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Europas Energiekrise

Energiezuflüsse sind das Fundament industrialisierter Gesellschaften. Leistung wird durch diese Energiezuflüsse in tausendfach höherer Stärke erbracht als durch körperliche Arbeitskraft von Menschen. In einem Liter Kraftstoff stecken 10 Kilowattstunden gespeicherte Energie, für deren äquivalente Erbringung ein Mensch ca. 125 Stunden durcharbeiten müßte (-> Energiesklaven), was bei heutiger Arbeitskultur (40 Stunden/Woche) also ca. 3 Wochen menschlicher Arbeit entspricht.

Die in Geld gemessenen Kosten für Energie sowie deren Zuflussgeschwindigkeit bestimmen über die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Der zentrale Preis im globalen Energiesystem ist weiterhin der Ölpreis, weil Erdöl weiterhin ein Drittel des globalen Primärenergieverbrauchs liefert und in seiner Handhabbarkeit unübertroffen ist (flüssig lagerbar und pumpbar bei Zimmertemperatur, hohe Energiedichte, breite Anwendungsbereiche stofflich wie energetisch: Verkehr, Heizung, Stromproduktion). Der Ölpreis liegt Aktuell (Februar 2022) bei ca. 95 US$/159 Liter, wobei es nur geringe Unterschiede im Preis zwischen Brent (europäisch) und WTI (nordamerikanisch) gibt. Das sind 60 US-Cent pro Liter, ein angesichts der globalen Bedeutung, weiterhin extrem geringer Preis. Da der Öl-Preis aber als Ankerpreis für andere Energiepreise gilt und durch die breite Nutzung von Öl in allen Produkten und Leistungen enthalten ist, hat sein Anstieg Wirkung auf volkswirtschaftliche Produktionsleistung, betriebswirtschaftliche Kostenstruktur und Inflationsdynamik.

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Iran: Der angekündigte Krieg

Im Konflikt zwischen Israel, den USA und dem Iran verschärft sich die Situation. Das israelische Militär testete jüngst ein Warnsystem, indem Mobilfunknachrichten über mögliche Raketenangriffe an die israelische Bevölkerung verschickt wurden. Auch wurde die Bevölkerung aufgefordert, sich mit Gasmasken auszustatten und ein (anonymes, aber wohl dem Verteidigungsminister zuzuordnendes) Haaretz-Interview spricht sich für einen Präventivschlag noch vor den US-Wahlen am 6. November aus. Ministerpräsident Netanjahu hat den ehemaligen Chef des Inlandsgeheimdienstes Avi Dichter zum neuen Minister für Zivilverteidigung berufen. Proteste gegen einen möglichen Krieg sowie die Sorge, dass Israel von verschiedenen Seiten angegriffen werden könnte, mischen sich in die Berichterstattung. (mehr …)

Kommentarlos, Teil 5

Für die hypermobilen westlichen Industrienationen ist der Zugang zum Öl inzwischen eine Überlebensfrage, und der Einsatz militärischer Gewalt zur Sicherung der Ölversorgung ist in vielen Staaten fester Bestandteil der nationalen Sicherheitsdoktrin. Dabei ist auch das Militär selbst angewiesen auf das "Schwarze Gold". "Die Streitkräfte sind heutzutage so abhängig vom Öl wie nie zuvor", sagt Klare. Im Zweiten Weltkrieg habe eine Armee im Einsatz beispielsweise pro Tag und Soldat 15 Liter Öl verbraucht. Heute seien es im Schnitt 60 Liter pro Tag und Soldat.

Audio + Text in einer aktuellen Serie zum Thema Öl auf der Tagesschau-Webseite

(Passend: zum 1. Juli trat das EU-Öl-Embargo gegen Iran in Kraft. SPON beschreibt das aktuelle Säbelrasseln im persischen Golf)

2 Euro pro Liter in Paris, Kriegsvorbereitungen der US-Marine

Eine einzelne Tankstelle in Frankreich hat einen (symbolischen) Rekord aufgestellt: 2 Euro pro Liter waren in der Rue Saint-Antoine die Tage zu zahlen. Im Rest Frankreichs liegt der Spritpreis bei etwa 1,65 Euro pro Liter Ottokraftstoff und bei 1,50 Euro pro Liter Diesel. Etwa 80% der französischen Privat-PKW benötigen Diesel. (Offizielle Kraftstoffinfos)

In Frankreich sind Präsidentschaftswahlen angesetzt und die Spritpreise dringen auch in den Wahlkampf vor. Michel-Edouard Leclerc, Chef und Inhaber der gleichnamigen Supermärkte, schlägt vor, (mehr …)

EU beschließt Ölembargo gegen Iran

Jetzt ist es amtlich: Die EU beschließt ein Ölembargo gegen den Iran, um diesen von seinem Atomprogramm abzubringen. Das Embargo zielt darauf, die Einnahmen des Staates zu verringern. Geringere iranische Importe und ein größere Staatsschulden wären die direkte Folge, indirekt zielt das Embargo darauf, die Unzufriedenheit der Bevölkerung gegen die iranische Regierung zu richten. Auch kann das Embargo als Kriegsvorbereitung gesehen werden, da Ölprodukte zur Kriegsführung unerläßlich sind. Der Iran fördert zwar Erdöl, hat aber nur geringe Raffinieriekapazitäten und muss deshalb etwa 40% des verbrauchten Benzin und Diesel importieren.

Die Details des Embargos werden im Laufe des Tages öffentlich werden. Insbesondere wichtig ist, wann es genau startet, wie mit laufenden Verträgen umgegangen wird und wie die europäischen Länder, die auf iranisches Öl angewiesen sind (Italien, Spanien, Griechenland), künftig ihre Versorgung gestalten. Das betrifft insbesondere Griechenland,wohin aufgrund der Finanzkrise andere Länder nicht mehr liefern wollten. Kritische Stimmen meinen, die EU würde sich mit einem Embargo eher selbst schaden.

Auch gegenüber Syrien hat die EU ihr Embargo erweitert. Insbesondere auch hier wird der Öl- und der Finanzsektor getroffen.

Währenddessen trifft der US-Flugzeugträger "Abraham Lincoln" im arabischen Meer ein, der libysche Übergangsrat warnt nach Massenprotesten vor einem erneuten Bürgerkrieg in Libyen und auch in Nigeria wird ein Bürgerkrieg befürchtet.

 

Update 24.01.: Altverträge mit Iran sollen zum 1. Juli enden, neue Verträge soll es nicht geben. Das Gas-Projekt "Shah Deniz" in Aserbaidschan wird vom US-Embargo gegen Iran ausgenommen, obwohl die National Iranian Oil Company (NIOC) durch ein Subunternehmen zu 10% daran beteiligt ist. Dafür hat sich die EU und BP eingesetzt. BP ist genau wie Statoil ebenfalls an dem Projekt beteiligt und es soll die Abhängigkeit Europas von russischem Gas verringern. Das meldet Reuters. Bei N-TV ist ein Interview mit Axel Herlinghaus (DZ Bank) zu lesen, in welchem der Bogen vom Iran zu Peak Oil gezogen wird. Am 02. Februar spricht Daniele Ganser (ASPO CH) in Frutigen.

Öl-Konflikt zwischen China und Indien

Während Neuseeland eine Ölkatastrophe droht und ein neuer Heizspiegel Ölheizungen für das vergangene Jahr um ein Drittel höhere Kosten ausweist, zanken sich China und Indien um vietnamesisches Öl.

Am Mittwoch hatte der indische Staatskonzern Oil and Natural Gas bekanntgegeben, mit PetroVietnam bei der Erkundung neuer Ölfelder zusammenzuarbeiten - für die Chinesen ein nicht hinnehmbarer Affront. (Quelle: SPON)

Beide Länder mit Milliardenbevölkerung brauchen für ihr rasantes Wirtschaftswachstum Rohstoffe, und Öl spielt auch dort eine entscheidende Rolle. Da ist man nicht zimperlich, wenn es um Zugriffsrechte geht. Dort wo man fördern will, verlaufen nicht nur wichtige Schiffahrtsrouten, sondern eine ganze Handvoll Länder erhebt Ansprüche auf Grund, Boden und darin befindliche Rohstoffe: Neben Vietnam und China eben auch die Philippinen, Brunei, Malaysia und Taiwan. Was on-shore durch Wegsteine leicht markierbar ist, ist off-shore eben sehr liquide: Grenzen. Analog zum Streit zwischen der Türkei, Zypern und Griechenland im Mittelmeer streitet man sich künftig also auch im südchinesischen Meer?

Heisser Herbst am Mittelmeer

... so beschreibt es der Tagesspiegel und die Wiener Zeitung. Der griechische Teil Zyperns will mit Probebohrungen nach Erdgas beginnen. Dazu haben die Zyprioten bereits vergangenes Jahr ein Abkommen mit Israel über die Grenzziehungen zwischen beiden Ländern geschlossen. Die Türkei hat nun mit dem türkischen Teil Zyperns ein vergleichbares Abkommen geschlossen, ebenfalls um Probebohrungen zu ermöglichen:

"Binnen einer Woche beginnen die Türkei und Nordzypern mit der Gewinnung von Öl und Gas in der ausschließlichen Wirtschaftszone Nordzyperns", kündigte Erdogan gleich nach der Unterzeichnung des Abkommens an. Die Türkei werde Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge in die Region entsenden, die die "Situation kontrollieren" sollen.

Internationale Öl- und Gaskonzerne wurden von türkischer Seite gewarnt, sich nicht an einer Ausbeutung der Rohstoffe zu beteiligen.

Die Türkei liegt mit Israel im Streit um den Übergriff auf einen Hilfskonvoi, Griechenland steht vor dem Staatsbankrott, in Syrien brodelt eine Revolution (die die EU mit einem Ölembargo anfeuert) und in Ägypten sind noch ihre Nachwirkungen spürbar - alles Anrainer am Mittelmeer, in dem jetzt mit Öl und Gas gezündelt wird.