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Kommentarlos, Teil 9

Es ist schlicht unmöglich, sich vom Strom der Produkte und damit vom Erdöl unabhängig zu machen. Selbst unser Essen enthält in gewisser Weise Öl, wegen der Düngemittel und der Lastwagen, die Lebensmittel durchs Land fahren. Die einzige Chance, ohne Erdöl zu leben, ist in der Wildnis nach Hasen zu jagen und Fische zu fangen.

Interview mit dem Öl-Fotografen Edward Burtynsky in der ZEIT, dessen Ausstellung derzeit in Berlin läuft

Schöne neue Zahlen

Dies ist ein Gastbeitrag von Marcus Kracht, nachlesbar auch in seinem "Lexikon des Zerfalls".

My make-up may be flaking
but my smile still stays on.

— Queen: The show must go on

Zahlenkosmetik

In der modernen Welt sind Zahlen etwas ganz wichtiges geworden. Zahlen haben den Mythos des Objektiven. Wer also nicht subjektiv erscheinen will, der trägt viele Zahlen im Tornister mit sich herum und verteilt sie großzügig unter die Menschheit. Denn was wäre die Wissenschaft ohne Statistik, mit der man aus einem Gewirr von Daten eine Aussage herausdestillieren und auf das Podest des Wissens heben kann? Abgesichert durch eine mathematische Disziplin, wohlgemerkt. Und was wäre eine moderne Verwaltung ohne ein Zahlenwerk, das ihr erlaubt, Entscheidungen objektiv und zielgenau zu treffen?

Wenn es denn so einfach wäre.

Ich will aber nicht den Kritiker der Zahlen spielen, auch wenn das gewiss nötig wäre. Ich will auf etwas Anderes hinweisen, das sich in die Köpfe und Herzen einschleicht: das ständige Starren auf Indikatoren und die damit einhergehende Verengung des Horizonts. Und zwar so lange, bis das eigentliche Ziel aus dem Blick gerät. (mehr …)

Europa am Peak

Die Diskussion um Peak Oil, geht mit der Studie von Leonardo Maugeri in eine neue Phase - sowohl was öffentliche Problemwahrnehmung und Diskussion als auch was die inhaltliche Substanz betrifft. Maugeri prognostiziert einen neuen Ölboom, sofern politische und finanzielle Rahmenbedingungen stimmen. Knappheit an Erdöl, so der Tenor, ist nicht zu befürchten. Technologie löst das Problem. Diese Studie löst eine Flut an Presseartikeln und Blogeinträgen aus, die Zweifel daran schüren, ob der Höhepunkt der globalen Ölförderung wirklich so nah ist, wie manchmal befürchtet. Und ob man sich überhaupt um dieses Thema kümmern muss.

Für Europa sieht die Sache dennoch anders aus.

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Unkonventionelles Öl – die Lösung für Peak Oil? Teil 4: Kohleverflüssigung (CtL)

Nachdem wir uns im letzten Artikel ausführlich mit dem Gas-to-Liquids Verfahren beschäftigt haben, geht es dieses mal  um ein sehr ähnliches Verfahren zur Herstellung flüssiger Treibstoffe: die sogenannte Kohleverflüssigung (englisch: Coal-to-Liquid). Dieses Verfahren wird häufig als die Lösung für „Peak Oil“ angesehen, da sich in den Köpfen vieler Menschen festgesetzt hat, dass Kohle der Menschheit noch für Jahrhunderte zur Verfügung stehen wird. Gestatten Sie mir daher, dass ich zunächst etwas ausführlicher auf die Ressource Kohle eingehe, bevor es um deren Umwandlung in flüssige Treibstoffe geht.

Wie entsteht Kohle?

Kohle ist fossile Biomasse, die meist in Sumpfwäldern gebildet wurde. Gerät diese Biomasse unter Luftabschluss, beispielsweise, weil das Land sich langsam (wenige mm bis cm pro Jahr) absenkt und die Pflanzen diese Absenkung eine Zeit lang ausgleichen können, bevor sie von anderen Sedimenten überdeckt werden, so können auf diese Weise extrem mächtige Horizonte entstehen, die einen sehr hohen Anteil an biogenem Kohlenstoff haben. Durch Druck- und Temperaturzunahme entsteht unter Luftabschluss Kohle! Die Reihenfolge der Kohleentstehung  ist - grob gegliedert - Torf, Braunkohle, Steinkohle und in folgendem Schaubild zu sehen.

Schematische Entstehung von Kohle     Quelle: Kjell Aleklett

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Ölpreis im Sinkflug: Ein Widerspruch zu Peak Oil-Szenarien?

Derzeit bewegt sich der Ölpreis so stark nach unten, dass manche vom "freien Fall" sprechen. Und in der Tat sank der Preis für BRENT seit April 2012 bis heute von 125 auf 90 US$, also um 28% - binnen 2 Monaten. Auf dem US-Markt kostet WTI nur noch 78 US$, im April waren es noch 110 US$ - eine Verringerung um 20%. Die starke Schwankung dürfte vor allem ein Vorgriff auf die Konjunkturentwicklung sein: Sowohl die hohe Arbeitslosigkeit in den USA (Arbeitslosenrate: 8%) wie auch die geschwundenen Wachstumsaussichten sowohl für die US- wie auch für die europäische und auch die chinesische Wirtschaft lassen erwarten, dass der Ölverbrauch sinkt. Darüber hinaus ist die Finanzkrise alles andere als ausgestanden, und die Unsicherheit hinsichtlich wirtschaftlicher Stabilität deshalb groß.

Den Peak-Oil-Szenarien widerspricht diese Entwicklung nicht. Starke Ölpreisschwankungen, insbesondere dann, wenn die Konjunktur einbricht, sind zu erwarten. Die "Krisenzone", bei der Ölpreis und Wachstumstendenzen sich gegenseitig "mitziehen", haben wir nicht verlassen. Vielmehr dürfte ein statistischer Blickwinkel interessant sein: Wie stark hat die vergangene Phase relativ hoher Ölpreise (mit bis zu 125 US$ pro Barrel in Europa) den jetzt offenbar bevorstehenden wirtschaftlichen Abschwung mit hervorgebracht? In welche Höhen klettert der Preis, wenn mit einem erneuten Aufschwungzyklus der Mineralölverbrauch wieder stärker anzieht? Welche Strategien zur Entkopplung von Ölverbrauch und Wirtschaftsdynamik gibt es, wo und wie werden sie umgesetzt?

Aus Peak-Oil-Sicht befinden wir uns also am Beginn einer Abschwungphase von Wirtschaftsleistung und Ölpreis innerhalb der Krisenzone und der Preisrutsch ist nur ein zwischenzeitliches Phänomen:

Krisenzone im Peak-Oil-Umfeld: Ende des Wachstums

Die grundlegende Frage, ob Wirtschaftswachstum in unseren ausgewachsenen Volkswirtschaften überhaupt noch nennenswert möglich ist - und vor allem: Ob es ökologisch und auch sozial überhaupt sinnvoll ist, weiteres Wirtschaftswachstum anzustreben, steckt in diesem Blickwinkel natürlich nur ein bisschen drin. Niko Paech, Professor für Produktionswirtschaft an der Uni Oldenburg, hat dabei einen recht radikalen Blickwinkel. Er bezweifelt die Nützlichkeit "grünen Wachstums" und legt dies aktuell in einem Artikel für DIE ZEIT dar. Sein Modell einer Postwachstumsökonomie stellt unser heutiges Wirtschaften grundsätzlich infrage. Diese Denkschule kann als Angriff auf gewohnte Lebenswelten gelten. Aber: Wird solch ein Angriff nicht durch den Peak of Oil sowie die systemimmanenten Instabilitäten unseres Finanzsystems nicht von systemischer Seite her ebenso geführt?

Terminhinweis: Am 29.06. spricht Niko Paech an der TU Dresden über diese Fragen

Kommentarlos, Teil 3

ASPO 2012 in Wien – Ein Kurzbericht

Ein Bericht von Christoph Senz

Letzte Woche hat in Wien die 10. internationale Konferenz der Association for the study of peak oil and gas (ASPO) stattgefunden. Die Veranstaltung fand im Palais Niederösterreich, direkt neben der Wiener Hofburg statt und hatte rund 250 Teilnehmer!

Nate Hagens auf der ASPO 2012 in Wien Bildquelle: OEGUT

Dies sind deutlich mehr als bei der letzten Konferenz in Brüssel. Auch die Besucherliste hatte einige Überraschungen zu bieten: So war zum Beispiel die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) ebenso vertreten, wie das Zentrum für Transformation der Bundeswehr, das bereits 2010 durch seine Aufsehen erregende Peak Oil Studie aufgefallen ist! Auch eine Vertreterin des  französischen "centre analyse stratégique" war in Wien anwesend. (mehr …)

Kommentarlos, Teil 2

Die Ölproduktion wird sich in den nächsten 20 Jahren ungefähr um die Hälfte reduzieren, selbst bei der Ausbeutung von Ölsand oder Schieferöl. Das passiert einfach zu schnell. Abgesehen davon lässt sich mit Öl ungleich mehr verdienen als mit alternativer Energie. Und mit Windrädern lassen sich keine Flugzeuge betreiben. Erst kürzlich hat der für die globale Airline-Industrie zuständige Weltbank-Direktor zu mir gemeint, das Problem von Peak-Oil wird in seiner Institution nicht diskutiert, es ist einfach tabu. Wer es trotzdem versucht, wird gefeuert oder versetzt. Denn Peak-Oil zerstört den Glauben an Wachstum. Man müsste ja alles ändern.

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