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Kann ökonomisches Wachstum dauerhaft funktionieren?

Ein Artikel von Prof. Tom Murphy von Do the Math, übersetzt von Tom Schülke und Benedikt Oelmann. Im Original heißt er Can Economic Growth Last?, wurde im Juli 2011 veröffentlicht und gehört zu den meistgelesenen des Blogs. Obwohl dieser Artikel Peak Oil nicht direkt behandelt, sind die darin gemachten Überlegungen doch fundamental für die Ausrichtung unserer Wirtschaft - und gehören daher in denselben Kontext wie die Frage nach dem globalen Ölfördermaximum.

 

Wie wir im vorhergehenden Artikel gesehen haben, ist der Energieverbrauch der USA seit 1650 mit einer typischen Rate von 2,9% gewachsen. Wir haben gelernt, dass ein Wachstum des Energieverbrauchs zu einer Kopplung mit der Oberflächentemperatur der Erde führen wird, gleich, welche der verfügbaren Technologien wir anwenden. Und, dass schon in wenigen hundert Jahren die Auswirkung dann weniger der lauwarme Treibhauseffekt ist als vielmehr eine kochende Erdoberfläche. Beeinflusst dies (und wenn ja, dann wie?) unsere Langzeiterwartungen zum Treibhauseffekt?

Abbildung 1: Weltwirtschaftswachstum des letzten Jahrhunderts, dargestellt in Dollarwerten von 1990. In der ersten Hälfte des Jahrhunderts hing die Wachstumsrate der Weltwirtschaft der des Energieaufwandes (2,9%) hinterher. Seitdem sie aber bis auf 5% gewachsen ist, überflügelt sie diese.

Die Grafik stellt die Rate des globalen ökonomischen Wachstums über das letzte Jahrhundert dar, rekonstruiert von J.Bradford DeLong. Zunächst wuchs die Weltwirtschaft mit einer Rate, die unter der des Wachstums des Energieverbrauchs lag. Seit 1950 übersteigt die Wachstumsrate der Wirtschaft die des Energieverbrauchs, mit einer Zunahme von 5% pro Jahr. Das könnte als gute Nachricht verstanden werden: Wir benötigen nicht unbedingt physikalisches Wachstum, um das Wachstum der Wirtschaft zu erhalten. Wir müssen jedoch erst einmal die Quelle dieses zusätzlichen Wachstums verstehen, bevor wir uns sicher sein können, dass dieses Wachstum wirklich dauerhaft anhalten kann. 50 Jahre Wachstum bedeuten nicht zwangsweise, dass es so für immer weiter gehen kann. (mehr …)

Die Energiefalle

Ein Artikel von Prof. Tom Murphy von Do the Math, übersetzt von Tom Schülke und Benedikt Oelmann. Im Original heißt er The Energy Trap, wurde im Oktober 2011 veröffentlicht und gehört zu den meistgelesenen des Blogs.

 

Viele der "Do the math"-Postings beschäftigten sich mit dem unausweichlichen Ende des Wachstums und den Herausforderungen, die uns bei der Entwicklung einer Ersatztechnologie begegnen werden, wenn unser fossiles Erbe erst einmal aufgebraucht ist. Der Fokus lag auf langfristigen, physikalischen Grenzen und nicht auf den vielen schmutzigen Details und unseren aktuellen Reaktionen auf diese Probleme. Unsere heutigen Reaktionen auf die nachlassende Verfügbarkeit von Energie werden darüber entscheiden, ob wir den Übergang zu einer nachhaltigen, technologischen Existenz bewerkstelligen, oder ob wir es unserer Gesellschaft erlauben werden, zu kollabieren. Ein Stolperstein auf diesem Weg macht mir besondere Sorgen. Ich nenne ihn The Energy Trap (deutsch: Die Energiefalle).

Kurz gesagt ist die Grundidee der Energiefalle die Überlegung, dass unsere wachstumsbasierte Ökonomie Schwierigkeiten mit der Energieverknappung bekommen wird, wenn wir erst einmal in die Phase eines Rückgangs der fossilen Treibstoffe (zunächst Mineralöl) geraten. Die Benzinpreise werden in den Himmel schießen, Individuen und exportierende Nationen werden mit dem Horten von Treibstoffen reagieren und Energiemangel wird schnell zur neuen Norm werden. Die unsichtbare Hand des Marktes wird uns für unseren Wunsch nach einer neuen Energieinfrastruktur, die auf erneuerbaren Lösungen beruht, ohrfeigen. Hier liegt das Problem. (mehr …)

Galaktischer Energieverbrauch

Ein Artikel von Prof. Tom Murphy von Do the Math, übersetzt von Tom Schülke. Im Original heißt er Galactic-Scale Energy und gehört zu den meistgelesenen des Blogs.

Seit dem Beginn der industriellen Revolution haben wir ein beeindruckendes, sehr stabiles Wachstums des Energieverbrauchs der menschlichen Zivilisation erlebt. Anhand von Daten der us-amerikanischen "Energy Information Agency", zeigt der US-Energieverbrauch seit 1650 (1635-1945, 1949-2009, inklusive Holz, Biomasse, fossiler Treibstoffe, Wasserkraft, Nuklearenergie u.s.w. ), einen bemerkenswert gleichmäßigen Wachstumswert, der durch ein jährliches Wachstum von 2,9% gekennzeichnet ist. (siehe Abbildung 1) Es ist wichtig die zukünftige Entwicklung unseres Energieverbrauchs zu verstehen, weil Regierungen und Organisationen überall Annahmen machen, die auf der Erwartung aufbauen, dass der historische Wachstumstrend der vergangenen Jahrhunderte weiter anhalten wird. Ein Blick auf die Grafik 1 zeigt, dass dieses eine absolut verständliche Annahme ist.

Abbildung 1: Gesamt-US-Energieverbrauch seit 1650. Die senkrechte Achse ist logarithmisch skaliert, so dass eine exponentielle Wachstumskurve als perfekte Gerade dargestellt wird. Die rote Linie korrespondiert mit einer jährlichen Wachstumsrate von exakt 2,9%. Datenquelle: EIA.

Wachstum ist so sehr zu einer Hauptstütze unserer Gesellschaft geworden dass wir anhaltendes Wachstum als normale Gegebenheit empfinden. Wachstum bringt viele positive Vorteile mit sich. Autos, Fernsehen, Luftverkehr, und Dinge wie iPhones. Die Lebensqualität erhöht sich, die Gesundheitsvorsorge wird besser und das Leben wird im Laufe der Zeit komfortabler. Wachstum trägt in sich eine Erwartung an die Zukunft: Das Versprechen, dass Investitionen in die Zukunft positive Kapitalerträge bringen werden. Wachstum ist die Basis für Zinsen, Kredite und für die Finanzindustrie. (mehr …)