Der australische BITRE-Report 117 zu Peak Oil, der im Dezember inoffiziell an die Öffentlichkeit kam, hat Widerhall im australischen Telegraph gefunden. Der Autor Piers Akermann vermeldet zudem, dass Australien derzeit seine IEA-Verpflichtungen nicht einhält. Diese sehen vor, dass jedes Mitgliedsland strategische Ölreserven von 90 Tagesverbräuchen bereithält. In Deutschland passiert dies durch den Erdölbevorratungsverband (EBV). Australien würde es laut Telegraph beim aktuellen Ölpreis 300 Millionen (australische) Dollar kosten, seine Reserven wieder auf das benötigte Niveau aufzufüllen. Das Verschwinden des Peak-Oil-Reports vergleicht er mit George Orwells "1984"-Vision, in der kritische Informationen aktiv beseitigt werden. (mehr …)
Australische Regierung verschweigt Peak-Oil-Report
Im Jahr 2009 wurde ein Report des australischen Amtes für Infrastruktur, Transport und Regionalwirtschaft (BITRE) fertig, der jedoch erst jetzt das Licht der Öffentlichkeit erblickt: Report Nummer 117 mit dem Titel "Transport energy futures: long-term oil supply trends and projections" (PDF) analysiert die Ölförderung einzelner Länder und Regionen und kommt zu dem Fazit: Ab 2017 ist mit einem Rückgang der täglich verfügbaren globalen Ölmengen zu rechnen. Diese Aussage steht natürlich in großem Gegensatz zu - beispielsweise - dem jüngsten Bericht von Exxon Mobil, der keinerlei Versorgungsprobleme bis über das Jahr 2040 hinaus erwartet, neben der Steigerung der konventionellen Ölförderung gar eine Steigerung der Tiefsee-Produktion und durch Ölsande annimmt - was zusätzlich durch Flüssiggase und Biotreibstoffe business as usual ermöglichen soll.
Der Report 117 macht keine Aussagen über die Preisentwicklung und geht auch nicht auf die ökonomischen Auswirkungen ein. Er betrachtet auf über 400 Seiten ausschließlich geologische Entwicklungen und die Förderentwicklung einzelner Felder, Länder und Regionen. Die Förderkurve, die der Bericht 117 erwartet, wird wie folgt dargestellt. Es wird erwartet, dass der Rückgang ab 2017 lang anhaltend ist und bis 2035 etwa 20% gegenüber dem Fördergipfel beträgt. Zwischen 2040 und 2050 würde demnach nur noch die Hälfte der Ölproduktion anfallen, doch bereits ein kleiner Rückgang verglichen mit den heutigen Fördermengen wird Auswirkungen auf die Preise nach sich ziehen.
Im neuen "Energie-Weissbuch", welches jetzt kurz vor den australischen Sommerferien veröffentlicht wurde, ist kein Hinweis auf den intern gebliebenen Bericht zu finden. Er hat dort offenbar keinen Widerhall gefunden, so dass sich die Regierung fragen lassen muss: Aus welchen Gründen ist die Aussage, die Ölproduktion würde ab 2017 schrumpfen, irrelevant für die energiepolitischen Planungen der Regierung? Immerhin ist auch Australien zu 80% auf Importe von Öl- und Ölprodukten angewiesen und erreicht seinen eigenen Förderhöhepunkt laut Energie-Weissbuch just 2011/2012 und wird deshalb seine Importe künftig weiter steigern (müsen). Trotzdem geht das Weissbuch von einer Steigerung der globalen Fördermenge bis 2034/2035 aus.
Matt Mushalik, der crudeoilpeak.info betreibt und nach eigenen Aussagen mehrfach auf unterschiedlichen Wegen versuchte, das Thema Peak Oil an die australische Regierung heranzutragen, kommentiert die Nicht-Veröffentlichung des Reports auf seiner Webseite. Mushalik kritisiert, dass die australische Regierung das Problem nicht wahrnimmt und befürchtet, "dass das Problem das Peak Oil so lange vor sich hergeschoben wird, bis es zu Verknappungen an den Tankstellen kommt und der Öffentlichkeit dann klar wird, dass Regierungen die Warnungen schon seit Jahren entweder unterdrückt oder verschlafen haben. Es scheint die Strategie der Australischen Regierung zu sein, notwendige Öl-Einsparungen unter dem Deckmantel der Reduzierung von CO2 Emissionen zu erreichen."
Ersetzt wurde der Bericht durch einen anderen Report 117 über das australische Flugwesen.