Mit Vollgas in die Mauer
Im Zusammenhang mit den Auswirkungen des Peak Oil wurde schon mehrfach darüber spekuliert welche Folgen eine erzwungene, krisenhafte Kontraktion der Wirtschaft haben könnte. Bekanntlich erfordert unser Wirtschaftssystem ununterbrochenes Wachstum; schon bei zu kleinen Wachstumsraten kommt es in Schwierigkeiten, Stagnation bedeutet massive Krise, ein Schrumpfungsprozess gilt als existentielle Bedrohung des ganzen Systems. So gut wie alle Menschen, die bislang versucht haben, sich ein realistisches Bild davon zu machen, welche Entwicklungen in der Energieversorgung möglich und wahrscheinlich sind, sind zum Schluss gekommen, dass ein Schrumpfungsprozess der zur Verfügung stehenden Energie unvermeidlich ist und unsere Gesellschaft daher gut beraten wäre, ihren Energiekonsum freiwillig und geplant zu verringern, da jede Strategie des «business as usual» unweigerlich in eine umfassende Krise und in einen ungeplanten, chaotischen und krisenhaften Schrumpfungsprozess münden dürfte. Gleichzeitig kann niemand, der die politischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte aufmerksam verfolgt hat, es für realistisch halten, dass es in absehbarer Zeit (oder überhaupt jemals) möglich sein könnte, eine freiwillige und gezielte Reduktion des Energiekonsums politisch durchzusetzen. Eine solche Politik würde eine radikale Abkehr vom Prinzip des ewigen Wirtschaftswachstums voraussetzen und benötigte schon im Vorfeld den Entwurf eines neuen Wirtschaftssystems; das würde dem Entwurf eines neuen Zivilastionsmodells gleichkommen. Ein solches ist aber bislang allenfalls skizzenhaft vorhanden und wird bestenfalls nur von einer winzigen Minderheit der Bevölkerung gewünscht, oder besser, erträumt.
Es wird also weiterhin mit grösster Wahrscheinlichkeit am bisherigen System festgehalten werden solange es irgend möglich ist.
Damit ist das wahrscheinlichste Zukunftsszenario jenes einer ungebremsten Fahrt in die unüberwindlichen physikalischen, insbesondere die geologischen Grenzen der Grundlagen des Systems bis zum ungeplanten, erzwungenen und krisenhaften, und vor allem langfristigen Schrumpfungsprozess. Wir haben Interesse uns die Frage zu stellen, wie sich ein solcher krisenhafter Schrumpfungsprozess abspielen könnte, welche Risken er mit sich bringen und welche Möglichkeiten es gibt, seine negativen Folgen zumindest mildern zu können.