Zum Textbeginn springen . Zur Navigation springen .

Peak Oil-Studie der Bundeswehr und ihre Bedeutung für Kommunen

Teilstudie zu Peak Oil & Transformation der Bundeswehr

Streitkräfte, Fähigkeiten und Technologien im 21. Jahrhundert, Teilstudie 1: Peak Oil - Sicherheitspolitische Implikationen knapper Ressourcen

Aus dem Zentrum für Transformation der Bundeswehr kam im August 2010 eine Studie zum Thema Peak Oil an die Öffentlichkeit, die im Februar 2011 überarbeitet offiziell freigegeben wurde: "Peak Oil - Sicherheitspolitische Implikationen knapper Ressourcen" ist die erste Teilstudie der Gesamtstudie "Streitkräfte, Fähigkeiten und Technologien im 21. Jahrhundert"1. Das Papier und die darin gemachten Aussagen haben zwar einen militärischen Blickwinkel als Schwerpunkt, sind aufgrund der langfristigen und strategischen Sichtweise für nichtmilitärische Institutionen und Akteure besonders interessant. Erstellt wurde die Studie vom Dezernat Zukunftsanalyse, welches die Aufgabe hat, Szenarien in Hinblick auf den Zeitraum 2025 bis 2040 zu skizzieren.

Die Bundeswehr sieht sich, genau wie andere Institutionen, seit einigen Jahren einem verstärkten Wandlungsprozess ausgesetzt. Der Transformationsprozess wird als "Anpassung auf sich ändernde, sicherheits-politische, globale Rahmenbedingungen" verstanden2. Als eine dieser sich ändernden Rahmenbedingungen wird die Verknappung von Rohstoffen und hier eben insbesondere des Erdöls durch Peak Oil betrachtet. Die Studie soll Risiken beleuchten und Entscheidungsträger "für die Systemrelevanz von Erdöl [...] sensibilisieren". Diese Zielstellung ist eben nicht nur im Bundeswehr-Umfeld hilfreich, sondern in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, weshalb hier eine Analyse dieser Studie erfolgt. Diese Analyse konzentriert sich nicht auf das Militärische, sondern auf jene Fragen, die insbesondere für Kommunen interessant sind.

Erdöl als systemrelevanter Faktor

Auf Seite 13 der Peak-Oil-Studie finden sich die Sätze "90% aller industriell gefertigten Produkte hängen heute von der Verfügbarkeit von Erdöl ab" sowie "Eine starke Verteuerung des Erdöls würde ein systemisches Risiko darstellen, da die Funktionalität großer Teile heutiger Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme von der Verfügbarkeit relativ preiswerten Erdöls abhängig ist. " (In der Fassung von August 2010 hieß es noch: "Eine starke Verteuerung des Erdöls stellt ein systemisches Risiko dar"). Dieses "systemische Risiko" wird begründet durch die "vielseitige Verwendbarkeit [von Erdöl] als Energieträger und als chemischer Grundstoff". Nach Ansicht der Autoren "wird so gut wie jedes gesellschaftliche Subsystem von einer Knappheit betroffen sein".

Peak Oil

Damit schreibt die Studie Peak Oil einen bedeutsamen Einfluss auf unser künftiges Leben und unsere Wirtschaftsweise zu. Auch wenn die Autoren sich aufgrund einer Vielzahl von Studien und Szenarien zu diesem Thema nicht auf einen konkreten Zeitpunkt des Peak Oil festlegen wollen, halten sie sein Eintreten um das Jahr 2010 für wahrscheinlich und erwarten sicherheitspolitische Auswirkungen mit einer Verzögerung von 15 bis 30 Jahren. Die Studie verweist auf den Hirsch-Report3, dass ein Transformationsprozess als lang andauernd anzusehen ist und fordert eine rechtzeitige Auseinandersetzung der Gesellschaft mit diesem Thema: "Der Faktor Zeit kann für den Erfolg der Transformation zu post-fossilen Gesellschaften dabei entscheidend sein. Um diesbezügliche demokratische Entscheidungsprozesse zu beschleunigen, müssen die Gefahren einer erodierenden Ressourcenbasis im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert werden. Nur so kann das notwendige Problembewusstsein für anstehende Weichenstellungen entstehen."

Erwartete Auswirkungen: Mobilitätskrise, Nahrungsmittelknappheit, Transformationsarbeitslosigkeit

Als Beispiel für die Wirkung einer plötzlichen Erdölknappheit wird Nordkorea nach der politischen Wende in den Ostblockstaaten genannt: "Ein Beispiel für mögliche Konsequenzen ist die Entwicklung Nordkoreas nach dem Zerfall der Sowjetunion: Die UdSSR verhalf Nordkorea nach dem Koreakrieg zu einer modernen und produktiven Landwirtschaft. Mit dem Zusammenbruch der UdSSR versiegte plötzlich der Zufluss billigen Erdöls. Landwirtschaftliche Maschinen mussten stillgelegt werden. Die Rückkehr zu traditionellen Anbaumethoden wurde durch die überdüngten Böden erschwert, obwohl der Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten von 25% auf 36% gesteigert wurde, um den Ausfall von geschätzten 80% der landwirtschaftlichen Maschinen auszugleichen. Zwischen 1989 und 1998 fielen die Ernteerträge trotzdem um 60%." Dieses Beispiel stammt aus der Landwirtschaft, doch betont die Studie die Komplexität von Peak Oil, die sich insbesondere auf den Verkehrssektor auswirkt: "Unter der Bedingung, dass noch keine ausreichenden Alternativen unter Nutzung regenerativer Energieträger für den Verkehr etabliert worden sind, dürfte es infolge eines Peak Oil zu einer starken Verteuerung und ggf. massiven Einschränkung des motorisierten Individualverkehrs kommen. Dies hätte unmittelbare Auswirkungen auf die Funktionsmechanismen und Lebensgewohnheiten moderner industrialisierter Gesellschaften. Kurzfristige Engpässe könnten zwar über regulatorische oder freiwillige Maßnahmen gemildert werden („Mobilitätsgutscheine“, „autofreier Sonntag“ etc.). Insbesondere die suburbanen Siedlungsstrukturen in den entwickelten Ländern (Leben in der Vorstadt - Arbeiten in der Innenstadt) hemmen aber eine beschleunigte Transformation des Individualverkehrs. Alle damit zusammenhängenden Wirtschaftssektoren gerieten im Falle starker Einschränkungen in einen Abschwung – von der Automobilindustrie über das Baugewerbe bis hin zum Tourismus. Die „Mobilitätskrise“ könnte zu einer neuen Ausprägung der Wirtschaftskrise werden." Für die Mobilitäts-Infrastruktur auf lokaler und regionaler Ebene sind insbesondere die Kommunen zuständig. Vorbeugendes Handeln würde bedeuten, Peak Oil bereits heute bei stadtplanerischen Vorgängen zu berücksichtigen und Siedlungsstrukturen so auszurichten, daß sie möglichst ohne ölgetriebene Fahrzeuge zurechtkommen. Dieser Blickwinkel mag angesichts der Stadtplanungen der "autogerechten Stadt" der 1960er und 1970er Jahre befremdlich wirken, allerdings ist nicht zu erwarten, dass die PKW-Dichte von heute in der noch verfügbaren Zeit auf Elektromobilität umgestellt werden kann4. Das wissen auch die Autoren der Studie, die darauf verweisen, daß die Umstellung auf Elektrizität als Nutzenergie ebenfalls mit enormem Rohstoffeinsatz verbunden ist und diese Rohstoffe (beispielsweise Lithium als Batteriegrundlage) ebenfalls von Peaks bedroht sind. Kommunen sollten ihre verkehrsplanerischen Schwerpunkte angesichts von Peak Oil deshalb auf Fußläufigkeit und energiearme Verkehrsmittel setzen.

Noch ernstere Auswirkungen kann laut der Bundeswehr-Studie die Verteuerung des Güterverkehrs haben: "Die internationale Arbeitsteilung in ihrer heutigen Ausprägung globaler Prozess- und Güterketten von Waren aller Art wurde maßgeblich durch technische Fortschritte im Frachtverkehr (Containerschiffe, Lastkraftwagen, Kühlsysteme) ermöglicht, der im Kern auf fossilen Treibstoffen basiert. Im Unterschied zum Individualverkehr ist eine Elektrifizierung des Güterverkehrs mit den heute üblichen Verkehrsmitteln und in ausreichendem Umfang deutlich komplizierter. Mobilität auf Basis fossiler Treibstoffe dürfte daher noch lange eine Grundvoraussetzung von sowohl weltweit als auch regional sehr ausdifferenzierten Wirtschaftskreisläufen bleiben. Eine Einschränkung dieser Mobilität hätte unmittelbare Auswirkungen auf die globale Arbeitsteilung, den Handel und das Preisgefüge. Engpässe bei der Versorgung mit auch existenziell wichtigen Gütern wären als Konsequenz denkbar." Diese Aussage hinterfragt indirekt die Exportorientierung der deutschen Wirtschaft. Peak Oil ist deshalb eine besondere Bedrohung für Kommunen und Regionen, die sich stark vom Export abhängig gemacht haben.

Eine Versorgungskrise ist durch Peak Oil durchaus wahrscheinlich, insbesondere der Nahrungsbereich wird durch die Studie kritisch hinterfragt und beleuchtet. Auch wenn die Autoren betonen, daß sie die Nahrungssicherheit in den entwickelten Ländern als sehr hoch ansehen, sehen sie zu Peak-Oil-induzierten Nahrungsmittelkrisen grundlegende Unterschiede zu vorangegangenen Krisen:

  • sie beträfe alle über größere Entfernungen gehandelten Nahrungsmittel
  • Preissteigerungen wären anhaltend, da sie nicht durch einmalige Mißernten o.ä. hervorgerufen wären
  • Anreiz zur Landflächennutzung für Biokraftstoffe nimmt zu
  • Ernteerträge hängen ebenfalls vom Erdöl ab: Treibstoff, Dünge- und Pflanzenschutzmittel und "andere Chemikalien zur Ertragssteigerung"

Transformation der Wirtschaftsstrukturen

Erdöl ist Grundstoff der heutigen Wirtschaftsweise

Die Studie sieht eine umfassende Transformation der Wirtschaftsstrukturen bevorstehen. "Da Erdöl direkt oder indirekt zur Produktion über 90 % aller Industriegüter benötigt wird, würden sich Auswirkungen in der gesamten Wirtschaftsstruktur zeigen. Da eine Verteuerung des Öls fast alle Preisrelationen verschieben würde, müssten sich der Konsum und damit auch die inländische Produktion und der Außenhandel dauerhaft auf die neuen Ölpreise einstellen." Auch wenn es nicht explizit genannt wird, ist es fraglich, ob die deutsche Strategie der "Exportweltmeisterschaft" angesichts Peak Oil aufrecht zu erhalten ist. Die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von der Automobilproduktion ist unter diesem Blickwinkel als gefährlich einzuschätzen und betrifft besonders Regionen, in denen diese Branche verstärkt als Wirtschaftsfaktor vorhanden ist. Die Autoren sprechen in diesem Zusammenhang von Transformationsarbeitslosigkeit: "Im Besonderen kann sich eine Entwertung des Humankapitals der Arbeitnehmer vollziehen, da aufgrund des Strukturwandels Qualifikationen, die bis zu diesem Zeitpunkt durchaus adäquat waren, durch andere Qualifikationsanforderungen abgelöst werden. Transformationsarbeitslosigkeit könnte in Abhängigkeit von ihrem Umfang und ihrer Dauer zu einem großen volkswirtschaftlichen Problem werden." Für vorbeugende Aktivitäten durch Kommunen ist dieser Punkt besonders relevant. Die Ausbildung künftiger Arbeitskräfte sollte deshalb ebenfalls im Hinblick auf Peak Oil überdacht werden. Die "Bloomington Peak Oil Tast Force", deren Abschlussbericht in der Bundeswehr-Peak-Oil-Studie zitiert wird, empfiehlt beispielsweise die vermehrte Ausbildung von Landwirten. Überspitzt gesagt ist zu vermuten, daß wir angesichts Peak Oil künftig mehr Landwirte, Handwerker und Ingenieure brauchen, als Grafikdesigner, Steuerberater oder Versicherungsvertreter.

Der Übergang zu einer postfossilen Gesellschaft ist laut Studie mit der Gefahr des Vertrauensverlustes in die staatlichen Institutionen verbunden: "Zum anderen ist es nicht auszuschließen, dass das Vertrauen der Bevölkerung in staatliche Institutionen und die Politik erheblich erschüttert würde. Dieses Vertrauen dürfte gerade in solchen Gesellschaften noch weiter schwinden, in denen es bereits geschwächt ist - vor allem wenn in Krisenzeiten offensichtlich würde, dass Regierungen es in der Vergangenheit versäumt haben, angemessene Lösungsstrategien zu erarbeiten und der Gesellschaft in dieser Umbruchsphase Orientierung zu bieten. Dieser personalisierte Vertrauensschwund, der sich beispielsweise in Form von „Politikerschelte“ äußert, könnte sich je nach Intensität und Dauer in einer allgemeinen und anhaltenden Vertrauenskrise gegenüber zentralen staatlichen Institutionen und ihrer Problemlösungsfähigkeit verfestigen. Eine Gesellschaft ist jedoch ohne Vertrauen nicht überlebensfähig." (frühere Fassung: "Das Vertrauen in staatliche Institutionen und die Politik dürfte in solchen Gesellschaften noch weiter geschwächt werden, in denen dieses bereits geschwächt ist. Vor allem wenn es offensichtlich wird, dass es die Regierungen versäumt haben, angemessene Lösungsstrategien zu erarbeiten und der Gesellschaft in dieser Umbruchsphase damit Orientierung zu bieten. Der Vertrauensschwund von Bevölkerungen gegenüber staatlichen Institutionen kann sich in einer Vertrauenskrise gegenüber der Politik verfestigen. Eine Gesellschaft ist jedoch ohne Vertrauen nicht überlebensfähig, was insbesondere das Vertrauen in die Vertreter der zentralen gesellschaftlichen Institutionen einschließt.") In dieser Aussage steckt erneut die Empfehlung, daß sich öffentliche Institutionen rechtzeitig und vorbeugend mit dem Thema auseinandersetzen, um nicht Gefahr zu laufen, das in sie gesetzte Vertrauen durch Versäumnisse zu verspielen. Peak Oil wird einen so umfassenden Wandel in unseren Gesellschaftsstrukturen auslösen, daß es im Grunde Aufgabe jeder Kommune ist, nach dem Vorbild von US-Kommunen "Transition Task Forces" zu installieren und die eigene Gefährdung zu analysieren und Vorbeugemechanismen umzusetzen.

Prävention jetzt!

Die Bundeswehr-Studie enthält ein Tipping-Point-Szenario, bei dem der worst case einer rasanten Preissteigerung beim Erdöl verbunden mit Versorgungsengpässen und einer resultierenden Wirtschaftskrise in relativ kurzer Zeit beleuchtet wird. Dieses Szenario hinterläßt die Schlussfolgerung: "In Anbetracht des Globalisierungsgrades ergibt sich für alle Industrieländer - auch für Deutschland - ein hohes systemisches Risiko auch unabhängig von der eigenen Energiepolitik." Daraus läßt sich erneut ablesen: rechtzeitige Vorbereitung ist notwendig!

Die Autoren empfehlen den Aufbau redundanter Strukturen zuungunsten der Effizienz aber zugunsten der Ausfallsicherheit sowie die Förderung der "Selbstorganisation von Bürgern auf lokalem Level": "Die Handlungsfähigkeit Deutschlands hängt von funktionierenden Infrastrukturen ab. Eine gezielte Vorbereitung auf unbekannte Herausforderungen ist schwierig, aber nicht gänzlich unmöglich. Aus systemischer Sicht gibt es hierzu Ansätze aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen, die zu einem gewissen Grad auf die sicherheitspolitische Ebene übertragbar sind. Zunächst sind Analysen von Abhängigkeiten lebensnotwendiger Infrastrukturen und Subsysteme vom Wirtschaftssystem und dem Ölmarkt möglich. Eine bessere Kenntnis und gezielte Reduktion dieser Abhängigkeiten zur Stabilisierung einzelner, besonders wichtiger Subsysteme, kann Handlungsfähigkeit aufrecht erhalten. Beispielsweise kann die Schaffung plattformunabhängiger Kommunikationssysteme mit niedrigem Integrationsgrad in Krisenfällen ein wichtiges Steuerungssystem sein. Auch die Schaffung von Redundanzen ist ein probates Mittel. Häufig erfolgt eine Zentralisierung aus Effizienzgründen auf Kosten der Systemstabilität. Zweifellos kann beispielsweise ein Großkraftwerk effizienter arbeiten als viele kleine Kraftwerke, fällt es jedoch aus, gibt es kein Netzwerk, das es ersetzen kann. Auf gesellschaftlicher Ebene ist deshalb auch eine
Stärkung von Möglichkeiten und Fähigkeiten zur Selbstorganisation von Bürgern auf lokalem Level denkbar, vergleichbar dem Prinzip der Freiwilligen Feuerwehren."
Damit greifen die Autoren (bewusst oder unbewusst) die Herangehensweise der Transition-Bewegung auf, die seit einigen Jahren dem Credo folgt, das Peak Oil-Problem lokal anzugehen und die eigenen Kommunen "resilient", also "widerstandsfähig" zu machen. Redundanz, also die mehrfache Auslegung kritischer Infrastrukturen, kennt man aus dem Ingenieur- oder Informatik-Bereich. Dort werden sicherheitsrelevante Bauteile oder Systeme mehrfach installiert, damit beim Ausfall eines Systems ein anderes dessen Aufgaben übernehmen kann und damit den Gesamtausfall verhindert. Man erinnere sich an Berichte über den Ausfall verschiedener Systeme in den Raumstationen (z.B. der ISS), wo nach Ausfall eines Bordcomputers, eines Kühlsystems oder eines WCs ein anderes dieser Systeme verfügbar war. Nach diesem Schema können Kommunen redundante Systeme erreichten im Bereich

  • der Kommunikation (lokale öffentliche Netzstrukturen ergänzend zu den privatwirtschaftlichen Netzen)
  • der Finanzwirtschaft (Regionalwährungen ergänzend zum bestehenden Banksystem)
  • der Mobilität (ÖPNV ergänzend zum Privat-PKW und -LKWs)
  • der Energieerzeugung (Erneuerbare Energien ergänzend zu Großkraftwerken der Energiewirtschaft)
  • der Versorgung (Erhalt und Ausbau der Regionalwirtschaft ergänzend zur Exportwirtschaft)

Fazit

 
Das Fazit der Studie besagt unter anderem: "Die vorliegenden Ergebnisse geben Ansatzpunkte für weiteren Forschungsbedarf. Dies sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die maßgeblichen Hürden einer Vorbereitung auf drastische Verknappungen der Ressourcenbasis der deutschen Volkswirtschaft wahrscheinlich im Bereich der Implementierung geeigneter präventiver Maßnahmen liegen werden. Der mit diesen verbundene Paradigmenwechsel – weniger Effizienz, mehr Robustheit – widerspricht ökonomischer Logik und kann deswegen nur in begrenztem Umfang Marktkräften überlassen werden." Und weiter: "Der Faktor Zeit kann für den Erfolg der Transformation zu post-fossilen Gesellschaften dabei entscheidend sein. Um diesbezügliche demokratische Entscheidungsprozesse zu beschleunigen, müssen die Gefahren einer erodierenden Ressourcenbasis im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert werden. Nur so kann das notwendige Problembewusstsein für anstehende Weichenstellungen entstehen. Gleichzeitig müssen eigene Möglichkeiten der Vorbereitung geprüft und ergriffen werden. Dezentrale Lösungsansätze können zwar von zentraler Stelle gefördert, aber in der Regel nicht entwickelt und implementiert werden." Damit heben die Autoren die Rolle der Kommunen hervor, die die gesellschaftlichen Knotenpunkte dezentraler Lösungsansätze sind: In den Kommunen muss ein Problembewusstsein entstehen und die Lösungen lokal entwickelt und umgesetzt werden. Dieselbe Strategie empfiehlt die Studie auch für die Bundeswehr selbst und ihre Einsätze, indem die Autoren empfehlen, lokale Versorgungsstrukturen der zentralen Versorgung vorzuziehen: "Redundanzen sowie lokale Lösungen zur Erlangungen einer materiellen Teilautarkie können helfen, Ressourcenbedarf und damit einhergehende Belastungen bei Preissteigerungen oder Ressourcenverknappung zu überwinden. Besonders in meist lang andauernden Stabilisierungseinsätzen in Gebieten mit rudimentärer Infrastruktur ist eine lokale Bedarfsdeckung einer von Deutschland aus gelenkten, umfassenden und zentralen Versorgung vorzuziehen."

 

Drucken

Fußnoten

 
August 2010, letzte Änderung 04.03.2011, Norbert Rost, Büro für postfossile Regionalentwicklung Dresden, www.regionalentwicklung.de

Quellen:

  1. Zentrum für Transformation der Bundeswehr, Dezernat Zukunftsanalyse: Streitkräfte, Fähigkeiten und Technologien im 21. Jahrhundert, Teilstudie 1: Peak Oil - Sicherheitspolitische Implikationen knapper Ressourcen. (PDF), die im August 2010 an die Öffentlichkeit gelangte Fassung findet sich hier. Geändert hat sich an den Fassungen insbesondere der Umfang der Fussnoten sowie eine Abschwächung einzelner Aussage durch intensive Nutzung des Konjunktivs (hätte, würde, könnte...). Die Grundaussagen sind gleichgeblieben.
  2. Interview mit dem Kommandeur des Zentrums für Transformation der Bundeswehr, General Drews zum Transformationsprozess der Armee
  3. Der Hirsch-Report ist eine für die US-Regierung unter George W. Bush erstellte Studie zu Peak Oil. Sie kommt zu der Aussage, für ein Umgehen der Wirkungen von Peak Oil sei ein Zeitraum von 20 Jahren erforderlich. Präventionsmassnahmen 10 Jahre vor dem Peak Oil sollen reichen, um die größten Schäden zu vermeiden, lassen aber trotzdem tiefgreifende Wirkungen erwarten.
  4. In Deutschland sind etwa 48 Millionen PKW zugelassen, die Elektromobilitätsoffensive der Bundesregierung strebt die vergleichsweise geringe Anzahl von 1 Million Elektroautos bis zum Jahr 2020 an.

InfoBox

Barometer

Peak-Oil Barometer

Newsletter

Newsletter abonnieren