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Mehr Komplexität -> mehr Energieverbrauch -> schnellerer Kollaps?

Vorteile durch Komplexitätserhöhung und Grenznutzen der Komplexität (nach Tainter)

Mal wieder ein Gastbeitrag in dem ich ein Thema, das mir seit 2016 im Kopf rumgeistert, ausgeführt habe. Die Inspiration dazu hat mir vor ca. 1,5 Jahren ein Artikel bei Malik [6] geliefert - welcher die Nutzung von Komplexität für die Lösung unserer Probleme thematisierte. Grundsätzlich stimme ich mit dem überein, wenn da (meiner Ansicht nach) nicht ein kleines Problem mit der Energie wäre...

So hoffe ich mit diesem Artikel auch das Forum wieder etwas zu beleben. Falls irgendwer Lust hat einen Gastbeitrag über thematisch halbwegs passende Dinge zu schreiben die Ihn bewegen und beschäftigen, dann bitte ich um Kontaktaufnahme im Kommentarbereich bzw. unter der eMail hier. Jede Initiative ist willkommen, wobei ich gerne Feedback gebe und vorab auch als Diskussionspartner zur Verfügung stehe.

Mit bestem Gruß,

H.C. (ein Gastbeitrag von H.C. Fricke @ limitstogrowth.de)

Hinweis: Die nachfolgend (schriftlich) niedergelegten Ansichten, Thesen, Analysen, Schlussfolgerungen, Meinungen & Co. müssen nicht mit denen des Betreibers dieses Blogs (peak-oil.com) übereinstimmen.


Letztens hatte auch Ugo Bardi die Thematik von des Ursprungs des Kollaps (von Zivilisationen) noch mal in seinem Blog behandelt [1]. Dabei war dann auch die recht bekannte nebenstehende Grafik aus Tainters Buch 'Collapse of complex societies'.

Tainter, der als Archäologe den Kollaps von vielen Zivilisationen untersucht hat, geht dabei davon aus, das es bei der Erhöhung der Komplexität zur Bewältigung von (immer neuen) Problemen einer (technischen) Gesellschaft bzw. Zivilisation einen Grenznutzen gibt. Ab einem bestimmten Punkt bringt die Komplexitätserhöhung nichts mehr - und Ihr Nettobeitrag ist dann sogar negativ (meint: Es werden mehr Ressourcen aufgewendet als zurück kommen bzw. frei werden).

Wichtig: Umso teurer bzw. knapper die Energie, desto schneller laufen in der Regel immer komplexere Lösungen (die ja selber in der Regel immer mehr Energie benötigen) gegen diese Grenze. Denn der Faktor der ausreichenden Energieverfügbarkeit treibt (anfänglich) das ganz System und hilft bei der Expansion.

Organismen und Gesellschaften streben nach höherer Komplexität

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Summer Academy des Club of Rome (Gastbeitrag)

Standard Run Szenario aus dem Buch "Limits to Growth" (1972), mit einer aktualisierten Grafik von Charles Hall und John Day aus "Revisiting Limits to Growth After Peak Oil"

Ich veröffentliche hier einen Gastbeitrag von Michael, der an der Summer Academy des CoR 2017 teilgenommen hat.

Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit den Themen Ressourcen und Nachhaltigkeit. Über viele Umwege habe ich erkannt, dass Energie dabei eine Schlüsselrolle darstellt. Jeder der sich mit den Problemen rund um diese Thematik beschäftigt wird nicht um den Club of Rome und dessen Modell herumkommen. Da in meinem sozialen Umfeld die Anzahl derer, welche ebenfalls sich mit der Materie auseinandersetzen, verschwindend gering ist empfand ich die erstmalig stattfindende Summer Academy des CoR als gute Gelegenheit mich mit gleichgesinnten Menschen auszutauschen.

Angekommen in Florenz wurden wir von Prof. Bardi und Graeme Maxton (Generalsekretär des CoR) empfangen. Bei den Teilnehmern dieser Veranstaltung handelt es sich aus Menschen aller Couleur jedoch für einen überwiegenden Anteil der Teilnehmer waren die Reporte des Clubs Neuland.  Auch muss erwähnt werden, dass die Mitglieder des CoR selber in zwei Lager gespalten sind. (mehr …)

Gedanken zum ETP-Modell

Bild 1: ETP als Funktion der Zeit. (Quelle, Autor: Bernd)

Erst einmal danke an den kleinen und feinen Kommentatorenkreis hier im Forum und, im Sinne dieses Artikels, insb. Bernd - welcher damals (11/2015) mit seinem deutschen Beitrag zum ETP-Modell [1] der 'The Hills Group' die Diskussion um dieses Modell hier im Forum eröffnet hatte.

Ich ('h.c.') verfolge das ETP-Modell nun auch schon länger in verschiedenen Foren & Blogs im Internet. Interessanterweise ist es periodisch immer mal wieder 'turbulent' und dann wieder ruhig um das ETP-Modell. In den letzten Wochen gab es dann mehrere 'kritische' Kommentare bzw. Beiträge von Wissenschaftlern und Bloggern die auch von Ugo Bardi (Cassandras Legacy Blog, Autor von 'Extracted', ASPO Italy und Club of Rome) aufgegriffen wurden.

Da der alte Kommentar-Thread mit über 250 Einträgen langsam unübersichtlich wurde und der letzte Beitrag hier im Blog nun auch schon über 3 Monate zurückliegt - möchte ich mit diesem eher kurzen (Gast-)Beitrag zweierlei bezwecken: 1. Neuen Platz für übersichtliche Kommentare schaffen und 2. Ein paar Gedanken zum ETP-Modell (u.a. auf Basis der Kommentare hier) beitragen, welche hoffentlich eine weitere Diskussion beflügeln.

Ein Gastartikel von H.C. Fricke

ETP-Modell -  Wahr? Unwahr? Brauchbar? Unbrauchbar? Nützlich?

Bei all der Diskussion zum ETP-Modell die ich verfolgt habe kann ich für meinen Teil nur ausdrücken, das mir gerade die Kommentare und Diskussionen hier im Forum am meisten geholfen haben das ETP-Modell (in Bezug auf seine guten Aspekete - und insb. seine Limitationen) besser zu verstehen.

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Kehrtwende am Ölmarkt?

Die große Gefahr für die Ölversorgung der Zukunft besteht darin, dass der Ölpreis durch Marktübertreibungen aus einem Stabilitätskorridor ausbricht, dessen Untergrenze die Minimalkosten für die Ölförderung darstellt und dessen Obergrenze die Tragbarkeitskosten für die Volkswirtschaften ist. Kostet Öl weniger als das, was für die Bereitstellung künftiger Ölförderung notwendig ist, werden Investitionen in Ölförderung verschoben oder gar beiseite gelegt. Die daraufhin entstehende Zukunftsknappheit hebt den Ölpreis später wieder an und hebt ihn damit wieder in den Stabilitätskorridor. Allerdings liegt in der Verschiebung der Investition schon ein möglicher Keim für die Übertreibung nach oben: Denn fehlt künftiges Öl zum Marktgleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage kann es aufgrund des hohen Zeitaufwands für Ölprojekte nicht eben von einem Monat zum nächsten verfügbar gemacht werden. Kostet Öl mehr, als für die Konsumten tragbar ist, müssen sie ihre Arbeitsweise so umstellen, dass sie auf den zu teuren Stoff verzichten, was aber für viele Geschäftsmodelle bedeutet, dass ihnen die Funktionsgrundlage fehlt. Pleiten sind die Folge und damit wirtschaftliche Verwerfungen. Die darauf entstehende Nachfragesenkung senkt auch den Ölpreis später wieder ab und senkt ihn zurück in den Stabilitätskorridor. Allerdings liegt in einer dauerhaft rückgehenden Ölnachfrage schon ein möglicher Keim für die Übertreibung nach unten: Denn ist ein Ölüberschuss zum Marktgleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage vorhanden, kann dieser aufgrund einer dauerhaften Nachfragezerstörung nur durch ein Stilllegen von Ölförderprojekten abgebaut werden. Ein Ölpreis, der nach unten aus dem Stabilitätskorridor ausbricht ist ein mächtiges Signal, genau dies zu tun: Ölförderprojekte stilllegen. Das Preisrisiko in einem Peak-Oil-Umfeld besteht also darin, dass der Ölpreis in enormen Schwankungen immer über den Stabilitätskorridor hinauspendelt und mit jeder Übertreibung in die eine Richtung die Grundlage für die Übertreibung in die andere Richtung legt. Planungssicherheit geht verloren und damit Vertrauen sowohl in die Ölversorgung als Geschäft wie auch in ein stabiles wirtschaftliches Umfeld.

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“Der geplünderte Planet” – Reflektionen über den Bericht von Ugo Bardi an den Club of Rome

„Die Welt kann praktisch ohne natürliche Ressourcen auskommen“
(Robert Solow, Träger des “Wirtschaftsnobelpreises“)

„Die Anzeichen verdichten sich, dass es letztlich wohl die Energie und ihre Verfügbarkeit sein wird,
die uns Grenzen setzt“
(E. U. von Weizsäcker, Mitglied im IRP)

Das System „Gaia“

Die Vielfalt dessen, was unter der Erdoberfläche verborgen liegt, war den Menschen lange Zeit ein Mysterium. Logisch scheint es daher, dass Ugo Bardi seinen Bericht an den „Club of Rome“ (CoR), „Der geplünderte Planet – Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen“ mit einem Kapitel über die „Lebendigkeit“ der Erdsysteme beginnt. Der Begriff „Gaia“, ist ein Konzept, das unter anderem auf den Biologen und Ökosystemforscher James Lovelock zurückgeht. Bardi wählt ihn, um den globalen Rahmen als Einstieg in seine Ausführungen aufzuspannen. Dabei kann „Gaia“ als eine recht wage Vorstellung des „lebenden“ Systems des Planeten Erde gelten. Die Verzahnung der Kreisläufe einer vernetzten Ökosphäre jenes monumentalen Ausmaßes ist niemand in der Lage allumfassend zu beschreiben. Trotzdem lohnt der Blick auf „Gaia“, denn die ersichtlich negativen Phänomene eines anthropogenen Eingriffs sind kaum wiederlegbar.

Bardi hebt darauf an, dass der unheilvolle Eingriff des Menschen in jenes irdische Ökosystem untrennbar mit der neuzeitlich aufgekommenen Bergbauindustrie verbunden ist. Dabei geht für ihn jenes „Minenfieber“ auch mit dem Kahlschlag der knappen Ressourcen an Holz sowie mit der zunehmenden Nutzung und Verschmutzung des Wassers einher. Die Ausbeutung der Bodenschätze im industriellen Rahmen, ist für Bardi vor allem der großtechnischen Maschinennutzung, der wissenschaftlichen Exploration sowie der kommerziellen, chemischen Aufbereitung der Stoffe geschuldet.

Warum ist der Blick auf das Ökosystem Erde, der einzig sinnvolle Rahmen, die neuzeitlichen „Plünderungen“ der mineralischen Bodenschätze zu durchleuchten? Für Bardi, beginnt Verantwortung mit der Darlegung grundlegender Kreisläufe und Rückkopplungsprinzipien des metabolischen Systems Erde, wobei die komplexen Funktionsweisen für den Menschen weit davon entfernt sind, steuerbar oder berechenbar zu sein. Als fundamental stellt sich dabei heraus, dass alle explorierten, mineralischen Ablagerungen in der Erdkruste des Planeten, aus menschlichen Zeithorizonten betrachtet, nicht regenerierbar sind. Ihr Abbau sollte daher ein Mindestverständnis von Endlichkeit, Generationengerechtigkeit sowie ein vorsorgendes Maß an „Eingriffswissen“ beinhalten. An solch beschränkenden Tugenden mangelt es einer auf kurzfristigen Gewinn geeichten Rohstoffindustrie jedoch sehr stark. Im Auftakt seines Werkes schreibt Bardi unmissverständlich:

Die Minen, die wir heute ausbeuten, könnte man mit Fug und Recht ‚Gaias Gaben‘ nennen. Sie sind dem Menschen allerdings nur ein einziges Mal geschenkt worden… []. Die Phase des vom Menschen betrieben Bergbaus ist eine eindrucksvolle jedoch recht kurze Episode in der geologischen Geschichte des Planeten. Keines der Mineralien, die wir so großzügig überall fein verteilt haben, wird sich in einem Zeitraum der Größenordnung, die wir als menschliche Zivilisation als verbleibende Lebenszeit erwarten können, von neuem bilden…

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Die andere Seite des Peaks: Italiens Kollaps des Öl- und Gasverbrauchs

 

Ölverbrauch Italien

Italiens Peak Oil ist angekommen: Aus dem Blickwinkel des Ölkonsums sind wir zurück in 1967. Alle Daten in diesem Artikel stammen aus dem BP statistical review bis 2012, sowie aus verschiedenen Quellen für die 2013er Zahlen

Manchmal sieht Peak Oil wie ein intellektuelles Spiel aus, das Menschen weiterspielen indem sie debattieren, ob er erreicht wurde oder nicht. Doch der Punkt mit dem Öl ist nicht, wieviel davon irgendwo gefördert wurde, sondern wieviel man sich leisten kann, um es zu benutzen. Zumindest für Italien ist das Maximum des Ölverbrauchs bereits eingetreten, wie man in obiger Darstellung sehen kann. Es ist eindrucksvoll: Der Verbrauch ging um mehr als 30% binnen 10 Jahren zurück. Heute sind wir wieder beim Niveau von 1967. In 1967 war die italienische Bevölkerung 50 Millionen Menschen groß, gut 10 Millionen weniger als heute. Wir haben die andere Seite des Peaks tatsächlich erreicht und wir sehen kein Ende des Abstiegs. (mehr …)