien und Saudi-Arabien, Rückgang des Öl-Exports
Zwei interessante Webseiten, die sich mit Wirtschaftsfragen beschäftigen und dabei immer mal wieder auf das Erdöl zu sprechen kommen, sind die englischsprachige Seite Early Warning von Stuart Staniford und die deutschsprachigen Querschüsse. Letztere haben Mitte November einen Blick auf die britische Nordseeölförderung geworfen, erstere einen Blick nach Saudi-Arabien. Hinzu kommt ein Blick auf die globalen Öl-Überschüsse, die für den Export "übrig" bleiben, nachdem man den Eigenverbrauch der Förderländer von der Ölförderung abzieht. Da zeigt sich eine, für Import-Länder gefährliche, Lücke. (mehr …)