Am 05.02.2014 wurde die von der Landtagsfraktion Bündnis90/Die Grünen im Thüringer Landtag beauftragte Studie "Peak Oil - Herausforderung für Thüringen" in Erfurt vorgestellt. Die Studie ist insbesondere für Bewohner Thüringens interessant. Doch auch Nicht-Thüringer können sich anhand der Studie ein Bild machen, welche Bereiche in einem Bundesland von Peak-Oil-Dynamiken betroffen sein können. Als Beispiel sei die hohe Pendlerquote benannt, die in Thüringen herrscht.
Die Studie an dieser Stelle wiederzugeben ist wenig sinnvoll. Daher soll nur ein einzelner Ausschnitt gewählt werden. Die folgende tabellarische Gegenüberstellung wurde inspiriert durch den 2. Entwurf des Thüringer Landesentwicklungsplans (LEP 2025), der relativ häufig die Endlichkeit der Rohstoffe als Argument für nachhaltigere Entwicklungswege heranzieht. Allerdings trifft der Plan letztlich die Besonderheiten der Peak-Problematik nicht ausreichend. Daher habe ich mir erlaubt, mal die Konnotationen, die Untertöne und damit verbundenen Suggestionen der beiden Konzepte "endliche Rohstoffe" und "begrenzte Fördergeschwindigkeiten" gegenüberzustellen. Je nachdem, ob man einen sozioökonomischen Organismus wie Thüringen aus dem Blickwinkel betrachtet "die Rohstoffe sind endlich" oder aus dem Blickwinkel "es gibt begrenzte Rohstoff-Fördergeschwindigkeiten" schwingen andere Untertöne mit, die letztlich zu anderen Haltungen dem Problem gegenüber führen.
Die Tabelle ist der Studie auf Seite 43 entnommen, im Kapitel über den Landesentwicklungsplan Thüringens:
Endlichkeit der Rohstoffe |
Begrenzte Fördergeschwindigkeiten (Peak-Problem) |
Probleme tauchen erst auf, wenn das Ende der Rohstoffe erreicht ist. |
Probleme tauchen schon bei Annäherung an das Fördermaximum auf |
Es bleibt viel Zeit bis zur Problemlösung (teilweise mehr als 100 Jahre). |
Es bleibt sehr viel weniger Zeit bis zur Problemlösung. Akute Probleme können auftauchen. |
Die Probleme tauchen dann abrupt auf. |
Die Probleme entwickeln sich schleichend schon im Vorfeld. |
Bis dahin werden wir technische Lösungen gefunden haben. |
Sich auf ungewisse neue technische Lösungen zu verlassen kann gefährlich sein. |
Nach dem Ende der Rohstoffe haben wir ein System, das funktioniert. Punkt. |
Der Transformationsprozess ist ungewiss, auch weil die Probleme mit dem Überschreiten des Fördermaximums stärker werden. |
Wir müssen nur das Energiesystem umbauen. |
Wir müssen auch Umbauten an den Systemen vorsehen, die mit dem Energiesystem verbunden sind. |
Wir können bis dahin mit den bekannten Paradigmen weiterarbeiten. |
Wir müssen prüfen, ob unsere historisch erfahrenen Paradigmen noch gültig und hilfreich sind. |
Wir haben es mit einem linearen Problem zu tun. |
Wir haben es mit einem non-linearen Problem zu tun. |
Tabelle 2: Unterschiedliche Suggestionen der und Schlussfolgerungen aus den Konzepten „Endlichkeit der Rohstoffe“ und „begrenzte Fördergeschwindigkeiten“
Studie: Peak Oil - Herausforderungen für Thüringen
Um die Diskussion über die Problemstellungen rund um Peak Oil anzuregen, freut mich eine weite Verteilung und konstruktive Diskussion der Studie und ihrer Inhalte.
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